Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 444† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1613

Beschreibung

Sterbeinschrift des Georg Fasold. Ehemals im Läutturm, Ostwand, nördliche Seite, unmittelbar beim Eingang im Fußboden (Ostermair); davor in der Fasoldschen Familiengrablege, der ersten südlichen Langhauskapelle von Westen (Annakapelle) (Gerstner), dort in der Wand beim Gestühl (Oefeleana). In der Mitte gebrochene rote Marmorgrabplatte, in Relief ein großes, am unteren Schaftende geflügeltes Kreuz, darunter drei Wappen. Die Inschrift wohl links und rechts des Kreuzesstammes angebracht, wobei die ersten beiden, später zugefügten Zeilen (I), links und rechts getrennt, die weiteren (II) über den Stamm hinweg fortlaufend zu lesen waren und der Sinnspruch (III) unterhalb des Kreuzes stand. Rotmarmor.

Beschreibung, Wappen und Text nach Götz, ULF.

Maße: H. 123 cm, B. 58 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

     <OBITa) AN(NO) D(OMI)NI / M. DC. XXXIIb). // AETAT(IS)c) SVAE / LXXVIId)>

  2. II.

     GEORGIVSe) // FASOLD / I(N) K(ASING) I(VRIS) V(TRIVSQVE)f) D(OCTOR)e) // S(ERENISSIMORV)M D(VCV)M B(AVARIAE) CONS(ILIARIVS) / ANN(OS)e) // XXXVIII / V. S. H.e) // [M. L. E.]g) / 16e)//13

  3. III.

     MORS O(MN)IA SOLVIT

Übersetzung:

Es starb im Jahre 1632. Seines Alters 77. (I)

Georg Fasold zu Kasing, Doctor beider Rechte, der durchlauchtigsten Fürsten in Bayern 38 Jahre Rat. (II)

Der Tod löst alles. (III)1)

Wappen:
Fasold2), Jahn3), Müllner von Zweiraden4).

Kommentar

Die Verbindung der Jahreszahl mit der nicht aufzulösenden Kürzung in der letzten Zeile des Teils II der Inschrift (zu einem Auflösungsversuch vgl. Anm. g), lässt darauf schließen, dass hier auf die Errichtung des Fasoldschen Erbbegräbnisses in der Annakapelle Bezug genommen wurde (vgl. Nr. 447)5).

Dr. Georg Fasold war der Sohn des Johann Fasold und der Barbara, geb. Ziegler6). 1577 wird er – bereits als Magister artium – an der Ingolstädter Universität fassbar. 1588 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert7). 1585 heiratete er Margareta Jahn von Khäsen, die 1611 starb (vgl. Nr. 430). In zweiter Ehe war er ab 1612 mit Cäcilia, der ältesten Tochter des Ingolstädter Bürgermeisters Willibald Müllner von Zweiraden, verheiratet (verstorben 14. Oktober 1634). Sie hatten einen Sohn Johann Georg8).

Ostermair bezeichnet Georg Fasold im Zusammenhang mit seiner ersten Eheschließung als Prokurator und Richter des Statthalters. Im selben Jahr konnte Georg Fasold auch die Hofmark Stöcklrain (Kasing, Markt Kösching, Lkr. Eichstätt) erwerben9). 1594 wurde er in den herzoglichen Rat in Ingolstadt aufgenommen10). Zwischen 1607 und 1609 hatte er zudem das Amt eines Oberlandschreibers in Hirschberg inne11). 1626 wird er als gewester Mautner, Kastner und Oberrichter zu Ingolstadt bezeichnet12). Fischer und Gerstner geben als Standort eines weiteren Grabdenkmals für Georg Fasold mit dem Datum 1626, außen an der Nordseite der Kirche an13). Die Inschrift eines solchen Denkmals ist jedoch nicht überliefert. 1626 ist zudem der Zeitpunkt der Ölbergstiftung Fasolds (vgl. Nr. 447); der Ölberg soll sich jedoch innen, im nach ihm benannten Ölturm, befunden haben.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, von Götz hervorgehoben; obiit Clm 2105, Oefeleana 300 und Cgm 3017.
  2. Links vom Kreuzesstamm, unter der ersten Zeile. MDCXXX Clm 2105 und Oefeleana 300.
  3. Rechts vom Kreuzesstamm.
  4. Rechts vom Kreuzesstamm unter der ersten Zeile; die III. Juny folgt zusätzlich Cgm 3368.
  5. Es folgt das Kreuz.
  6. L(egum) ? zusätzlich Oefeleana 300; Q() zusätzlich Cgm 3368 und Cgm 3017.
  7. M. L. E. von Götz als Ergänzung gekennzeichnet, wohl schon zu seiner Zeit verloren, derselbe Buchstabenbestand auch in den Handschriften. Die Kürzung lässt sich nicht sicher auflösen. evtl. V(oto) S(uscepto) H(ic) M(onumentum) L(egale) E(rectum).

Anmerkungen

  1. Mors solvit omnia ist bereits im römischen Recht ein Rechtsgrundsatz zunächst des Eherechtes, ob man bei der Auswahl des Spruchs für den Juristen Georg Fasold auf diesen Rechtsgrundsatz Bezug nahm oder nur ein allgemein geläufiges Sprichwort zitierte, muss offen bleiben.
  2. Quadriert, 1/4 ein Fasan nach rechts, 2 eine Kugel, 3 eine Lilie. Vermutlich ein vermehrtes Wappen, zum ursprünglichen Fasoldschen Wappen vgl. Siebmacher Bg9 20. Götz vermutet eine Zusammenstellung des Fasoldschen Wappens mit den Wappen der beiden Ehefrauen von Georg Fasolds Vater Johann.
  3. Schachroch. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 26.
  4. Siebmacher BayA1 21.
  5. Vgl. Götz, ULF 68.
  6. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 15. Laut Ostermair war Barbara Ziegler die zweite Ehefrau des Johann Fasold, die von Ostermair genannte erste Ehefrau Margareta, geb. Jahn von Käsen, war jedoch die erste Ehefrau des Georg Fasold. So später auch Ostermair, Bürgerbuch IV, 6.
  7. Wolff, Juristenfakultät 315, keine Matrikel nachweisbar.
  8. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch II, 6.
  9. HAB Altbayern I, 46 (Ingolstadt) 147.
  10. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 1017, Anm. 292.
  11. Ferchl, Behörden 265, 324.
  12. Wolff, Geschichte, 315.
  13. Fischer, Stadtpfarrkirche 27 Anm. 43 I,3; Gerstner, Frauenkirche 73.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 47v, Nr. 182; Oefeleana 300 p. 107; Cgm 3368 fol. 31r; Ostermair, Stadtpfarrkirche 36, 39; Götz, ULF 67f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 444† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0044407.