Inschriftenkatalog: Bad Kreuznach
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 34: Bad Kreuznach (1993)
Nr. 129 Rehborn, Friedhofshalle (aus Kl. Disibodenberg?) 1454
Beschreibung
Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, hängt heute in etwa acht Meter Höhe im Freien am Turm der Friedhofshalle. Wohl zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus dem 1559 aufgehobenen Kloster Disibodenberg von der pfalz-zweibrückischen Verwaltung der reformierten Kirche in Rehborn übergeben1). Die ca. neun Zentner schwere Glocke zersprang im Jahr 19412), wurde 1978 restauriert und an ihren heutigen, schwer zugänglichen Standort gebracht3). Große Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen doppelten Rundstegen, darunter ein kleiner Rundbogenfries mit hängenden Kreuzblüten. Auf der Flanke ein etwas mehr als handtellergroßes Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes. Schlagton4) gis‘.
Erg. nach Rauch, Pfarrbeschreibung.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
· o rex glorie veni · yn pace ·a) iacobv(s) ottb) crvc(en)a(c)h fecit anno · d(omi)ni m · ccccl · iiii
Übersetzung:
O König des Ruhms, komme in Frieden! Jakob Ott (aus) Kreuznach hat (mich) hergestellt im Jahr des Herrn 1454.
Textkritischer Apparat
- Dieser Worttrenner ist als reliefiertes Medaillon mit wohl nimbierten Antlitz Christi gestaltet. Vermutlich handelt es sich um das dem Schweißtuch der hl. Veronika zugrundeliegende Pilgerzeichen der vera ikon (Rom), das allerdings auch in Deutschland gefertigt wurde; vgl. dazu K. Köster, Pilgerzeichen und Ampullen. Zu neuen Braunschweiger Bodenfunden, in: H. Rötting, Stadtarchäologie in Braunschweig (Forsch. d. Denkmalpflege in Niedersachsen 3) Hameln 1985, 282f. (freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen, Overath).
- Schworm, Disibodenberg liest oit.
Anmerkungen
- So ohne weitere Nachweise Schworm, Disibodenberg 171. – Im Glockenstuhl der evang. Kirche soll sich die Jahreszahl 1680 an einem Eichenbalken befinden (vgl. Rauch, Pfarrbeschreibung 102).
- Vgl. zum folgenden Dindorf.
- Aus diesem Grund ist zur Zeit nur die dem Turm abgewandte Seite der Glocke lesbar.
- Angabe nach B.H. Bonkhoff, Die pfälzische Glockengußkunst und ihre Heimat in Zweibrücken. Zweibrükken 1992, 42.
- Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 162ff.
- Vgl. zu ihnen Einleitung XLI.
- Vgl. Nr. 132 von 1456 und Nr. 195 (2.H.15.Jh.).
- Vgl. Nr. 127.
Nachweise
- Rauch, Pfarrbeschreibung 103 (mit Umzeichnung der Inschrift).
- C.R. Rauch, Kirchenglocken in der Nordpfalz, in: Nordpfälzer Gbll. 6 (1908) 44.
- Schworm, Glocken 11.
- Schworm, Disibodenberg 173.
- Thielen, Rehborn mit Abb. S. 80 – W. Dindorf, Die Disibodus-Schulglocke zu Rehborn, in: NK (1989) 168.
- Lipps, Entdeckungsreisen 202.
Zitierhinweis:
DI 34, Bad Kreuznach, Nr. 129 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di034mz03k0012904.
Kommentar
Soweit erkennbar, wurden als Worttrenner Rosetten und ein Sternchen verwendet. Der Friedensruf war im Mittelalter auf Glocken beliebt und weitverbreitet5). Bei dieser Glocke wurde erstmals im Bearbeitungsgebiet ein Zierfries als Schmuckform verwendet.
Der wohl in Kreuznach arbeitende Glockengießer ist sonst unbekannt, möglicherweise gibt es aber eine Verbindung zu dem 1452 zusammen mit Hans zur Glocken in Speyer tätigen Meister Otto von Lautern und dem späteren Glockengießer Johannes Ot(to)6). Vielleicht können Jacob Ott aufgrund vergleichbarer Zierelemente einige weitere Glocken zugeschrieben werden, so die beiden wohl ebenfalls aus dem Kloster Disibodenberg stammenden Glocken zu Landstuhl und die undatierte Glocke zu Odernheim7), vielleicht auch noch die Monzinger Glocke von 14508).