Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 214 Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.) 1530

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Sterbeinschrift für Wolf von Leublfing auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Kapellenkranz, Sakramentskapelle (östliche Kapelle), Ostwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, darin Relief lebensgroße Darstellung des Verstorbenen im Riefelharnisch mit geöffnetem Visier, die Linke am Schwert, in der Rechten eine Fahne, zu seinen Füßen links und rechts je ein Vollwappen. Rotmarmor. Oberfläche teils mit Bild- und Textverlust beschädigt, untere Schmalseite vom Fußboden verdeckt.

Text und Wappen ergänzt nach Cgm 5608.

Maße: H. (sichtbar) 205 cm, B. 122 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/5]

  1. Anno dom(in)ia) 15[30] Jar am erch/tag nach Vlricy ist gestorben der Edl vnd Ernuest Wo[lf von Leubelfingb) zue Hauzensteinc) de]md) got genedig seỵ

Datum: 1530 Juli 5.

Wappen:
Leublfing1), Fraunberg2).

Kommentar

Halm weist die Platte der Werkstatt Jörg Gartners zu3). Dieser Zuschreibung folgt auch Kdm4).

Aus inschriftenpaläographischer Sicht kann diese Zuweisung weder falsifiziert noch bestätigt werden, da hier nicht die für Gartner typische Gotico-Antiqua verwendet wird. Gartner arbeitete sicher auch in Gotischer Minuskel. Ein eindeutiger Gartner-Typ dieser Schriftart konnte jedoch bisher nicht herausgearbeitet werden. Die Schriftausprägungen, die mit Gartner in Verbindung gebracht werden könnten5), sind jedoch nicht identisch mit der Ausführung auf der Grabplatte für Wolf von Leublfing. Vielmehr ist die Platte der Werkstatt des „Sigmund Rueder“ zuzuweisen. Auffallend ist der A-Versal, dessen Bestandteile in Schwellzüge aufgelöst sind und der einen doppelten Balken aufweist. Der linke geschwungene Abschnitt des oberen gebrochenen Bogens bei a wird in den Buchstaben hineingeführt. Der untere Bogen des g ist waagrecht. Diese Elemente finden sich auch auf der Wappengrabplatte für Alban von Closen (Nr. 207) (vgl. Einleitung 27).

Wolf von Leublfing war der Sohn des Paul und der Barbara, geb. Zenger. Er heiratete 1510 Helena, geb. von Fraunberg. Nach Cgm 2290/17 hatten sie sieben Töchter und elf Söhne6). Wolf nennt sich in der Inschrift nach dem Edelsitz Hauzenstein7), den die Familie lange Zeit innehatte. Wolfgang erwarb selbst die Hofmarken Riekofen (1495) und Dengling (1526)8). Er war der erste nachweisbare Pfleger zu Stadtamhof9).

Textkritischer Apparat

  1. Nach o vier Mittellängenschäfte, möglich wäre auch die Lesung do(m)ini.
  2. Leybelfing BHStA KL Aldersbach 17; Leibelfing Cgm 2267/2 und Cgm 2290/17, Leiblfing Cgm 2002.
  3. Hautzenstain BHStA KL Aldersbach 17.
  4. Text verläuft über die untere Schmalseite, genaue Stellen des Zeilenumbruchs unklar.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 15 (Stammwappen).
  2. Siebmacher Bay 34.
  3. Vgl. Halm, Süddeutsche Plastik I, 246: Halm nennt den „Grabstein des Ritters Wolfgang Jahenstorffer zu Gutteneck im Kapellenumgang der Klosterkirche zu Aldersbach“. Sicher meint er die figurale Platte für Wolf von Leublfing: Es gibt in Aldersbach kein Denkmal für einen Wolfgang Jahenstorffer; die Namenslesung ist am Original nicht erkennbar; auch die Jahreszahl ist beschädigt (Halm nennt kein Jahr). Halm könnte auf Grund des Wappens eine falsche Zuweisung zur Familie der Jahenstorffer gemacht haben; sie führten einen Schild mit zwei Balken (vgl. Siebmacher BayA1 45).
  4. Kdm NB XIV (Vilshofen) 45: Wolf wird hier bereits als von Leublfing identifiziert.
  5. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf. und Einleitung 25f.
  6. Vgl. Cgm 2290/17 fol. 187r.
  7. Schloss Hauzenstein, Gde. Wenzenbach, Lkr. Regensburg/OPf.
  8. Zu Dengling vgl. HAB Altbayern I, 66 (Regensburg II) 494; zu Riekofen, VG Sünzing, Lkr. Regensburg. Die Hofmark befand sich fast 200 Jahre im Besitz der Leublfing.
  9. Vgl. Reil, Richter 75; dort ließ er nach Cgm 2290/17 fol. 187v in der Kirche des Augustinerchorherrenstiftes St. Mang ein nicht erhaltenes Epitaph für sich und seine Familie errichten.

Nachweise

  1. Cgm 5608 fol. 46r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 559 Nr. 48; Cgm 2267/2, fol. 92r; Cgm 2290/17 fol. 187v; Cgm 2002 fol. 84r, rechte Spalte; Kdm NB XIV (Vilshofen) 44f., Fig. 26; Liedke, Zisterzienserabtei 20, Abb. 25; Högg, Aldersbach Nr. 22.
Addenda & Corrigenda (Stand: 08. Februar 2022):

Nr. 214Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.)1530

Beschreibung

Sterbeinschrift für Wolf von Leublfing auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Kapellenkranz, Sakramentskapelle (östliche Kapelle), Ostwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, darin Relief lebensgroße Darstellung des Verstorbenen im Riefelharnisch mit geöffnetem Visier, die Linke am Schwert, in der Rechten eine Fahne, zu seinen Füßen links und rechts je ein Vollwappen. Rotmarmor. Oberfläche teils mit Bild- und Textverlust beschädigt, untere Schmalseite vom Fußboden verdeckt. Bei Sanierungsarbeiten 2020 vorübergehend freigelegt.

Maße: H. (sichtbar) 205 cm, B. 122 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Text ergänzt nach Photoaufnahme 2020, Jahreszahl ergänzt nach Cgm 5608.

  1. Anno dom(in)ia) 15[30] Jar am erch/tag nach Vlricy ist gestorben der Edl vnd Ernuest Wo[lff vo(n) / Leubelfing zue Hauzenstain / de]m got genedig sey

Datum: 1530 Juli 5.

 
Wappen:
Leublfing1), Fraunberg2).

Kommentar

Halm weist die Platte der Werkstatt Jörg Gartners zu3). Dieser Zuschreibung folgt auch Kdm4).
Aus inschriftenpaläographischer Sicht kann diese Zuweisung weder falsifiziert noch bestätigt werden, da hier nicht die für Gartner typische Gotico-Antiqua verwendet wird. Gartner arbeitete sicher auch in Gotischer Minuskel. Ein eindeutiger Gartner-Typ dieser Schriftart konnte jedoch bisher nicht herausgearbeitet werden. Die Schriftausprägungen, die mit Gartner in Verbindung gebracht werden könnten5), sind jedoch nicht identisch mit der Ausführung auf der Grabplatte für Wolf von Leublfing. Vielmehr ist die Platte der Werkstatt des „Sigmund Rueder“ zuzuweisen. Auffallend ist der A-Versal, dessen Bestandteile in Schwellzüge aufgelöst sind und der einen doppelten Balken aufweist. Der linke geschwungene Abschnitt des oberen gebrochenen Bogens bei a wird in den Buchstaben hineingeführt. Der untere Bogen des g ist waagrecht. Diese Elemente finden sich auch auf der Wappengrabplatte für Alban von Closen (Nr. 207) (vgl. Einleitung 27).
Wolf von Leublfing war der Sohn des Paul und der Barbara, geb. Zenger. Er heiratete 1510 Helena, geb. von Fraunberg. Nach Cgm 2290/17 hatten sie sieben Töchter und elf Söhne6). Wolf nennt sich in der Inschrift nach dem Edelsitz Hauzenstein7), den die Familie lange Zeit innehatte. Wolfgang erwarb selbst die Hofmarken Riekofen (1495) und Dengling (1526)8). Er war der erste nachweisbare Pfleger zu Stadtamhof9).

Textkritischer Apparat

  1. Nach o vier Mittellängenschäfte, möglich wäre auch die Lesung do(m)ini.

Anmerkungen

  1. 1.Siebmacher Bay 15 (Stammwappen).
  2. 2.Siebmacher Bay 34.
  3. 3.Vgl. Halm, Süddeutsche Plastik I, 246: Halm nennt den „Grabstein des Ritters Wolfgang Jahenstorffer zu Gutteneck im Kapellenumgang der Klosterkirche zu Aldersbach“. Sicher meint er die figurale Platte für Wolf von Leublfing: Es gibt in Aldersbach kein Denkmal für einen Wolfgang Jahenstorffer; die Namenslesung ist am Original nicht erkennbar; auch die Jahreszahl ist beschädigt (Halm nennt kein Jahr). Halm könnte auf Grund des Wappens eine falsche Zuweisung zur Familie der Jahenstorffer gemacht haben; sie führten einen Schild mit zwei Balken (vgl. Siebmacher BayA1 45).
  4. 4.Kdm NB XIV (Vilshofen) 45: Wolf wird hier bereits als von Leublfing identifiziert.
  5. 5.Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf. und Einleitung 25f.
  6. 6.Vgl. Cgm 2290/17 fol. 187r.
  7. 7.Schloss Hauzenstein, Gde. Wenzenbach, Lkr. Regensburg/OPf.
  8. 8.Zu Dengling vgl. HAB Altbayern I, 66 (Regensburg II) 494; zu Riekofen, VG Sünzing, Lkr. Regensburg. Die Hofmark befand sich fast 200 Jahre im Besitz der Leublfing.
  9. 9.Vgl. Reil, Richter 75; dort ließ er nach Cgm 2290/17 fol. 187v in der Kirche des Augustinerchorherrenstiftes St. Mang ein nicht erhaltenes Epitaph für sich und seine Familie errichten.

Nachweise

  1. Cgm 5608 fol. 46r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 559 Nr. 48; Cgm 2267/2, fol. 92r; Cgm 2290/17 fol. 187v; Cgm 2002 fol. 84r, rechte Spalte; Kdm NB XIV (Vilshofen) 44f., Fig. 26; Liedke, Zisterzienserabtei 20, Abb. 25; Högg, Aldersbach Nr. 22.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 214 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0021404.