Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 170 Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.) 1501

Beschreibung

Sterbeinschrift für den Abt Simon auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Nordseite, vierte Seitenkapelle von Osten, Nordwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift, darin Relief mit lebensgroßer Darstellung des Verstorbenen in Messkleidung mit Mitra, Kasel, Brustkreuz und Pontifikalhandschuhen, der Kopf ruht auf einem Kissen, in der Rechten ein geschlossenes Buch, in der Linken der Abtsstab mit Pannisellus; Figur unter einem Bogen aus Ast- und Rankenwerk, zu den Füßen links und rechts je ein nach innen gelehnter Wappenschild, Wappenschilde inkrustiert. Rotmarmor, Kalkstein (Inkrustationen). Oberfläche leicht beschädigt, Inkrustationen in Gips ergänzt.

Maße: H. 262 cm, B. 126 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ccccc p(ri)mo jdus / vero septembris tercio ∙ obijt ∙ venerabilis ∙ p(ate)r ∙ (et)a) ∙ d(omi)n(u)s ∙ d(omi)n(u)s ∙ Symon / ∙ abbas ∙ Alderspachen(sis) ∙ xxi / qui ∙ an(n)is xvj hoc ∙ rexit ∙ cenobiu(m) ∙ c(uius) ∙ a(n)i(m)a ∙ q(ui)escat ∙ Jn ∙ pace ∙ Amen ∙

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1501, am dritten Tag vor den Iden des Septembers, starb der ehrwürdige Vater und Herr, Herr Simon, 21. Abt von Aldersbach, der 16 Jahre dieses Kloster leitete. Seine Seele ruhe in Frieden, Amen.

Datum: 1501 September 11.

Wappen:
Kloster Aldersbach1), Zisterzienserorden2).

Kommentar

Das Denkmal wird auf Grund stilistischer Merkmale dem Passauer Bildhauer Jörg Gartner zugeschrieben3). Ausschlaggebend hierfür ist in erster Linie das bäumchenartige Ast- und Blattwerk.

Aus inschriftenpaläographischer Sicht bleibt eine Zuweisung schwierig, da der Steinmetz in diesem Fall nicht die für die Werkstatt Gartners typische Gotico-Antiqua verwendet. Auch lässt sich die hier auftretende Schrift nicht mit der Ausprägung einer Gotischen Minuskel, wie sie auf einigen Gartner zugeschriebenen Stücken anzutreffen ist, in Einklang bringen4). Die hier vorliegende Gotische Minuskel zeigt relativ schmale, gestreckte Formen. Die Ober- und Unterlängen sind ausgeprägt; auffallend sind die gegabelten Enden, besonders am unteren Ende des p-Schaftes (vgl. Einleitung 25).

Abt Simon war von 1486 bis 1501 Abt des Klosters. Seine Regierung war von Auseinandersetzungen mit dem Konvent geprägt5). Die in der Inschrift genannte Einordnung in die Äbtereihe weicht um genau zehn Nummern von der wirklichen Zahl ab6). Abt Simon wurde vor dem Altar des Evangelisten Johannes in der Nähe der „Kapelle des Wolfgang von Leublfing (vgl. Nr. 214)“ bestattet7).

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches et.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 32.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 13.
  3. Halm, Süddeutsche Plastik I, 231; Kdm NB XIV (Vilshofen) 40f.; Liedke, Zisterzienserabtei 25.
  4. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf.
  5. Vgl. Hartig, Niederbayerische Stifte 152.
  6. Vgl. dazu Nr. 74†, Fußnote 3.
  7. Vgl. hierzu Nessel, Supplementum Bruschianum p. 81; BHStA KL Aldersbach 17 p. 553 Nr. 46; Härtl, Geschichte 96 (wohl Angabe nach Nessel).

Nachweise

  1. Cgm 5608 fol. 43r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 553 Nr. 45; Halm, Süddeutsche Plastik I, 230f.; Kdm NB XIV (Vilshofen) 40f., Fig. 23; Liedke, Zisterzienserabtei 25, Abb. 20; Högg, Aldersbach Nr. 4.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 170 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0017008.