Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 480† Hohe Schule 1624

Beschreibung

Gedenkinschrift für Peter Stevart. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach AHG III, 11,2.

  1. Petrus Stevartius Leodius, sacrosanctae theologiae doctor, ad Sanctos Apostolos Coloniae praepositus, ecclesiae cathedralis Leodii canonicus, universitatis huius procancellarius et ad divum Mauritium parochus. Post 34 annos feliciter hic peractos Leodium anno 1618 commigravit, dioecesis illius constitutus vicarius generalis, auctus etiam Sancti Dionysii praepositura. Vir fuit acri iudicio et ad agendum industrio, mira comitate omnes sibi devinxit. Liberalis in pauperes rerumque divinarum perquam studiosus, orphanotrophium Ingolstadii, Leodii ecclesiam parochialem, Sanctae Walburgae monasterium monialium Sacri Sepulchri construxit, dotavit, haeredem instituit testamentoque aliam ecclesiam parochialem erigendam Leodii mandavit. Obiit Leody 27. April anno 1624

Übersetzung:

Petrus Stevart aus Lüttich, der hochheiligen Theologie Doktor, Propst der Kirche der Heiligen Apostel in Köln1), der Kathedralkirche von Lüttich Kanoniker, Prokanzler der hiesigen Universität und Pfarrer an der Kirche St. Moritz. Nachdem er 34 Jahre glücklich hier verbracht hatte, übersiedelte er im Jahre 1618 nach Lüttich; er wurde zum Generalvikar jener Diözese ernannt und auch mit dem Amt des Propstes von St. Denis betraut. Er war ein Mann von scharfer Urteilkraft und neigte zu raschen Entschlüssen. Mit bewundernswerter Umgänglichkeit verpflichtete er sich alle Leute. Freigebig den Armen gegenüber und überaus eifrig in heiligen Dingen hat er ein Waisenhaus in Ingolstadt, in Lüttich die Pfarrkirche St. Walburg2) und das Nonnenkloster vom Heiligen Grab errichten lassen, mit Geld ausgestattet und als Erben eingesetzt; auch hat er durch letztwillige Verfügung die Errichtung einer weiteren Pfarrkirche in Lüttich in Auftrag gegeben. Er ist in Lüttich am 27. April im Jahre 1624 gestorben.

Kommentar

Peter Stevart studierte zunächst in Rom. Am 22. November 1571 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt. Noch während seines Studiums wurde er von Bischof Martin vom Schaumberg zum Rektor des neuen Willibaldkollegs in Eichstätt berufen und erhielt eine Domherrenpfründe am Eichstätter Dom. 1584 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und zum Professor der Theologie berufen. Mehrfach bekleidete er das Rektorenamt. 1598 erhielt er die Moritzpfarrei. 1604 wurde er Vizekanzler der Universität. 1619 trat er von allen Ämtern in Ingolstadt zurück und kehrte in seine Heimatstadt Lüttich zurück. Unter dem Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern war er Generalvikar der Diözese. 1622 legte er auch dieses Amt nieder. Er hatte ein Kanonikat an der Lütticher Kathedrale inne und war Propst zu St. Aposteln in Köln. Stevart verwandte sein hohes Einkommen aus den zahlreichen Pfründen hauptsächlich für wohltätige Zwecke. In Ingolstadt stiftete er ein Waisenhaus. Er trug auch finanziell zum Aufbau der Universitätsbibliothek bei und stiftete Kirchen und ein Kloster in Lüttich. Stevart war ein bedeutender Exeget, der vor allem für seine Kommentare der Paulusbriefe geschätzt wurde. An der Universität agierte er als tatkräftiger Rektor und Vizekanzler3). In der Moritzkirche errichtete er sich ein Epitaph (vgl. Nr. 460), wurde jedoch in seinem Heimatort Lüttich bestattet.

Anmerkungen

  1. Pfarrkirche, ehem. Chorherrenstiftskirche St. Aposteln.
  2. Église paroissiale Sainte-Walburge, Lüttich (Liège)/Belgien.
  3. Vgl. Biographisches Lexikon 418f.

Nachweise

  1. AHG III, 11,2 Anhang Nr. 3; Clm 2105 fol. 288r; Clm 1381 fol. 100r-v.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 480† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0048003.