Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 177 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Pfk. St. Matthäus (ehem. Benediktinerabteik.) 1511

Beschreibung

Grabinschrift für den Abt Adam Stöger auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Nordseite, erste Seitenkapelle von Osten, Nordwand. Hochrechteckige Platte, Seiten leicht abgeschrägt, durch sich in den Ecken überschneidende Profilleisten vom Reliefteil abgetrennt, in den Eckfeldern je eine Rosette, rechts unten zwei Gesichter, erhabene Umschrift an der linken Langseite unten beginnend, durch die Eckfelder unterbrochen. Im Feld Relief, unter einer Rankenwerkarkade die Ganzfigur des Verstorbenen im Rauchmantel, auf einem Podest im Kontrapost stehend, die Rechte zum Segensgestus erhoben, mit der Linken den Abtsstab haltend, auf Höhe des Hauptes zwei Putti, der linke die Mitra, der rechte den Abtsstab umgreifend, zu Füßen des Verstorbenen links ein Wappenschild, rechts ein kleines Hündchen. Gewand und Insignien mit reichem figürlichem Schmuck, auf der Mitra Darstellung Mariä Verkündigung mit leerem Schriftband, an den Leisten des Rauchmantels Apostel unter Kielbögen, in der Krümme des Stabes Evangelist am Schreibpult, mutmaßlich Matthäus; der Abt trägt statt des üblichen Brustkreuzes eine Plakette mit dem dornengekrönten Haupt Christi. Platte leicht beschädigt. Rotmarmor.

Maße: H. 229 cm, B. 104 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/7]

  1. Revẹṛẹṇd(us) ∙ cubat ∙ hic ∙ Abbas ∙ Adam ∙h(uius)cea) ∙ cenoby ∙ Marmoreb) ∙ ho(c)c) ∙ c(er)ned) / cauo ∙telluri ∙ corp(us) ∙ Et ∙ me(n)te(m) / r(e)ddid(i)te) ∙ astris ∙cepit ∙ vtru(m)q(ue) ∙ sui ∙ q(ui)d ∙ q(ui)d ∙ h(abe)ref) ∙ ded(i)te)aspectu ∙ fruit(u)rg) ∙ nu(n)c ∙ s(i)n(e) fine / dei ∙obyt ∙ A(nn)oc) ∙ d(omi)ni ∙ 1 ∙ 5 ∙ 11h)

Übersetzung:

Hier liegt Adam, der hochwürdige Abt dieses Klosters, siehe in diesem ausgehöhlten Marmor. Er gab der Erde seinen Körper und dem Himmel seinen Geist zurück. Beide nahmen das von ihm, was sie (einst) als Habe zugestanden. Nun genießt er ewig den Anblick Gottes. Er starb im Jahre des Herrn 15111).

Versmaß: Hexameter (Zeile 1 (unvollständig), 3), Pentameter (Zeile 2 (prosodisch unrein), 4 und 5)1).

Wappen:
Abt Adam Stöger2).

Kommentar

Das Denkmal für Adam Stöger kann bislang nicht eindeutig einer Werkstatt zugeordnet werden (vgl. Einleitung 26f.).

Der Text enthält für eine Grabinschrift relativ viele Abkürzungen.

Interessant ist, dass sich der identische Text auf dem Grabdenkmal des Abtes Nikolaus Humbler (gest. 1516), eines Zeitgenossen Stögers, in der Benediktinerklosterkirche St. Veit findet3). Dieses Denkmal wird dem Meister Hanns Peurlin dem Mittleren zugeschrieben. Da das Asbacher Denkmal andere Stilelemente aufweist, kann es nicht aus derselben Werkstatt sein. Der Text muss sich also auf einem anderen Weg tradiert haben. Möglich wäre, dass beiden Denkmälern eine (bislang) unbekannte Quelle zugrunde liegt. Die unreinen Verse, die besonders den Beginn der Grabinschrift kennzeichnen, könnten daher rühren, dass ein ursprünglicher Vers (für eine Person mit längerem Namen) auf den jeweiligen Verstorbenen (mit kürzerem Namen) umgeschrieben wurde.

Eine Verbindung zwischen Abt Nikolaus Humbler und Asbach ist durch einen Eintrag im Asbacher Necrologium unter dem 3. März bezeugt4).

Abt Adam Stöger (1508-1511) folgte auf Benedikt Ziegler (vgl. Nr. 175). Die für die Geschichte der Abtei wichtigste Leistung seiner kurzen Regentschaft war die Einführung einer Konventualenliste5).

Textkritischer Apparat

  1. us-Haken als Kürzungszeichen mitten im Wort; über e ein Halterungshaken.
  2. Rechter Teil des o bei farbiger Fassung der Schrift unten mit schwarzer Farbe fälschlich nach rechts gebrochen; Bogen-r sehr schmal.
  3. o als Kürzungszeichen hochgestellt.
  4. Ein gebogener Haken als Kürzungszeichen, kaum noch erkennbar.
  5. t am Wortende als Kürzungszeichen hochgestellt.
  6. Doppelter Kürzungsstrich.
  7. r als Kürzungszeichen hochgestellt.
  8. Rest der Zeile frei.

Anmerkungen

  1. Die ersten beiden Verse sind metrisch unrein und daher nicht eindeutig aufzulösen. Für Hilfe bei der Übersetzung und bei den Versen gilt herzlicher Dank Herrn Dr. Ilas Bartusch und Herrn Dr. Harald Drös, beide Arbeitsstelle Inschriften Heidelberg.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 37.
  3. Neumarkt-Sankt Veit, Lkr. Mühldorf am Inn/OB.; vgl. Liedke, Augsburger Sepulkralskulptur 76, Abb. 64.
  4. Vgl. MGH Necrologia Germaniae IV, 78.
  5. Vgl. Putz, Benediktiner-Abtei 77.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 53, Fig. 25.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 177 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0017704.