Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 68 Aldersbach, Pfk. Mariä Himmelfahrt (ehem. Zisterzienserabteik.) 1463

Beschreibung

Sterbeinschrift für den Abt Johannes Pluer auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Südseite, vierte Seitenkapelle von Osten, Westwand. Hochrechteckige Platte mit Umschrift zwischen vertieften Linien (I), darin Relief mit lebensgroßer Darstellung des Verstorbenen in Messkleidung mit Mitra, Kasel, Brustkreuz und Pontifikalhandschuhen, am Amikt Gebetsinschrift (II), der Kopf ruht auf einem Kissen, mit der Rechten den Abtsstab haltend, daran Pannisellus, in der Linken ein geschlossenes Buch; Figur unter Maßwerkbogen, der mittlere Dreiecksbogen in einer Kreuzblume endend, die den Schriftrand durchbricht; in den Zwickeln über dem Bogen je ein nach innen gelehnter Wappenschild, von je einem wilden Mann gehalten. Rotmarmor.

Maße: H. 255 cm, B. 126 cm, Bu. 7 cm (I), 3 cm (II, gemessen m).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Anno ∙ d(omi)nj ∙ Mo // cccco ∙ lxiiio ∙ xviiio / kalendas ∙ octobr(is) ∙ hoc ∙ est ∙ in die ∙ Exaltac(i)o(n)is ∙ s(anctae) ∙ Cruc(is) ∙ O(biit) ∙ ven(erabi)lis ∙ p(ate)r ∙ / ac ∙ d(omi)n(u)s ∙ d(omi)n(u)s ∙ Joh(ann)es ∙ Plẉer ∙ / Abbas ∙ in ∙ Allderspach ∙ nobis ∙ dat(us) ∙ de Ebraco ∙ c(uius) ∙ A(n)i(m)a ∙ req(ui)escat ∙ i(n) pace ∙

  2. II.

    ∙ ave ∙ // mariaa)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1463, am 18. Tag vor den Kalenden des Oktobers, das ist am Tag der Kreuzerhöhung, ist gestorben der ehrwürdige Vater und Herr, Herr Johannes Pluer, Abt in Aldersbach, der uns von Ebrach gegeben wurde. Seine Seele ruhe in Frieden.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Ave-Maria-Gebet.

Datum: 1463 September 14.

Wappen:
Kloster Aldersbach1), Abt Johannes Pluer2).

Kommentar

Liedke bringt das Denkmal mit der figuralen Grabplatte für den Passauer Kanoniker Konrad Hausner von Reichsdorf (†1463) in Verbindung. Er stellt in erster Linie den Aufbau der bildlichen Darstellung gegenüber und nimmt als möglichen Bildhauer Meister Erhart an. Einige Elemente des Bildteiles – wie die Kreuzblume, die in die Umschrift ragt, oder die in den oberen Zwickeln sitzenden Wappenschildhalter – finden sich tatsächlich auch bei Werken dieses Meisters, wobei die Ausführung bei diesem Stück weniger hochwertig erscheint3).

Aus inschriftenpaläographischer Sicht kann keine eindeutige Zuweisung zu Meister Erhart konstatiert werden. Es gibt einige Anklänge – wie den relativ langen oberen Abschnitt des runden d oder den Aufbau des runden s –, jedoch fehlen bei dem Aldersbacher Stück wesentliche Details der Gotischen Minuskel, wie sie auf Meister Erhart zugeschriebenen Stücken auftreten. So vermisst man die spitzwinklig ansetzenden Abschlussstriche, besonders am relativ langen t-Balken und am oberen a-Bogen, wie sie bei Erhart typisch sind4) (vgl. Einleitung 23).

Abt Johannes Pluer (1448-1463) war Professe des Klosters Ebrach5). Er wurde 1448 als Nachfolger des Johannes Pluetl (vgl. Nr. 49) zum Abt von Aldersbach gewählt. Er baute die Schulden des Klosters ab und trat sowohl als Bauherr hervor als auch durch die Abfassung eines Bibliothekskataloges, der heute verloren ist6).

Er wurde in der Klosterkirche vor dem damaligen Jakobsaltar beigesetzt7).

Textkritischer Apparat

  1. Inschrift links und rechts auf dem Amikt.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 32.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 33.
  3. Liedke, Zisterzienserabtei 24f. und die Abbildungen 14 bis 17; zum Denkmal Konrad Hausners vgl. auch DI 67 (Stadt Passau) Nr. 160; zum Stil Meister Erharts vgl. Seufert, Preu/Zeller-Epitaph, hier bes. 337.
  4. Vgl. zur Schrift bei Erhart DI 67 (Stadt Passau) XLII und Musteralphabete bei Seufert, Preu/Zeller-Epitaph Anhang 3.
  5. Ehem. Zisterzienserabtei Ebrach, Lkr. Bamberg/OFr., Ebrach war das Mutterkloster Aldersbachs.
  6. Vgl. Hartig, Niederbayerische Stifte 151f., zum Bibliothekskatalog vgl. Gottlieb, Über mittelalterliche Bibliotheken 310.
  7. Nessel, Supplementum Bruschianum p. 79.

Nachweise

  1. Cgm 5608, fol. 18r; BHStA KL Aldersbach 17 p. 499 Nr. 18; Kdm NB XIV (Vilshofen) 38, Fig. 22; Liedke, Zisterzienserabtei 24f., Abb. 15; Högg, Aldersbach Nr. 10.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 68 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0006809.