Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 437† Pfk. St. Moritz 1612

Beschreibung

Sterbeinschrift des Paulus Garzweiler.

Text und Wappen nach Clm 2105.

  1. anno 1612 den 17. January ist in Gott vershiden der edl gestrenge und hochgelehrt herr Paulus Gartzweiler von und zu Westerhoffen beeder reechten doctor römisch kaiserlicher maiestät reichs hoffrat comes palatinus auch ihro fürstlichen durchlaucht herzog Maximilian zu Bayrn rath und flegera) zu Stambham und Öttingb) deme Gott der allmechtig und uns allen gnedig und barmherzig sey und ein ewige auferstehung verleihen welle amen.

Wappen:
Garzweiler1).

Kommentar

Paulus Garzweiler stammte aus Aachen, er war der Sohn eines Melchior Garzweiler. Am 26. Februar 1573 wurde er in Siena zum Doktor beider Rechte promoviert2). Er ehelichte 1582 Leonore, die Tochter des Augsburger Patriziers Konrad (II.) Mair und der Euphrosina Walther3). Sie hatten mindestens drei Kinder, Neidhard Philipp, den späteren Stadtoberrichter zu Ingolstadt, Markus und Sybilla Euphrosina, die Jakob Pastoir ehelichte4). 1593 wurde Garzweiler zum kaiserlichen Reichshofrat ernannt. Als Reichshofrat wirkte er zunächst im Land ob der Enns, dann bei der Rekatholisierung Oberösterreichs mit. 1603 begab er sich auf eine Mission in Reichsitalien zur Revision der Reichslehen. 1605 bestätigte ihm Kaiser Rudolph II. ein Reichslehen, das seine Familie schon seit über 150 Jahren in der Stadt Aachen innehatte. Im gleichen Jahr erhielt Paulus Garzweiler das Palatinat. 1610 zog sich Garzweiler aus dem Reichsdienst zurück5). Er besaß die Hofmark Westerhofen6) und hatte vom 1. Januar 1608 bis zum 17. Januar 1612 die Inspektion über die Pflegen Stammham und Etting inne7). Ostermair belegt noch eine weitere Ehefrau, Katharina, geb. Hörl, aus Straubing, die am 12. Mai 1634 gestorben sein soll8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, für Pfleger.
  2. Das folgende fehlt Cgm 3368.

Anmerkungen

  1. Leicht abweichend zu Siebmacher BayA2 47, dort der Herzschild mit Schrägbalken mit drei Kugeln belegt. Das in Clm 2105 und Cgm 3017 abgebildete zweite Wappen (wie Garzweiler, jedoch ohne Herzschild) fand sich laut Clm 2105 ebenfalls auf einer weiteren Platte in der Kapelle mit nicht mehr lesbarer Inschrift.
  2. Weigle, Doktorpromotionen Siena 223, Nr. 158.
  3. Reinhard, Augsburger Eliten Nr. 752.
  4. SoBl 36 vom 5. September 1869, 143.
  5. Gschließer, Reichshofrat 153f.; zur Italienmission Rill, Garzweiler-Mission passim.
  6. Westerhofen, Hofmark, heute Gde. Stammham, Lkr. Eichstätt. Vgl. HAB Altbayern I, 46 (Ingolstadt) 142.
  7. Ferchl, Behörden 1011f. Stammham und Etting, Pfleggericht, heute Etting, Stadt Ingolstadt und Stammham, Lkr. Eichstätt.
  8. Ostermair, Bürgerbuch II, 93.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 179, Nr. 371; Cgm 3017 fol. 45r; Cgm 3368 fol. 59r; Götz, Grabsteinbuch 73f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 437† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0043706.