Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 184 Wehrda (Haunetal), Evangelische Kirche 1570–1573

Beschreibung

Grabplatte des Wolff Dietrich von Trümbach. Die Platte aus gelbgrauem Sandstein steht heute an der Westwand des Langhauses. Die Grabinschrift läuft auf dem Rand um.1) Als Worttrenner dienen Quadrangel. Im Feld steht nach links gewendet der barhäuptige, vollgerüstete Ritter, seine linke Hand liegt am Schwert, die rechte hält einen langen Stab unter dem oberen Ende, das fehlt. Der linke, angewinkelte Ellenbogen sowie die rechte Hand greifen auf die Schriftleiste aus. Der Helm liegt hinter dem rechten Bein. In den vier Ecken der Platte waren ursprünglich Vollwappen angebracht, von denen nur die beiden oberen teilweise erhalten sind; die Schilde ragen in die Inschriftleiste. Auf der zum Feld hin abgeschrägten unteren Leiste befindet sich zwischen den Füßen der Figur die Meistersignatur (B). In der Rechtswendung der Figur zeigen sich typologische Eigenheiten aufrecht stehender Denkmäler. Alle Leisten sind stark beschädigt, so daß die Inschrift nur noch bruchstückhaft zu lesen ist.

Maße: H. 183, B. 91, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/2]

  1. A

    A[NNO ……. F]REIT[AG] NO[CH …]//VLVS ∙ […]E[RV]NGa) [.A//– – –/– – –/…]TERICH ∙ VON ∙ TRVEMBACH DER ∙ SELLEN ∙ GOTT // S[EIN W]OLTb)

  2. B

    ∙ V(ALENTINVS) H(EP) ∙

Wappen:
TrümbachSchenk zu Schweinsberg
zerstört2)zerstört2)

Kommentar

Die schlanke, gleichstrichige und zum Teil dicht gedrängt stehende Kapitalis zeigt dieselben Merkmale, die sich auch bei den übrigen Inschriften der Denkmäler feststellen lassen, die Valentin Hep in Wehrda ausgeführt hat.3)

Nach den Wappen und dem lesbaren Rest des Vornamens muß es sich um die Grabplatte des Wolff Dietrich von Trümbach handeln, der aus der Ehe des Lucas von Trümbach mit Clara Schenkin zu Schweinsberg stammte. Er war mit Christine von Schwertzell verheiratet.4) Nachdem Lucas von Trümbach 1570 verstorben war, konnten sich seine Söhne Karl (Nr. 186) und Hans Werner (Nrr. 195, 196) erst 1573 über die Aufteilung des Erbes einigen. Zu diesem Zeitpunkt war Wolff Dietrich bereits verstorben.5) Da sein Epitaph von Valentin Hep geschaffen wurde, der nach dem Zeugnis der erhaltenen Grabdenkmäler erst ab 1570 für die Herrn von Trümbach arbeitete, muß Wolf Dietrich zwischen 1570 und 1573 gestorben sein.

Textkritischer Apparat

  1. Eine anhand der Buchstabenreste und der Bedeutung des Tages gut nachvollziehbare Ergänzung wäre FREITAG NOCH PAVLVS BEKERVNG, also Freitag nach Conversionis s. Pauli (25. Januar). Das Jahr 1572 käme nicht infrage, da damals der Festtag auf Freitag fiel.
  2. Das zu erwartende Wort GNEDIG fehlt.

Anmerkungen

  1. Zur besonderen Gestaltungsform der Grabplatte vgl. Nr. 173.
  2. Hier müßten die Wappen Guttenberg und Wais von Fauerbach angebracht gewesen sein, vgl. die Ahnenprobe bei Nr. 173.
  3. Vgl. Nrr. 172, 173, 186, 195 f., 200, 203 und Einleitung Kap. 5.2.
  4. Neuber, Haunetaler Geschichte 135; zu Lucas und Clara vgl. Nr. 172 f.. In der Stammtafel bei Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön und Werra, Taf. CCCL wird Wolff Dietrich von Trümbach nicht genannt.
  5. Neuber, Haunetaler Geschichte 132.

Nachweise

  1. „Wolf Dietrich von Trümbach um 1570 (vor 1573), Wehrda“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1050> (Stand: 21. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 184 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0018409.