Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 207 Uttigkofen, Gde. Aldersbach, Friedhof 1524

Beschreibung

Grabinschrift für Alban von Closen auf Haidenburg auf einer Wappengrabplatte. Nordwestliche Friedhofsmauer, Ostseite, vierte Platte von Süden. Hochrechteckige Platte, im oberen Bereich Inschrift (I), darunter in vertieftem rechteckigem Feld Relief Vollwappen unter Astwerkbogen, in den unteren Ecken je ein Wappenschild, hinter den Helmzierden ein Schriftband mit Datierung (II). Rotmarmor. Oberfläche teils beschädigt.

Maße: H. 200 cm, B. 99 cm, Bu. 4 cm (I), 3,5 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Hie ligt begraben der Edl vnd vest / Alban von klossen zw haid(e)nburg / Erb marschaka) Jm nyderlants paier(e)n / der gestorben ist an Samcztag nach / sand Marttanstag dem got genedig / Vnd Parmherczig well Sein Ame(n) / Anno Domini M vc xxiiii Jar

  2. II.

    ALL HER//NACHb) // 1 // 5 // 24c)

Datum: 1524 November 12.

Wappen:
Closen1), Closen2), Fraunberg3).

Kommentar

Die Gotische Minuskel ist auf den ersten Blick wenig auffällig. Über einige Versalien (besonders A) und Elemente der Textschrift (z.B. Bogen-r, a und g) kann der Schrifttyp jedoch mit der Gotischen Minuskel auf der figuralen Grabplatte für Wolf von Leublfing in Aldersbach (Nr. 214) und somit mit der Werkstatt des „Sigmund Rueder“ in Verbindung gebracht werden (vgl. Einleitung 27).

Die Kapitalis weist einige wenige Elemente aus dem frühhumanistischen Bereich, wie die Ausbuchtungen am H-Balken und am N-Schrägschaft oder den nach links verlängerten Deckbalken bei A, auf.

Der in Inschrift II genannte Spruch ALL HERNACH findet sich häufiger auf Grabdenkmälern. Es handelt sich vermutlich um eine Art des Memento mori4).

Auffällig ist die Anordnung der Wappen. Dem Vollwappen der Closen in der zu dieser Zeit üblichen Form mit quadriertem Schild, dem Stammwappen der Closen in den Feldern eins und vier und dem der abgestorbenen Mühlberger in Feld zwei und drei sowie dem Oberwappen aus den Helmzierden dieser beiden Familien, ist heraldisch rechts nochmals das Stammwappen der Closen, heraldisch links das Wappen von Albans Ehefrau Anna, geb. von Fraunberg, als Beiwappen angefügt.

Zur Person vgl. Nr. 185.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! l fehlt.
  2. Von der Helmzier unterbrochen; es folgt ein Knick im Schriftband.
  3. Von der Helmzier unterbrochen.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 29.
  2. Siebmacher Bay 29 (Stammwappen).
  3. Siebmacher Bay 34 (Stammwappen).
  4. Vgl. z.B. DI 1 (Mainz) Nr. 400, DI 25 (Lkr. Ludwigsburg) Nr. 79, DI 65 (Kärnten II, St. Veit an der Glan) Nr. 366.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 327f.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 207 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0020701.