Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 173 Wehrda (Haunetal), Evangelische Kirche 1570

Beschreibung

Grabplatte des Lucas von Trümbach. Die Platte aus gelbgrauem Sandstein steht heute an der Westwand des Langhauses. Die Grabinschrift (A) läuft auf dem Rand zwischen Linien um. Als Worttrenner dienen Quadrangel. Im Feld steht der barhäuptige, vollgerüstete Ritter, dessen abgebrochene linke Hand ursprünglich an dem heute ebenfalls stark beschädigten Schwert lag, während die rechte einen Dolch hält. Der Helm liegt neben dem linken Bein. In den vier Ecken ist jeweils ein Wappen die Inschrift durchschneidend angebracht. Auf der zum Feld hin abgeschrägten unteren Leiste befindet sich zwischen den Füßen der Figur die Meistersignatur (B). Die linke und die rechte Leiste weisen an mehreren Stellen Beschädigungen und Überputzungen auf. Im oberen Drittel war die Platte gebrochen und wurde wieder zusammengefügt.

Maße: H. 183, B. 95, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Brunhild Escherich) [1/2]

  1. A

    A[N]NO ∙ 1 ∙ 5 ∙ 7 ∙ 0 ∙ DEN ∙ SON/[TAG NA]CH ∙ DIONIS[I] // ∙ IST ∙ IN ∙ GOT ∙ S[ELLIG]LICHEN ∙ VER[SCH]IEDEN ∙ DER / EDELE VND ∙ // EHRNVEST ∙ / [LVCA]S VON TRVEMBACH ∙ DER ∙ SELLEN GOT DER AL//ME[CHT]IG ∙ GNEDIGa)

  2. B

    ∙ 1∙ 5∙ V(ALENTINVS) H(EP)b) ∙ 70

Datum: 15. Oktober 1570.

Wappen:
TrümbachGuttenberg
HauneFechenbach

Kommentar

Die schlanke, gleichstrichige und dichtgedrängt stehende Kapitalis zeigt mit offenem D, E mit drei gleich langen Balken, leicht spitzovalem O und gelegentlich R mit gewölbter, sonst gerader Cauda, die im Schnittpunkt von Bogen und Schaft ansetzt und nicht über den Bogen hinaus ausgreift, dieselben Merkmale, die sich auch bei den Inschriften der übrigen Denkmäler feststellen lassen, die Valentin Hep in Wehrda ausgeführt hat, doch sind die Balken des E nicht immer gleich lang, und auch die Form des O kann variieren.1)

Obwohl nur der letzte Buchstabe des Vornamens erhalten ist, kann es sich bei dem Verstorbenen nur um Lucas von Trümbach handeln. Sein Epitaph (vorangehende Nr.) nennt nicht nur dasselbe Todesdatum, sondern weist in der Grabinschrift auch einen fast identischen Text auf. Die Ahnenprobe paßt und liefert die Korrektur zum Epitaph.

Valentin Hep, der auch das Epitaph für Lucas und seine Frau Clara von Schweinsberg schuf, führte die Figur der Grabplatte in hohem Relief und mit einem deutlich erkennbaren Standmotiv aus, wie man es von Epitaphien kennt. Ihre Darstellungsform wurde hier also auf eine Grabplatte übertragen, deren Gestaltung als Figurenplatte mit umlaufender Inschrift für diese Zeit ungewöhnlich ist und als überholt gelten muß. Fraglich bleibt, ob das Festhalten an diesem konservativen Plattentyp von Valentin Hep ausging oder ob hier der Wunsch der Auftraggeber bestimmend war.

Textkritischer Apparat

  1. Das letzte Wort extrem gedrängt geschrieben. Der Schluß der Formel fehlt. Auf dem Epitaph für Lucas von Trümbach lautet er: GNEDIG VND BARMHERZIGK SEIN WOLTT.
  2. V und H sind in Nexus litterarum ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nrr. 172, 184, 186, 195, 196, 200, 203 und Einleitung Kap. 5.2.

Nachweise

  1. „Lucas von Trümbach 1570, Wehrda“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1051> (Stand: 22. 11. 2006, Bearb. Andreas Schmidt, HLGL).
  2. Sabo, Buchonia 422 (B).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 173 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0017302.