Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 203 Kößlarn, Pfk. und Wallfahrtsk. Hl. Dreifaltigkeit 1521

Beschreibung

Grabinschrift für Ulrich Winter und Johannes Kranwider auf einer Grabplatte. Innen, beim Südwestportal, Westwand, erste Platte von Süden. Im unteren Teil der Platte umlaufend die Sterbeinschrift, in der Mitte die Namen und Todesjahre der Verstorbenen. Platte wohl in der Zeit um 1740 von der Hand des Bildhauers Johann Michael Jörg überarbeitet. Im oberen Teil in einer rechteckigen Vertiefung Brustbilder der beiden Verstorbenen in Mönchstracht, gemeinsam ein Buch mit einem Kelch haltend, darüber Wappenmedaillon mit Inkrustation. Unten innerhalb der Umschrift, über der Ursprungsbeschriftung Schriftzeilen1), darunter Medaillon mit Beschriftung2), beides in einer schrägliegenden humanistischen Minuskel des 18. Jahrhunderts. Rotmarmor.

Maße: H. 166 cm, B. 77 cm, Bu. 5 cm (I), 4 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Hac in pace dei fratres / sub mole quiescent Alderspa/censes dum tuba sum(m)aa) / canet

  2. II.

    Vlricus Winter 1515 / Joannes kranwider 1521

Übersetzung:

Hier ruhen in Frieden unter der Erde zwei Aldersbacher Brüder, solange bis die letzte Posaune ertönt. (I)

Versmaß: Distichon. (I)

Kommentar

Die Platte wurde im 18. Jahrhundert überarbeitet (vgl. Einleitung 48). Leider ist unklar, inwieweit bei diesem Vorgang auch die Beschriftung in Gotischer Minuskel erneuert wurde. Gewisse Ähnlichkeiten mit der Inschrift auf dem Epitaph für Heinrich Greiner in St. Salvator (Nr. 190), die der Werkstatt des „Sigmund Rueder“ zugeordnet werden kann, weisen die Schrift als original aus. So ist die Ausgestaltung von 5 in beiden Inschriften analog. Auch die Grundformen einiger Versalien (A, H, gebrochener Schaft bei B bzw. V) gleichen einander. Die Gemeinen weisen wenige Besonderheiten auf, was den Vergleich erschwert. In beiden Inschriften sind beispielsweise die unteren Bogenabschnitte bei p diagonal gestaltet.

Das Aldersbacher Necrologium D vermerkt zu Ulrich Winter, dass er Senior Sacellan in Kößlarn war und dort bestattet wurde, seiner wurde am 28. Januar gedacht3). Des Johannes Kranwid(l)er gedenkt das Aldersbacher Necrologium am 15. April; es vermerkt, er sei Kaplan in Kößlarn und lange Jahre Prior von Aldersbach gewesen; das Asbacher Necrologium gedenkt seiner am 17. Mai4).

Textkritischer Apparat

  1. Kein Kürzungszeichen erkennbar.

Anmerkungen

  1. Fr(ater) Vdalricus Winter & Fr(ater) Joannes / Kranwidter. Anordnung: erst die beiden Titel verbunden mit kaufmännischem Und-Zeichen, darunter die Namen, der zweite in eine weitere Zeile reichend.
  2. Ambo Professi Alderspa/censes Sepulti jn Eccl(es)ia hac / Mariana ante Ara(m) S(anctae) Annae / 1515 // 1521. Jahreszahlen auf dem Rand des Medaillons.
  3. MGH Necrologia Germaniae IV, 9, vgl. Krick, Seelsorgevorstände 168.
  4. MGH Necrologia Germaniae IV, 19 (Aldersbach), IV 85 (Asbach). Nahezu zeitgleich gibt es einen Asbacher Konventualen namens Johannes Kranwitter, er ist wohl am 17. Februar verstorben. Vgl. MGH Necrologia Germaniae IV, 34 (Niederaltaich), IV, 76 (Asbach), IV, 172 (St. Salvator).

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 168f.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 203 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0020309.