Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 122 Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.) 1486

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Sterbeinschrift für Abt Georg auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Kapellenkranz, südöstliche Kapelle, an der Südostwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift. Im Feld, in einem durch zwei mit Querstange verbundenen Säulen gebildeten Rahmen, Relief mit lebensgroßer Darstellung des Verstorbenen in Messgewand mit Mitra, Brustkreuz und Pontifikalhandschuhen, auf der Mitra Darstellung der Verkündigung. Die Spitze der Mitra in den Schriftrand ragend. Der Kopf ruht auf einem Kissen, in der Rechten ein geschlossenes Buch, mit der Linken den Abtsstab mit Pannisellus haltend; zu seinen Füßen links ein nach außen gelehnter Wappenschild. Rotmarmor. Rand und Oberfläche leicht beschädigt, Platte mittig quer gebrochen, untere Schmalseite von Boden verdeckt.

Maße: H. 213 cm (zugänglich), B. 118 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. + Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxx/xvio Obijt ∙ Ven(er)abilis ∙ p(ate)r ∙ dominvs ∙ Georius . v[---/---]rya) ∙ Alderspach ∙ Cui(us) ∙ a(n)i(m)a ∙ req(ui)escat ∙ in pace ∙ amen ∙

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1486 starb der ehrwürdige Vater, Herr Georg, ... Aldersbach. Seine Seele ruhe in Frieden, Amen.

Wappen:
Kloster Aldersbach1).

Kommentar

Liedke schreibt diese Platte auf Grund des Vergleiches mit der figuralen Grabplatte des Passauer Dompropstes Seyfrid Nothafft dem Bildschnitzer Hanns Paldauf zu2).

Stellt man einen Schriftvergleich zwischen dem Passauer Stück und der Aldersbacher Abtsplatte an, so lässt sich kein gleicher Schrifttyp erkennen. Sicherlich können Elemente konstatiert werden, in denen sich die Schriften ähneln – es handelt sich ja bei beiden um Gotische Minuskel. Im Großen und Ganzen jedoch überwiegen die Unterschiede: So ist auf der Platte für Abt Georg der obere Bogen des a zweimal gebrochen. Als Nebenform tritt a auf, bei dem der untere Bogen auf ein Quadrangel reduziert, der obere hingegen dreimal gebrochen ist, wobei der so entstandene linke senkrechte Abschnitt relativ weit nach unten reicht (vgl. a(n)i(m)a). Beide Varianten finden sich nicht bei Seyfrid Nothafft. Bei der Nothafft-Platte überwiegt die Form des runden s, bei der die beiden Bögen leicht ineinander verschoben sind. Bei der Platte für Abt Georg treffen die beiden gebrochenen Enden der s-Bögen im mittleren Teil des Buchstabens aufeinander bzw. sind auf derselben Höhe; s bei Ven(er)abilis fällt darüber hinaus durch den unten waagrecht verlaufenden unteren Bogen auf (vgl. Einleitung 24).

Abt Georg (1466-1486) folgte auf den kurz regierenden Abt Vitus (1463-1466) (vgl. 74†). Über seine Herkunft ist nichts bekannt, Härtl und Krick geben an, er stamme aus Osterhofen, Lkr. Deggendorf. Er stand dem Kloster zwanzig Jahre lang vor, trat als Bauherr in Erscheinung und erwirkte ein päpstliches Privileg, das die Besetzung der dem Stift inkorporierten Pfarreien ausschließlich durch Vikare gestattete. Nach den Angaben des Necrologium D verstarb er am 27. Januar; Härtl und Krick geben an, er sei in Passau in ärztlicher Behandlung gestorben3). Wenn die Angaben der kopialen Überlieferung stimmen, wurde Georg in seiner Grabinschrift als zwanzigster Abt bezeichnet, tatsächlich war er der 30. Inhaber der Abtswürde4).

Abt Georg wurde in der Klosterkirche vor dem Hochaltar beigesetzt5).

Textkritischer Apparat

  1. Genauer Ort der Zeilenumbrüche unklar. Ergänze erstes Wort möglicherweise zu vicesimus, letztes Wort zu monastery. Cgm 5608 bietet Uicesimus Abbas in Alderspach, KL Aldersbach 17 XXmus abbas in Alderspach.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 32.
  2. Vgl. Liedke, Zisterzienserabtei 25; zum Denkmal des Seyfrid Nothafft vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 196.
  3. Vgl. Härtl, Geschichte 96, Krick, Stabile Klöster 226, Hartig, Niederbayerische Stifte 152, zum Todesdatum MGH Necrologia Germaniae IV, 9.
  4. Vgl. dazu bei Nr. 74† Fußnote 3.
  5. Nessel, Supplementum Bruschianum p. 80.

Nachweise

  1. Cgm 5608 fol. 20r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 505 Nr. 21; Kdm NB XIV (Vilshofen) 47f., Fig. 27; Liedke, Zisterzienserabtei 25, Abb. 19; Högg, Aldersbach Nr. 21.
Addenda & Corrigenda (Stand: 08. Februar 2022):

Nr. 122Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.)1486

Beschreibung

Sterbeinschrift für Abt Georg auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Kapellenkranz, südöstliche Kapelle, an der Südostwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift. Im Feld in einem durch zwei mit Querstange verbundenen Säulen gebildeten Rahmen Relief mit lebensgroßer Darstellung des Verstorbenen in Messgewand mit Mitra, Brustkreuz und Pontifikalhandschuhen, auf der Mitra Darstellung der Verkündigung. Die Spitze der Mitra in den Schriftrand ragend. Der Kopf ruht auf einem Kissen, in der Rechten ein geschlossenes Buch, mit der Linken den Abtsstab mit Pannisellus haltend; zu seinen Füßen links ein nach außen gelehnter Wappenschild. Rotmarmor. Rand und Oberfläche leicht beschädigt, Platte mittig quer gebrochen, untere Schmalseite von Boden verdeckt. Bei Sanierungsarbeiten 2020 vorübergehend freigelegt.

Maße: H. 213 cm (zugänglich), B. 118 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Text ergänzt nach Photoaufnahme 2020.

  1. + Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxx/xvio Obijt ∙ Ven(er)abilis ∙ p(ate)r ∙ dominvs ∙ Georius . v[i/cesimoa) ∙ Abbas ∙ hui(us) ∙ monas/te]ry ∙ Alderspach ∙ Cui(us) ∙ a(n)i(m)a ∙ req(ui)escat ∙ in pace ∙ amen ∙

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1486 starb der ehrwürdige Vater, Herr Georg, zwanzigster Abt dieses Klosters Aldersbach. Seine Seele ruhe in Frieden, Amen.

 
Wappen:
Kloster Aldersbach1).

Kommentar

Liedke schreibt diese Platte auf Grund des Vergleiches mit der figuralen Grabplatte des Passauer Dompropstes Seyfrid Nothafft dem Bildschnitzer Hanns Paldauf zu2).
Stellt man einen Schriftvergleich zwischen dem Passauer Stück und der Aldersbacher Abtsplatte an, so lässt sich kein gleicher Schrifttyp erkennen. Sicherlich können Elemente konstatiert werden, in denen sich die Schriften ähneln - es handelt sich ja bei beiden um Gotische Minuskel. Im Großen und Ganzen jedoch überwiegen die Unterschiede: so ist auf der Platte für Abt Georg der obere Bogen des a zweimal gebrochen. Als Nebenform tritt a auf, bei dem der untere Bogen auf ein Quadrangel reduziert, der obere hingegen dreimal gebrochen ist, wobei der so entstandene linke senkrechte Abschnitt relativ weit nach unten reicht (vgl. a(n)i(m)a). Beide Varianten finden sich nicht bei Seyfrid Nothafft. Bei der Nothafft-Platte überwiegt die Form des runden s, bei der die beiden Bögen leicht ineinander verschoben sind. Bei der Platte für Abt Georg treffen die beiden gebrochenen Enden der s-Bögen im mittleren Teil des Buchstabens aufeinander bzw. sind auf derselben Höhe; s bei Ven(er)abilis fällt darüber hinaus durch den unten waagrecht verlaufenden unteren Bogen auf (vgl. Einleitung 24).
Abt Georg (1466-1486) folgte auf den kurz regierenden Abt Vitus (1463-1466) (vgl. 74†). Über seine Herkunft ist nichts bekannt, Härtl und Krick geben an, er stamme aus Osterhofen, Lkr. Deggendorf. Er stand dem Kloster zwanzig Jahre lang vor, trat als Bauherr in Erscheinung und erwirkte ein päpstliches Privileg, das die Besetzung der dem Stift inkorporierten Pfarreien ausschließlich durch Vikare gestattete. Nach den Angaben des Necrologium D verstarb er am 27. Januar, Härtl und Krick geben an, er sei in Passau in ärztlicher Behandlung gestorben3). Georg wird in seiner Grabinschrift als zwanzigster Abt bezeichnet, tatsächlich war er der 30. Inhaber der Abtswürde4).
Abt Georg wurde in der Klosterkirche vor dem Hochaltar beigesetzt5).

Textkritischer Apparat

  1. hochgestellt.

Anmerkungen

  1. 1.Zimmermann, Klosterheraldik 32.
  2. 2.Vgl. Liedke, Zisterzienserabtei 25; zum Denkmal des Seyfrid Nothafft vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 196.
  3. 3.Vgl. Härtl, Geschichte 96, Krick, Stabile Klöster 226, Hartig, Niederbayerische Stifte 152, zum Todesdatum MGH Necrologia Germaniae IV, 9.
  4. 4.Vgl. dazu bei Nr. 74† Fußnote 3.
  5. 5.Nessel, Supplementum Bruschianum p. 80.

Nachweise

  1. Cgm 5608 fol. 20r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 505 Nr. 21; Kdm NB XIV (Vilshofen) 47f., Fig. 27; Liedke, Zisterzienserabtei 25, Abb. 19; Högg, Aldersbach Nr. 21.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 122 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0012209.