Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 387(†) Bretzenheim 1592-17.Jh.

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Häusern des Ortes, am ehemaligen Schloß und an der sogenannten Eremitage; teilweise verloren oder als Spolien verwendet.

I. Jahreszahl im Türsturz des achtseitigen Treppenturms eines früheren Adelshofes (Große Straße 12); vermutlich während der 1979-81 erfolgten Renovierung1) des aus Bruchsteinen gemauerten, großen Giebelhauses neu angefertigt und rot überstrichen.

Maße: H. 50, B. 125, Z. 7 cm.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/11]

  1. 1 5 9 2

II. Jahreszahl im von durchgesteckten Stäben begleiteten Türsturz eines achtseitigen Treppenturmes; Teil des von dem damaligen Ortsherren Graf Emich von Daun-Falkenstein2) in den Jahren 1589 bis 1595 als Residenz neuerbauten Schlosses3), heute Kirchstraße 2. In der Mitte der rot gefaßten Zahl ein Steinmetzzeichen (Nr. 35).

Maße: H. 36, B. 172, Z. 10 cm.

  1. 1 5 9 5

III. Jahreszahlen mit Steinmetzzeichen an der Felswand der 1567 durch einen Erdrutsch verschütteten Einsiedelei4), heute kaum mehr zu erkennen. Querrechteckige Vertiefung über einer Nische neben dem Treppenaufgang, darin links ein großes Steinmetzzeichen (Nr. 48) über einer kleinen Jahreszahl, rechts oben eine weitere, groß ausgeführte Jahreszahl. Bedeutung unbekannt.

Nach Kilian, Eremitage bei Bretzenheim (Nachzeichnung).

  1. 1617 / 1616

IV. Initialen auf dem linken hofseitigen Fenstersturz des Hauses Große Straße 31. Sandstein, dick mit brauner Farbe überstrichen, bisher unbeachtet. Unter den einzelnen Buchstaben stehen die Ziffern einer Jahreszahl, getrennt in der Mitte von einem Hauszeichen oben und einem Steinmetzzeichen (Nr. 51) unten.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. · H C · · W B · / 16 64

Hausmarke: unbekannt (hinten mit einer liegenden Acht versehener, kurzer Pfeil nach rechts über einer in römischen Großbuchstaben geschriebenen Neun).

V. Jahreszahl mit Wappen auf einem Grenzstein. Ehemals wohl aus der Bretzenheimer Gemarkung5), heute im Hof des Hauses Binger Straße 11. Basaltquader mit flachem Kopf, darauf pfeilartige Weisung mit anschließender Numerierung, auf der einen Seite tief eingehauene Jahreszahl, auf der anderen erhabenes Wappen.

Maße: H. 50, B. 26, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. N 2 / 1677

 
Wappen
Köln (Erzbistum).
VI. Jahreszahlen auf einer als Eckstein verwendeten Spolie unbekannter Herkunft. Eingelassen als Deckstein in der Tormauer des Zugangs zum Friedhof links von der katholischen Kirche, bisher unbeachtet. Fragment aus gelblichem Sandstein, stark verwittert.

Maße: H. ca. 38, B. ca. 72, Z. 9 cm.

  1. 16[..]a) / 18 23 / F 71b)

Spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft Bretzenheim (mit Winzenheim) dem Erzbistum Köln6), das es im Lauf der Zeit an verschiedene Lehensträger ausgab, darunter die Pfalzgrafen bei Rhein, die Herren von Falkenstein, die Grafen von Daun-Oberstein-Falkenstein und die Grafen von Velen.

Textkritischer Apparat

  1. Bei der dritten Ziffer könnte es sich ebenfalls um eine 6 gehandelt haben.
  2. Inschrift steht auf dem Kopf.

Anmerkungen

  1. Vgl. Denkmalpflege.
  2. Vgl. dazu ausführlich Heldmann, Bretzenheim 22ff.
  3. Nach Kdm. heute noch zum Teil in einem Umbau des 18. Jh. enthalten. – Der Hinweis bei Dehio auf eine „unter dem Ostgiebel, Portal“ befindliche weitere Jahreszahl (1595) konnte nicht verifiziert werden.
  4. Vgl. dazu Nr. 212 aus dem 15.Jh.
  5. Vermutlich hängt die Anfertigung (u.a. auch) dieses Grenzsteines mit der Belehnung des Grafen Ferdinand Gottfried von Velen durch den Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich im Jahre 1676 und seinem Erwerb neuer Güter zusammen; vgl. dazu Heldmann, Bretzenheim 41.
  6. Vgl. zum Folgenden ausführlich Heldmann, Bretzenheim pass.

Nachweise

  1. Kilian, Eremitage bei Bretzenheim 23 mit Abb. S. 25 (III).
  2. Kilian, Eremitage (III).
  3. Wagner, Eremitage 25f. (III).
  4. Kilian, Felsenklause (III).
  5. Kdm. 137f. (I, II).
  6. Denkmalpflege 1979-81, 207 (I).
  7. Dehio RheinlandPfalz 160 (I, II, V).
  8. Lipps, Entdeckungsreisen 84 (I, II, V).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 387(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0038700.