Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 316(†) Bad Kreuznach 1561-1671

Beschreibung

Jahreszahlen. Zum Teil in Verbindung mit Handwerker- und Hauszeichen, Initialen oder Wappen an und in verschiedenen Bauwerken der historischen Altstadt, wohl teilweise als Spolien verwendet.

I. Jahreszahl im Sturz des nordseitigen, wohl von Anfang an als Spolie verwendeten, aus rotem Sandstein bestehenden (heute vermauerten) Rundbogenportals des 18621) anstelle des 1698/1701 bzw. 1739 neuerbauten Turmes der 1968 bis auf den Turm abgerissenen, ehemaligen lutherischen Wilhelmskirche (Turmstraße). Herkunft der Spolie unbekannt.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/9]

  1. 15 61

II. Jahreszahl auf dem farbig gefaßten Gebälk des Zugangs zum Erker, innen im ersten Stock des Hauses Mannheimer Str. 6 (ehemaliger Dienheimer Hof). Querrechteckig vertiefte, zweigeteilte Zone, darin hälftig die außen von je einem Wappen flankierte Jahreszahl. Die Zahl bezeichnet wohl die Fertigstellung des anstelle eines Vorgängerbaus2) durch die Herren von Dienheim errichteten Hofes.

Maße: H. 30, B. 180, Z. 5,5 cm.

  1. 15 63

 
Wappen
Stadt Kreuznach; Stadt Kreuznach.

III. Jahreszahl auf einer Wendeltreppe im Innern des Hauses Alte Poststr. 15 (ehemaliges Volxheimer‘sches Burghaus). Das wohl von Bernhard Volxheimer3) erbaute Fachwerkhaus verdankt sein heutiges pittoreskes Aussehen einem grundlegenden Umbau des Jahres 1711.

Nach Lipps.

  1. 1581

IV. Jahreszahl mit Handwerkerzeichen auf einem dick mit Farbe überstrichenen Scheitelstein, eingelassen als Spolie über der rechten Tür im zweiten Stock des ehemaligen Karl-Geib-Museums4); bisher unbeachtet, Herkunft unbekannt.

Maße: H. 20, B. 70, Z. 15 cm.

  1. 15 90

Handwerkerzeichen: Dachdeckerhammer5), darüber schräglinks ein Bootshaken.

V. Jahreszahl im steinernen Sturz des rundbogigen Kellereingangs des im Obergeschoß erst 1754 errichteten Fachwerkhauses Magister-Faust-Gasse 47 (sogenanntes Faust-Haus), dick mit Farbe überstrichen.

Maße: H. 53, B. 150, Z. 10 cm.

  1. 1590

VI. Jahreszahl im Sturz des mit geriefelten Pilastern und plastischen Rosetten verzierten Portals des einstigen Burghauses Zum Brandenburg6) (ehemals Hochstr. 49). Das Gebäude wurde im Sommer 1976 wegen „angeblicher Einsturzgefahr“7) bis auf den Treppenturm, die Fassade und einen Teil der Ostseite8) abgerissen. Die restlichen Teile wurden 1982 abgebrochen und bis zu einer „eventuellen Wiederverwendung“ im Freilichtmuseum Sobernheim eingelagert. Der Name des Hauses rührt von seinem ersten urkundlich nachweisbaren Bewohner Valentin Brandenburger her, der es 1538 als Burglehen erhielt.

  1. 1596a)

VII. Jahreszahl im Scheitelstein des straßenseitigen Torbogens des Hauses Magister-Faust-Gasse 25 (ehemaliger Eltzer Hof); 1983 freigelegt9) und gelb gefaßt, bisher unbeachtet. Jahreszahl des 16. Jahrhunderts fast unkenntlich ausgehauen, darunter eine zweite, neuzeitliche, mit Initialen versehene Jahreszahl. Der 1393 erstmals genannte Eltzer Hof10) kam 1715 durch Heirat an die Freiherren von Plittersdorf und wurde in der Folgezeit mehrfach umgebaut.

Maße: Z. ca. 10 cm.

  1. 15[..]b) / IC 1804c)

VIII. Jahreszahl über dem Eingang des ehemals freistehenden Hauses Hochstr. 30 (heute Gasthaus). Zweigeschossiges, giebelständiges Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß; eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser der Stadt und ältestes noch stehendes Haus dieser Straße.

Nach Ruser/Dellwing.

  1. 1601

IX. Jahreszahl außen auf einem Quader eines nordseitigen Strebepfeilers zum vierseitigen Treppenturm der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus, darunter in imitierendem Duktus Jahreszahlen der neuzeitlichen Wiederherstellung11), unzugänglich. Die tief eingehauene Jahreszahl bezeichnet wohl den Abschluß einiger ab 1601 begonnener Baumaßnahmen12).

  1. 1605 / 1898-1904

X. Jahreszahl auf der mittleren von sechs Schießscharten der Kreuznacher Stadtmauer13) zwischen Zwingelbrücke und Kauzenburg. Die Zahl bezeichnet wohl die zweite von drei Bauphasen dieses Teils der Stadtbefestigung. Weißgelber Sandstein, stark verwittert.

  1. 16 09

XI. Jahreszahl. Auf einem mit einer ehemals bemalten Löwenfratze geschmückten Konsolstein, (als Spolie?) hoch oben in die Eckfront des Hauses Mannheimer Str. 1214) (ehemals „Gottschalk des Juden Haus“ bzw. Lewensteiner Hof) eingelassen. Das im 30jährigen Krieg teilweise zerstörte und im 18. Jahrhundert stark veränderte Burghaus heißt nach seinem 1390 verstorbenen ersten Besitzer15); 1534 erhielt es der frühere pfalz-simmernsche Oberamtmann Johann Brenner von Lewenstein als Wohnhaus zugewiesen.

  1. 16 17d)

XII. Jahreszahl „über dem Hoftor“ des Hauses Hospitalsgasse 4 und 6 (ehem. Kronberger Hof); noch 1984 erwähnt, nicht mehr aufgefunden. Das gut erhaltene, zweigeschossige Burghaus16) war bis 1685 im Besitz der Herren von Kronberg, die es von den Beyer von Bellenhofen erworben hatten.

Nach Kdm.

  1. 1660

XIII. Jahreszahl auf dem Scheitelstein des rundbogigen, profilierten Kellereingangs auf der Rückseite des Hauses Hochstr. 44 (Gutenberg-Druckerei). Der Keller gehört zur linken Hälfte des aus zwei eigenständigen Fachwerkhäusern zusammengewachsenen Anwesens.

Nach Ruser/Dellwing.

  1. 1668

XIV. Jahreszahl mit dazwischen liegender, von einer Kartusche umgebener Hausmarke auf dem Türsturz des zweigeschossigen Hauses Mannheimer Straße 6217). Obergeschoß verputztes Fachwerk, Dach 18. Jahrhundert.

Maße: H. 15, B. 140, Z. 10 cm.

  1. 16 71

Hausmarke: Initialen? HH

Textkritischer Apparat

  1. Geib überliefert fälschlich 1526.
  2. Möglicherweise ist noch eine liegende Acht zu erkennen, die man entweder als zwei Nullen für 1500 oder als dritte Ziffer der Jahreszahl interpretieren könnte.
  3. 8 in Form einer auf dem Kopf stehenden gotischen Vier, eine im 18. Jh. beliebte Variante. – Denkmalpflege 1982/83 und Lipps lesen irrtümlich 1604, Ruser/Dellwing 1604?.
  4. Lipps liest 1612.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur komplizierten Baugeschichte Kdm. 89f. und Ruser/Dellwing 44.
  2. Vgl. Nr. 176 von 1492.
  3. Vgl. dazu Geib 56f. und Ruser/Dellwing 52f. (mit Abb. des Hauses).
  4. Der Stein soll nach Schließung des Museums Ende 1986 ins neue Schloßparkmuseum überführt werden.
  5. Vgl. dazu F.K. Azzola, Dachdeckerhämmer als Zeichen an den beiden Frankenberger Kirchen, in: Der Dachdeckermeister 42 (1989) 45ff.
  6. Vgl. dazu Geib 26f. und ausführlich Freckmann 224ff.
  7. So Emmerling 16 mit Ansicht des Hauses kurz vor dem Abriß.
  8. Vgl. dazu Senner, Stadtgeschichte 1ff. sowie ders., Epilog und Freckmann 224ff. (Zitat) mit Ansichten nach dem Abriß.
  9. Vgl. Denkmalpflege 1982/83, 212.
  10. Vgl. dazu Geib 33f., Kdm. 98 und Ruser/Dellwing 146 (mit Abb.).
  11. Vgl. Renard, Wiederherstellung pass.
  12. Vgl. Kdm. 76f.
  13. Vgl. zur Stadtbefestigung ausführlich Geib 230ff., hier 258f.
  14. Vgl. zum Folgenden Geib 35ff.
  15. Vgl. zur Person A. Lewin, Gottschalk von Kreuznach, in: KHbll. 10 (1930) Nr. 3.
  16. Vgl. dazu Geib 29ff. und Ruser/Dellwing 123 (Abb.).
  17. Vgl. dazu Ruser/Dellwing 156 (mit Abb. des Hauses).

Nachweise

  1. Zimmermann, Wappenstein (II).
  2. Vogts, Bürgerhaus 135 (II).
  3. Geib, Hist. Topographie I (II, VI, X, XI, XII, XIII [Abb.]).
  4. Kdm. 96ff. (II, V, VI, IX, XII).
  5. Zimmermann, Kunstwerke (VI).
  6. Emmerling, Bad Kreuznach 19 (VI).
  7. Brubach, St. Nikolaus (IX).
  8. Dehio Rheinland-Pfalz 66ff. (I, II, VI).
  9. M. Senner, Epilog auf ein Kreuznacher Baudenkmal. Die letzten Tage des Hauses „Zum Brandenburg“, in: KHbll. 7 (1986) 1ff. (VI).
  10. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach (II, V, VII, VIII, X, XIII, XIV).
  11. Dotzauer, Verfassung mit Abb. S. 67 (VI).
  12. Lipps, Entdeckungsreisen (II, III, V, VII, XI, XIII).
  13. Freckmann, Schneckenstiegen 224 (VI).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 316(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0031603.