Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 432 St. Sebastian 1611

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Wappengrabplatte der Anna Maria Bilrolt, geb. Lang (?). Innen, unter der Empore, im Boden, die fünfte Platte von Süden. Abgetreten. Hochrechteckige Platte, unten in kreisförmiger Vertiefung zwei Vollwappen, darüber Inschrift in neun Zeilen. Kalkstein.

Maße: H. 179 cm, B. 90 cm, Bu. 3,6 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. Anno D(omi)ni 1611 Mittwoch den 9 Novembe[r] / Ist die Edl vnd Tugentsam Frau Anna Maria / Bilroltin weylundt des Edlen vnd Hochgelerten / Herrn Johann Bilroltsz der Artzney Doctoris / vnd gemainer Loblichen Landtschafft in Bayẹṛ(ṇ)/gewesnen Medici zu Landtshuet seeligen Nach/gelaszne wittib in Gott verschiden Deren beeden / vnd allen Christglaubigen Seelen sein Göttliche / Allmacht die Ewig Freud vnd Seeligkeit gnedig / verleihen wöll Amen:

Wappen:
Bilrolt1), Lang (?)2).

Kommentar

Die Schrift ist sehr linear ausgeführt und zeigt noch einige Charakteristika der Gotischen Minuskel, so ist a doppelstöckig, der obere Bogen des g ist noch gebrochen und in einen Schaft und einen kleinen unteren Knick eingeteilt, Folgen von aus Parallelschäften gebildeten Gemeinen wie u, n, i führen zu der für die Gotische Minuskel kennzeichnenden gitterförmigen Struktur. Es finden sich aber auch Kennzeichen der Fraktur, so die spitzovale Form der geschlossenen Bögen bei o und b und die Tendenz zu dieser Form bei rundem d, bei dem der linke Bogenabschnitt zwar als Schaft ausgeprägt ist, der rechte aber spitzoval ausgeformt ist, und die Form des w mit spitzoval ausgeformtem, v-förmigem rechten Teil. Kennzeichnend für den Gesamteindruck ist die starke Disziplinierung und Zurücknahme bei den Einzelformen, die zu einem insgesamt sehr ruhigen Charakter der Schrift führt.

Anna Maria Bilrolt, geb. Lang war die Ehefrau des Physikus der bayerischen Landschaft Johann Bilrolt. Laut Ostermair heirateten sie 1598. Sie hatten drei Töchter Anna Maria, Kunigunde und Barbara; Barbara heiratete den Stadtschreiber von Haßfurt Friedrich Fischer3).

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg3 51. Unter dem Namen Pitroldl, nach den Angaben zu schließen von der Grabplatte übernommen.
  2. Dreimal gespalten.
  3. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch III, 174 (Pitroldt).

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 111v; Götz, Kl. Kirchen 70.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 432 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0043201.