Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 584a Bad Sobernheim (aus Merxheim?) zwischen 1649 und 1673

Diese Katalognummer liegt nur in der Onlinefassung vor.

Beschreibung

Tafel mit Bauinschrift sowie ein vermutlich zugehöriger fragmentarischer Wappenstein. Beide Steine wurden zusammen im Dezember 1996 bei Umbauarbeiten im Haus Hauptstr. 4 in Merxheim als verbaute Spolien aufgefunden1). Bei der Inschriftentafel handelt es sich um eine verhältnismäßig dünne Sandsteinplatte mit neunzeiliger, schwarz gefasster Inschrift, die oben rechts mit Ornamenten verziert ist. Die Platte weist an den Längsseiten zwei Dübellöcher auf und ist unten beschnitten, daher rührt ein Textverlust von unbekannter Länge. Von dem neuzeitlich bemalten Wappenstein hat sich ein großer Teil der unteren Hälfte erhalten.

Maße: H. 57,5, B. 63, T. 7,5 , Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/4]

  1. IOHAN ◦ LVDWIG ◦ WILD ◦ / VND ◦ RHINGRAVE ◦ GRAVE ◦ / ZV ◦ SALM ◦ HERR ◦ ZV ◦ / VINSTINGEN ◦ RITTER ◦ / VND ◦ SEIN ◦ EHLIG GE/MAHL EVA DOROTEA WILD / VND RHEINGRAEVIN GEBORN=/NE GRAEVIN VON HOHENLO / HABEN DIESE DREI BOGEN [-----]

Wappen:
Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun).

Kommentar

Die etwas unsicher ausgeführte Schrift weist durch ihre zahlreichen Buchstabenverbindungen sowie durch das mit einem Dreieck überschriebene I zeittypische Formen auf. Als Worttrenner dienen zunächst zwei übereinander gesetzte Dreiecke, die von einfachen abgelöst werden und auf die dann gegen Ende der Inschrift schließlich ganz verzichtet wird.

Der auf Schloss Dhaun residierende, zeitlebens in hohen (auch kaiserlichen) Diensten stehende Wild- und Rheingraf Johann Ludwig2) folgte seinem 1638 verstorbenen Vater Wolfgang Friedrich3) im Alter von 18 Jahren in der Regierung nach. Seit 1643 mit Wild- und Rheingräfin Elisabeth zu Dhaun und Neuviller vermählt, heiratete er 1649 in zweiter Ehe Eva Dorothea4), Tochter des Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg. Das Ehepaar stiftete im Jahr 1660 zwei erhaltene Abendmahlskannen5) für die Georgskapelle auf Schloß Dhaun.

Wie aus der letzten erhaltenen Zeile der Inschrift hervorgeht, bezieht sich der Text auf die Errichtung eines Bauwerks mit drei Bögen, unter dem man vermutlich eine dreibogige Brücke6) verstehen darf. Die Inschrift dürfte daher mit Stiftungsvermerk und Jahreszahl zu ergänzen sein, etwa : „HABEN DIESE DREI BOGEN / [AVFRICHTEN LASSEN IM JAHR / DES HERRN 16..]“. Um welche Brücke es sich dabei gehandelt haben könnte, ist unklar. Vielleicht bezog sich die Inschrift auf eine größere Brücke über einen Dorfbach oder auch auf einen kleineren Übergang über die Nahe. Wie auch immer – das Bauwerk dürfte jedenfalls nicht in seinem Fundort Merxheim, das damals von verschiedenen Kleinadelsfamilien beherrscht wurde, sondern eher in der Gemarkung des benachbarten Meddersheim gestanden haben, wo die Wild- und Rheingrafen zu dieser Zeit die Ortsherrschaft7) innehatten. Falls es sich dabei tatsächlich um eine Brücke gehandelt haben sollte, dann sicher nicht um die gut bezeugte, zwischen Meddersheim und Sobernheim gelegene Steinbrücke8) über die Nahe, die um 1423 neben einer Furt erbaut worden war. Seitdem die Nahe nach einem schweren Hochwasser im Jahr 1627 ihr Bett verändert hatte und an der Brücke vorbeifloss, stand sie bis zu ihrem Abriss 1876 unverändert und funktionslos in den Wiesen.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Herrn Steinmetzmeister Johann Plützer, Bad Sobernheim, Brief vom 28. Dezember 1996. – Die Fundstücke wurden damals von Fam. Fuchs in Bad Sobernheim, Soonwaldstr. 124 verwahrt.
  2. Johann Ludwig fungierte u. a. als Oberst in spanischen Diensten, als Generalmajor des Bischofs zu Münster und als kaiserlicher Generalwachtmeister; vgl. zu ihm ausführlich Schneider, Geschichte 215ff.
  3. Auf seinem in der Stiftskirche zu St. Johannisberg vorhandenen Epitaph ist Johann Ludwig als junger Mann abgebildet; vgl. unten Nr. 539.
  4. Vgl. dazu Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104.
  5. Beide Kannen haben sich erhalten und befinden sich in der Evang. Schlosskirche zu Meisenheim; vgl. unten Nrn. 563f.
  6. Eine heute verschollene Inschrift an der alten Hauptbrücke über die Nahe bei Kirn lautete: Im Jahre Christi 1598 sind diese Brückenbogen verfertigt worden (...), vgl. unten Nr. 407.
  7. Vgl. dazu Füllmann, Meddersheim 33ff.
  8. Vgl. zum Folgenden Kdm. Kreuznach 374 und Vogt, Sobernheim 42.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 584a (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k00584a1.