Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 293 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche 1547

Beschreibung

Grabplatte bzw. Epitaph mit Grab- und Stifterinschrift für Elisabeth Landschad von Steinach, geb. von Elter (d‘Autel), verw. Marschall von Waldeck zu Iben. Innen in die Ostwand der 1776 neu erbauten Pfarrkirche1) eingelassen, zuvor wohl in der niedergelegten mittelalterlichen Vorgängerkirche St. Ägidius. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit doppelter Umschrift auf breiter Leiste, in den Ecken vier medaillonförmig vertiefte Ahnenwappen. Im Mittelfeld ist die Verstorbene als reliefierte Standfigur mit gefalteten Händen unter einem auf Säulen ruhenden Rundbogen dargestellt, bekleidet mit einem reich gefälteltem, hochgeschlossenen Kleid und einem gemusterten, pelzverbrämten Mantel. Ihr leicht zur Seite geneigter Kopf trägt eine Haube, ihre Füße umspielen ein Hündchen und ein kleiner Löwe. Schrift- und Wappenverlust durch die völlig beschädigte, jetzt (ohne Ergänzung) wiederhergestellte untere Leiste. Erkennbar sind Reste einer früheren Bemalung.

Erg. nach Jakob, Fürfeld.

Maße: H. 216, B. 102, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. ANNO · DOMINIa) / · 1 · 5 · 4 · 7 · STARB · DIE · EDEILb) · VND TVGENTHAFT · / [FRAW ELISABETH] / LANDSCHAEDINc) · WITWE · GEBORNE · VO(N)d) · ELTER · DERe) · GOTTf) · GNADg) A(M)E(N) //DIESE(N)h) · STEIN · / HAT · LASSEN · HAWEN · DERe) · EDELL · VND · EHRNVEST · / [PHILIPPS MARSCHALK] / VO(N)d) · WALDECKi) · GENA(N)Tk) · VO(N)d) · VBEN · ERBMARSCHALCK

Wappen:
Elter, verloren; Gondersdorf2) (zwei mit drei und zwei Kugeln belegte Balken), verloren.

Kommentar

Gegen die bisherige Zuschreibung dieser qualitätvollen Grabplatte zum Werk des sogenannten Meisters von Sickingen3) wird sie von Lühmann-Schmidt4) erstmals dem Mainzer Bildhauer Johannes Wagner zugesprochen, der bereits die Grabplatte für den ersten Ehemann5) der Verstorbenen angefertigt haben soll. Wie auch immer – ganz offensichtlich scheint das Grabdenkmal geradezu als Pendant ihres etwa 20 Jahre zuvor geschaffenen Gegenübers konzipiert worden zu sein6), wenn auch in der ebenso exzellent ausgeführten Kapitalis erhebliche Unterschiede zu bemerken sind: Die zuvor nur vereinzelt auftretende Tendenz zu Buchstabenverbindungen hat sich bei der späteren Platte voll entwickelt, die Buchstaben haben nun zum Teil kleine Deckstriche erhalten, zudem erscheint das W nun an dem ihm zustehenden Platz. Wie bei dem Grabdenkmal ihres Ehemannes ist auch hier der typologische Konflikt bemerkenswert, der durch die Verwendung von wesentlichen Elementen hervorgerufen wird, die einmal der Grabplatte, zum andern dem Epitaph zuzurechnen sind.

Elisabeth7) war die älteste Tochter Johanns von Elter-Körich und seiner Frau Elisabeth von Gondersdorf. In erster Ehe war sie mit dem frühzeitig verstorbenen Wolf Marschall von Waldeck zu Iben8) verheiratet, in zweiter Ehe wohl mit dem zwischen 1533 und 1542 verstorbenen Ulrich VIII. Landschad von Steinach9). Ihren Lebensabend dürfte sie bei dem Stifter ihres Grabdenkmals, ihrem einzigen Sohn aus erster Ehe, Philipp Melchior (†1553)10) verbracht haben, mit dem die männliche Linie der Marschall von Waldeck zu Iben ausstarb. Über dessen sechs Töchter gelangte das umfangreiche Erbe an den einheimischen Adel11).

Textkritischer Apparat

  1. Beide I wegen Platzmangel kleiner geschrieben und hochgestellt.
  2. Sic! Verschrieben wohl für EDELL.
  3. H dem C eingeschrieben.
  4. O dem V klein überschrieben.
  5. E dem D eingeschrieben und ligiert.
  6. O dem G eingeschrieben.
  7. D wegen Platzmangel kleiner geschrieben und hochgestellt.
  8. I dem D eingeschrieben.
  9. D dem L, K dem C eingeschrieben.
  10. E dem G eingeschrieben.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 143f.
  2. Vgl. auch Helwich, Syntagma 77.
  3. So erstmals Kahle, Studien 87 und zuletzt noch Steitz, Fürfeld 143 und Dehio Rheinland-Pfalz 297. – Vgl. zu dieser (Heidelberger) Werkstatt ausführlich DI 20 (Karlsruhe) S. XXVf.
  4. Lühmann-Schmidt 97.
  5. Vgl. dazu Nr. 263 von 1524.
  6. Abgesehen davon, daß sich die Ehegatten – bei entsprechender Aufstellung der Denkmale – einander zuwenden, sind die weiteren formalen Gemeinsamkeiten geradezu augenfällig.
  7. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CX.
  8. Wie Anm. 5.
  9. R. Irschlinger, Die Aufzeichnungen des Hans Ulrich Landschad von Steinach über sein Geschlecht, in: ZGO NF 47 (1933) 244 mit Anm. 1, hat überzeugend nachgewiesen, daß der in den Stammtafeln von Helwich, Humbracht und Möller überlieferte, sonst unbekannte Ehemann „Johann Landschad von Steinach“ auf einer Verwechslung beruht.
  10. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI.
  11. Vgl. etwa Nr. 384 von 1591 und Nr. 392 von 1593.

Nachweise

  1. Jakob, Fürfeld 28.
  2. Jakob, Iben 15.
  3. Bumann, Iben 51f.
  4. Lühmann-Schmid, Peter Schro mit Abb. Taf. 28b.
  5. Steitz, Fürfeld 144 Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 293 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0029300.