Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 438 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1612

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Epitaph des Hieronymus Wolf. An der westlichen Wand des westlichen Südportals. Einfache Umrahmung, oben halbrund abgeschlossen. Oben in vertieftem Feld Relief Kruzifix mit Hl. Hieronymus: in der Mitte das Kruzifix mit Titulus (II) in Wolkenkranz, am Kreuzesstamm unten ein Vollwappen lehnend, links der Hl. Hieronymus hinter einem Löwen stehend, nackt, rechts kniet der Verstorbene auf einem Podest, den Rosenkranz (Zehner) in der Hand, im Hintergrund eine Stadt. Unter dem Bild Inschrift (I) in acht Zeilen. Rotmarmor.

Maße: H. 115 cm, B. 56 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Stadtarchiv Ingolstadt [1/2]

  1. I.

     Anno 1612 den 2a). October, ist in / Gott verschiden der Ernuest vnd Für/nem Jung Gesell Hieronime Wolff als / desz Ernuesten fürsichtigen vnd Weisen / Herrn Sebastian Wolffen des Inn/ern Raths Zue Ingolstatt Hinderlassner / Süne desen Seel Gott der Almechtig / genedig sein welle Amenb).

  2. II.

     . I . N . R . I .

Wappen:
Wolf1).

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine gestreckte und lineare Fraktur. Die streng parallel ausgeführten Schäfte des Mittellängenbereichs auch bei Buchstaben wie a und o, bei denen die Bögen in zwei Schäfte, einen oberen Schrägbalken und eine untere Verbindung durch zwei bzw. eine Brechung aufgelöst werden, verleihen der Schrift eine fast gitterförmige Struktur. Diese wird noch unterstützt durch die stets streng durchgehaltene Parallelität der Oberlängen, z. B. bei Doppel-s oder Kombinationen von zwei Buchstaben mit Oberlängen. Schwellungen zeigen sich bei den Gemeinen, ausschließlich beim runden Abschluss- r. Die Unterlängen von langem s und f laufen nach einer fast vollkommen linearen Ausführung im Ober- und Mittellängenbereich spitz aus. Auch die Versalien sind – abgesehen von geringen Schwellungen beim Bogen des unzialen H, beim ersten gebogenen Schaft des W und beim rechten Bogen des eingerollten G - fast linear ausgebildet.

Hieronymus Wolf war laut Inschrift der Sohn des Inneren Rats Sebastian Wolf. Ein Sebastian Wolf ist ab 1596 als Mitglied des Äußeren Rats nachweisbar, bereits 1603 gelang ihm der Aufstieg in den Inneren Rat, dem er fast ein halbes Jahrhundert angehören sollte. Hieronymus Wolf muss wohl ein im Jugendalter verstorbener Sohn dieses Sebastian gewesen sein, jedenfalls ist Sebastian das einzige nachweisbare Mitglied des Rats aus der Familie Wolf mit diesem Vornamen. Warum sich Hieronymus als hinderlassener Süne bezeichnet, obwohl sein Vater wohl noch am Leben war, ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. 2 Z-förmig.
  2. Zeile zentriert, es folgt ein Ornament als Abschluss.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg3 55.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 73v, Nr. 212; Ostermair, Stadtpfarrkirche 54; Kdm OBB I (Ingolstadt) 40; Götz, ULF 180.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 438 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0043805.