Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 590† Hohe Schule 1650

Beschreibung

Gedenkinschrift für Wolfgang Gravenegg. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Clm 2105.

  1. Wolfgangus Gravenegg, Societatis Jesu, vir non minus doctrina et sanctitate, quam praecipuorum Sueviaea) baronum natalibus clarissimus. Romae tyrocinio religioso posito studiisque absolutis philosophiam Friburgi Briscoiaeb), theologiam vero in Dilingana, tum in hac academia summa cum laude docuit, exinde belli tempore collegii et academiae Dilinganae rector. Cum, in hostium manus deveniens diuturnos carceres passus esset, collegium etiam Monacense mox totam provinciam per 6, Oenipontanum postea collegium per plures annos rexit, ubi serenissimis archiducibus gratiosissimac) viri opera fuit. His tandem docendi et regendi laboribus simul et vitae, quam inter acutissimos gravissimorum morborumd) dolores invicta semperque laeta constantiae ad stuporem toleravit. Defunctus est Oeniponti XX. Augusti anno MDCL.

Übersetzung:

Wolfgang Gravenegg von der Gesellschaft Jesu, ein Mann nicht weniger durch Gelehrsamkeit und Heiligkeit als durch seine Geburt aus außerordentlichen schwäbischen Baronen berühmt. In Rom mit der religiösen Ausbildung versehen, lehrte er, nach vollendeten Studien, Philosophie in Freiburg im Breisgau, Theologie in Dillingen, schließlich an dieser Akademie zum höchsten Lobe. Dann war er in Kriegszeiten des Kollegs und der Akademie von Dillingen Rektor. Nachdem er in die Hände der Feinde fiel, und lange Zeit in Ketten gelegt worden war, leitete er auch das Münchner Kolleg und die ganze Provinz für sechs Jahre, das von Innsbruck schließlich für mehrere Jahre, den durchlauchtigsten Erzherzögen war der Dienst des Mannes sehr angenehm. Mit diesen Mühen des Lehrens und Leitens, zugleich auch des Lebens, das er unter sehr starken Schmerzen schwerster Krankheiten mit einer unversiegten und immer fröhlichen Standhaftigkeit erstaunlich ertrug, starb er in Innsbruck am 20. August des Jahres 1650.

Kommentar

Wolfgang von Gravenegg (Grafeneck) S.J. wurde 1595 als Sohn des Ellwangischen Hofmarschalls Ottheinrich Freiherrn von Grafeneck und seiner Ehefrau Sigune, geb. Blarer von Wartensee, in Ellwangen geboren. Nach seiner Gymnasialzeit in Dillingen studierte er am Collegium Germanicum in Rom, wo er 1611 in die Gesellschaft Jesu eintrat. 1618 kehrte er – wohl aus gesundheitlichen Gründen – ohne theologisches Abschlussexamen nach Deutschland zurück, lehrte an der Universität Freiburg Philosophie und wurde dort promoviert. Zwischen 1623 und 1626 unterrichtete er zunächst als Professor der Theologie in Dillingen, ab 1626 bis 1631 in Ingolstadt1), wo er gleichzeitig das Rektorat innehatte. 1632 wurde er in Lauingen von den Schweden interniert. Nachdem er frei gekommen war, ging er nach München und wurde 1636 Provinzial der oberdeutschen Provinz. 1642 gab er dieses Amt auf und wechselte als Rektor nach Innsbruck. Er war Beichtvater der Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. 1650 starb er in Innsbruck2).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 1381.
  2. Briscoviae Clm 1381; Brisogiae Ostermair.
  3. gratissima Ostermair.
  4. morbum Ostermair.

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel II, 1626, 488,27.
  2. Vgl. Biographisches Lexikon 155f.

Nachweise

  1. AHG III, 11,2 Anhang 13; Clm 2105 fol. 293r; Clm 1381 fol. 102v-103r; Ostermair, II. Stadtviertel 18.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 590† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0059001.