Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 441† Theresienstr. 18 1612 (?)

Beschreibung

Bauinschrift des Dr. Wolfgang Kolb und seiner Frau Anna, geb. Kumpf. Ehemals an der Wand des Hausgangs, vermutlich der heutigen Durchfahrt. Tafel mit zwei Wappen.

Text nach Ostermair.

  1. aedes has Wolfgangus Kholb, utriusque iuris doctor, serenissimi Bavariae ducis Maximiliani etc. consiliarius et Anna Maria Kumpfin coniugisa) suis expensis extrui curarunt. Anno verbi incarnati MDCXII.

Übersetzung:

Dieses Haus haben Wolfgang Kolb, beider Rechte Doktor, des durchlauchtigsten Herzogs von Bayern Maximilian usw. Rat und Anna Maria Kumpf, Eheleute, auf eigene Kosten errichten lassen. Im Jahre des fleischgewordenen Wortes 1612.

Kommentar

Ein Dr. Wolfgang Kolb ist in Wembding und Eichstätt 1624-28 sowie 1629 kurzfristig in Ingolstadt als Hexenkommissar nachweisbar1). Ob er mit dem Bauherrn und Stifter der Inschrift identisch ist, ist nicht zu belegen, muss aber als wahrscheinlich gelten, da er der einzige Wolfgang Kolb unter den Räten Maximilians gewesen ist2). Schwierigkeiten macht das überlieferte Baudatum. Der einzige im 17. Jahrhundert in Ingolstadt immatrikulierte Wolfgang Kolb stammte aus Osterhofen, Lkr. Deggendorf/NB., immatrikulierte sich erst 1613 als Student der Rhetorik und wurde 1620 zum Doktor beider Rechte promoviert3), seine Identität mit dem Rat und Hexenkommissar wird allgemein akzeptiert. Er kann aber kaum 1612 ein Haus errichtet haben. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Lesefehler Ostermairs handelt und das Haus 1622 oder vielleicht sogar erst 1642 (vielleicht wurde ein X oder ein L bei der Lesung übersehen) errichtet wurde. Kolbs Ehefrau Anna Maria war eine Tochter des Georg und der Elisabeth Kumpf. Ostermair überliefert für sie und ihren Mann je ein Wappen4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Verlesen für coniuges oder coniunx?

Anmerkungen

  1. Vgl. Schönauer, Ingolstadt 264f.; Behringer, Hexenverfolgung 238-241, 315, Anm. 289. Behringer gibt an, zu Herkunft und Familienverhältnissen Kolbs sei nichts bekannt.
  2. Die Angabe von DiB I.1 (Ingolstadt), es habe sich um einen Professor der Universität gehandelt, ist von Ostermair übernommen, aber jedenfalls irrig; es ist an der Ingolstädter Universität kein Professor dieses Namens nachweisbar.
  3. Vgl. Pölnitz, Matrikel II, 1613, 272,19 und Mederer, Annales II, 226; Wolff, Juristenfakultät 309.
  4. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 29. Kumpf: ein Löwe einen Wetzsteinbecher in den Pranken, Kolb: ein oberhalber Mann mit einem Streitkolben (vgl. Bay 93?).

Nachweise

  1. Ostermair, Führer 67; DiB I.1 (Ingolstadt) 467.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 441† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0044100.