Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 541 Meisenheim, Schloßkirche 1638

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte der pfalz-zweibrückischen Kammerjungfrau Catharina von Bernstein. Noch 1776 im Schiff der Kirche nachgewiesen1), Text bisher unpubliziert. Vermutlich zeitweilig vom Kirchengestühl überdeckt, kam der Stein in jüngerer Zeit wieder zum Vorschein und wurde kurz vor 19732) an seinem heutigen Standort in der nördlichen Seitenkapelle senkrecht an der Wand befestigt. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld dreizeilig fortsetzt. Darunter zwei reliefierte Vollwappen im Lorbeerkranz, gefolgt von einem abschließenden Grabgedicht in 14 Zeilen. Unregelmäßig auf die Zeile gesetzte Punkte dienen teilweise als Worttrenner. Rechtes oberes Eck leicht abgewittert, sonst gut erhalten.

Maße: H. 205, B. 100, Bu. 4-6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. DEN 31. IAN(VARII) ANNO .1639. IST IM HER/RN SEELIG ENTSCHLAFEN DER DVRCHLEVCHTIGSTEN FVRSTIN VND. FRAWEN. FRAW=/EN. LOVYSAE PFALTZGRAVIN. BEY RHEIN / WITTIBEN &a) CAMMERIVNGFRAW. DIE WOLEDELE VIELEHREN VND TVGENTREICHE. // IVNGFRAW CATHARINA VON / BERNSTEIN. IHRES ALTERS / IM 34 IAHR. //VON IVGENT STVND AL MEINE FREVDTZVR ZVCHT GOTSFORCHT VFRICHTIGKEITMEIN TREWES HERTZ SORG FLEISS VND MV̈HAVCH HÖCHSTEN EIFER SPATH VND FRV̈HHATT MEINE FVRSTIN WOL ERFAHRNBEY DIENSTEN VON ELFF GANTZEN IAHRENVND MVS DES ALLEN DIESER STEINEIN IMMER WEHREND ZEVGNVS SEINZVM SPIEGEL ANDERN WIE MAN WOHLGOTT VND DER HERRSCHAFFT DIENEN SOLLDV LESER NETZE DIESE STELLMIT DEINER AVGEN WASSER QVELLDASS EBEN TREW VND DANCKBARKEITAVFF DIE WEIS VON EINANDER SCHEID

Versmaß: Knittelverse.

Wappen:
Bernstein (ein Bär, Hz: ein Bärenrumpf); unbekannt (drei nach unten geöffnete, 2:1 gestellte Hufeisen, Hz: wie der Schild bezeichnete Büffelhörner).

Kommentar

Die vorzüglich gehauene, teilweise ohne Wortzwischenräume gehaltene Kapitalis zeigt neben zahlreichen Ligaturen unsicheren Gebrauch im Setzen der Worttrennungszeichen. Das auf die besonderen Beziehungen der Verstorbenen zu ihrer Herrschaft anspielende Grabgedicht ist in originellen Knittelversen abgefaßt.

Catharina von Bernstein stammt aus einer vermögenden, wohl auf Schloß Bärenstein bei Altenberg in Meißen sitzenden Familie3); ihren Dienst bei der seit 1635 verwitweten Herzogin Luise von Pfalz-Zweibrücken4) versah sie – laut Inschrift – seit 1628. Ob es sich bei dem zweiten Wappen um das ihrer Mutter oder das ihres Mannes gehandelt hat, konnte noch nicht eruiert werden5).

Textkritischer Apparat

  1. Entsprechendes Zeichen für etc..

Anmerkungen

  1. Vgl. Heintz, Schloßkirche 272 und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1.
  2. So Drescher, Schloßkirche 38.
  3. Vgl. Kneschke, Adels-Lexicon I 170f. – Ein Christoph von Bernstein wird 1588 als Hofmeister in Pfalz-Zweibrücker Diensten erwähnt (so Crollius, Commentarius 111f.), dem die Stadt Meisenheim noch 1626 ein Darlehen von 500 Gulden gewährt; vielleicht handelte es sich um ihren Vater.
  4. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 542 von 1640.
  5. 1644 erwirbt eine Ursula von Bernstein für 950 Gulden ein Haus in Meisenheim, wird aber erst 1645 in Meisenheim ansässig; vgl. Lurz, Meisenheim 18 und Anthes, Stadtratsprotokolle 571.

Nachweise

  1. Heintz, Grabmäler Nr. 109 (Grabgedicht in modernisierter Fassung nach der verlorenen Hs. 33 von 1776; vgl. dazu Nr. 227 Anm1).
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2014):

Wappen: streiche “unbekannt”, setze “Mauchenheimer von Zweibrücken”.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 541 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0054106.