Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 465† Oratorium Maria vom Siege / Kreuzstr. 2 (abgegangen) 1619/1713

Beschreibung

Bauinschrift des Oratoriums Maria vom Siege. Ehemals am Giebelgebälk des Gebäudes (?).

Text nach Ostermair.

  1. I.

     Oratorium congregationis beatae virginis Mariae de Victoria piorum liberalitate erectum aedificium anno MDCXIX.

  2. II.

     Renovatum anno MDCCXIII.

Übersetzung:

Oratorium der Kongregation der seligen Jungfrau Maria vom Siege, durch die Freigebigkeit der Gläubigen wurde das Gebäude errichtet im Jahre 1619. (I)

Renoviert im Jahre 1713. (II)

Kommentar

1612 wurde in Ingolstadt neben der Akademischen Marianischen Bruderschaft auch eine bürgerliche „Bruederschaft unßer Lieben Frauen Mariae de Victoria“ gegründet. Als Versammlungsort diente ihr zunächst die 1894 abgebrochene Georgskapelle im Kaisheimer Hof am alten Kornmarkt (Schäffbräustraße). Die Gründung der Bruderschaft ging von dem Jesuiten Elias Graff aus. Die Jesuiten stellten auch den Präses der Bruderschaft. Die Bruderschaft wuchs rasch. Bereits nach wenigen Jahren wurde das Georgskirchlein zu klein und man begann an prominenter Stelle, an der Kreuzstraße, gegenüber dem Münster, ein eigenes Oratorium zu errichten. Es handelte sich um den ersten freistehenden Kongregationsbau im Gebiet der oberdeutschen Jesuitenprovinz. Herzog Maximilian beteiligte sich mit 500 fl. an den Baukosten, weshalb man sein Wappen an den Giebel des Gebäudes setzte1).

Ein Kupferstich von 1634 im Stadtarchiv Ingolstadt zeigt die Außenansicht der Kirche vor den Renovierungen des 18. Jahrhunderts2). Auf dem Stich ist zwar das Wappen am Giebel des Kongregationssaales zu sehen. Gebälk unter dem Giebel und über dem Portal zeigen jedoch die Aufschriften „Oratorium Congrega(tionis)“ und „MDCXIX“. Es muss als durchaus möglich gelten, dass die von Ostermair angeführte Inschrift am Giebelgebälk oder aufgeteilt auf Giebel- und Portalgebälk (die Jahreszahl evtl. mit anno über dem Portal) bereits zu dieser Zeit angebracht war, deshalb wird sie hier ediert. Der Kupferstecher hätte dann nur Initium und Jahreszahl wiedergegeben, um einen lesbaren Text bieten zu können. Als weiterer Anbringungsort der Inschrift wäre der Sockel unter der Marienstatue an der Fassade denkbar. Es kann allerdings ebenso wenig ausgeschlossen werden, dass die Inschrift zu den Renovierungsarbeiten des 18. Jahrhunderts gehört, also im Zuge der Barockisierung des Gewölbes und der Neutünchung der Fassade 1713 angebracht wurde. Allerdings findet sich unter den von Hofmann edierten Rechnungen keine zu einer neuen Inschrift dieses Umfangs passende3). 1804 wurde das Oratorium im Zuge der Säkularisationsmaßnahmen profaniert und der Kongregationssaal in einen Stadel umgewandelt4).

Anmerkungen

  1. Vgl. Hofmann, Nachruf I, 89-92.
  2. Vgl. DiB I.1 (Ingolstadt) 263.
  3. Vgl. Hofmann, Nachruf II, passim.
  4. Zur Baugeschichte vgl. DiB I.1 (Ingolstadt) 265f.

Nachweise

  1. Ostermair, Beiträge II, 236; Ostermair, II. Stadtviertel 1.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 465† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0046502.