Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 34: Bad Kreuznach (1993)

Nr. 260 Bad Münster am Stein-Ebernburg vor Juni 1523

Beschreibung

Grabplatte eines unbekannten Adeligen. Sie lag bis 1972/73 innen im Boden links vor dem Altar1), kam dann nach außen an die Wand des nördlichen Seitenschiffs und befindet sich seit 1992 innen an der Nordwand des Chors; bisher unveröffentlicht. Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift, vom Mittelfeld durch eine einfache Linie getrennt. Darin unter einem dreiteiligen, bandartigen Rundbogen seitlich kniende, männliche Figur mit einem Rosenkranz in den gefalteten Händen, angetan mit einer Mütze und einem geschlitzten oder gefältelten Leibrock, daran hängend das Schwert. Vollwappen im rechten unteren Eck. Unter dem Knie ein Steinmetzzeichen (Nr. 4). Rechte Hälfte stark abgetreten, Schriftleisten teilweise bestoßen, in der Mitte geflickte, waagrechte Bruchstelle.

Maße: H. 165, B. 93, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien und frakturähnlichen Elementen.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Eberhard J. Nikitsch) [1/7]

  1. Annoa) · domin[i ..... / . . . . . /] gest[or]ben der · er(n) · vest · bat[../ .....]benh(eim) ·dem · got · genedig · Seib) · ame(n)

Wappen:
unbekannt (Adler).

Kommentar

Die bisher vorgeschlagene Datierung „um 1540“ erscheint deutlich zu spät angesetzt. Die gotische Grundstruktur der Kleinbuchstaben, verfremdet sowohl mit atypischen Versalien2) als auch mit schreibschriftlichen Elementen (g mit stufenförmig ausgezogener Unterlänge) weist wie die Bekleidung generell in die Zeit um 1500. Zudem stellt gerade die kurhutartige Form der Mütze eine neue modische Entwicklung3) des beginnenden 16. Jahrhunderts dar. Auch Formular und Rosenkranz deuten noch auf die vorreformatorische Zeit.

Der unbekannte Verstorbene dürfte somit in den Kreis der mit Schweikhard VIII.4) und seinen Sohn Franz von Sickingen5) verbundenen Adeligen gehört haben, der mit der Zerstörung der Ebernburg im Juni 1523 sein Ende fand.

Textkritischer Apparat

  1. A in Form eines gleichstrichigen T mit gespaltenem unterem Hastenende, o korrigiert aus d.
  2. Rundes S in Form einer gleichstrichigen Versalie.

Anmerkungen

  1. So Mielke.
  2. Vgl. Einleitung L I.
  3. Vgl. dazu Köhler, Tracht 46.
  4. Vgl. Nr. 238 von 1507.
  5. Vgl. Nr. 255 von 1519.

Nachweise

  1. Mielke, Grabinschriften 129 (erw.).

Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 260 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0026004.