Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 477† Dreifaltigkeitskapelle (abgegangen)
Johannesstraße 11 ?
1623

Beschreibung

Bauinschrift / Grundsteinlegungsinschrift. Kupfertafel, die sich bei Reparaturarbeiten am Haus 1874 fand.

Beschreibung und Text nach Ostermair, Beiträge IV.

  1. In honorem et laudem sanctissimaea) trinitatis beatissimae virginis ac sancti Caroli Boromaei primum huius sacelli eidem sancto Carolo cognato suo dicati lapidem posuit illustrissimus dominus Caesar Franciscus visconte Mediolanensis VI. die Maii anno post victoriamb) MDCXXIII. Gregori XV pontificis maximi II. Ferdinandi II. imperatoris romani IV.

Übersetzung:

Zu Lob und Ehre der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der allerseligsten Jungfrau und des Heiligen Karl Borromäus, hat den ersten Stein dieser Kapelle, die seinem Verwandten, demselben Heiligen Karl gewidmet ist, gesetzt der durchlauchtigste Herr Cesare Francesco Visconti aus Mailand, am sechsten Tag des Mai, im Jahre nach dem Siege 1623, im zweiten Jahr des Papstes Gregor XV., im vierten Jahr des römischen Kaisers Ferdinand II.

Kommentar

Einziger Überlieferer dieser Inschrift ist Ostermair. Er spricht in ihrem Zusammenhang vom Haus 857, dem ersten Aufenthaltsort der Bartholomäer, d. h. des von Pfarrer Bartholomäus Holzhauser 1640 gegründeten Instituts. Die Bartholomäer unterhielten in Ingolstadt ab 1649 ein Seminar, das zunächst im Haus des Professors Lossius untergebracht war und ab 1662 einen eigenen Institutsbau erhielt1). 1811 wurde im ehemaligen Bartholomäerinstitut das Militärspital untergebracht. Das Bartholomäerinstitut befand sich in der heutigen Johannesstraße 11. Da die von Ostermair überlieferte Datierung vorzeitig zur Einrichtung des Bartholomäerinstitutes ist, müsste es sich bei der erwähnten Kapelle um einen Bau im Zusammenhang mit dem Haus des Professors Lossius gehandelt haben. Da die mehrfach angegebene Datierung aber stets in das Jahr 1623 führt, ist an ihr wohl nicht zu zweifeln. Cesare Francesco Visconti ließ sich in der reich verzweigten Mailänder Familie dieses Namens nicht finden. Auch der Anlass seines Aufenthaltes in Ingolstadt bleibt unklar.

Textkritischer Apparat

  1. SS-Kürzung.
  2. A.P.V. -Kürzung, wenn das V als U zu deuten ist p(ost) u(sum) - nach der gebräuchlichen Zählung, oder a partu virginis.

Anmerkungen

  1. Wildanger, Bartholomäus 67.

Nachweise

  1. Ostermair, Beiträge I, 175; Ostermair, Beiträge VI, 144; Ostermair, Führer 22.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 477† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0047708.