Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 425† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1609

Beschreibung

Stifterinschrift der Ehefrau und des Sohnes Johann auf dem Epitaph des Andreas Fländerl. Ehemals außen, an der Nordwand der Kirche, beim letzten Fenster. Im Oktober 1959 von Rudolf M. Kloos noch photographiert. Dreiteiliger Aufbau. Unten Tafel in Rollwerkrahmen ohne erkennbare Inschrift, darüber zwischen zwei Pilastern Schrifttafel mit zentrierter Inschrift, darüber ein Relief: der Kruzifix mit zwei Assistenzfiguren (Maria und Johannes?). Das Kreuz trug vielleicht einen Titulus, dies ist aber auf dem Photo nicht sicher zu verifizieren. Schon zu Götz Zeiten war das Relief fast bis zur Unkenntlichkeit verwittert. Auf dem Photo ist die Schrifttafel hingegen gut zu erkennen. Beschädigung der Schrifttafel unten links mit geringem Textverlust. Kalkstein.

Beschreibung und Text nach Photo Inschriftenkommission (Photo Kloos), Maße nach Götz.

Maße: H. 153 cm, B. 74 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. D(EO) . O(PTIMO) . M(AXIMO) . / ANDREAEa) . FLÄNDRLb) . OPT(IMO) . PARENTI . QVI . HEREc) . CIVISd) . NVNC . / CINISd) . HEICe) . TEf) . EXSPECTAT . POLVEREM . POLVIS . / MAESTA . CONIVNX . MAESTVS . FILIVS . / IOAN(NES) . V(TRIVSQVE) . I(VRIS) . C(ONSVLTVS)g) . BOII . DVCIS . ADVOCATVS . / POS(VERVNT)h) . / VIXIT . ANN(OS) . LXIII . OBITi) . XII . KAL(ENDAS) . A(V)G(VSTI) . M.D.CIXj) . / DA . MORTVO . [QV]OD . MORTVVS . OPTABIS .

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Dem Andreas Fländerl, dem besten Vater, der gestern Bürger war, heute Asche ist. Staub erwartet dich als Staub. Die trauernde Gattin, der trauernde Sohn Johann, beider Rechte Berater, des bayerischen Herzogs Advokat, setzten (dieses Denkmal). Er lebte 63 Jahre, er starb am zwölften Tag vor den Kalenden des Augusts 1609. Gib dem Verstorbenen, was Du selbst als Verstorbener wünschen wirst.

Datum: 1609 Juli 21.

Kommentar

Die Fländerl (Flenderle) waren eine Ingolstädter Brauerfamilie. Eine Anna Flenderle, die Witwe eines Andreas, ist 1613/14 im Grund- und Häuserbuch als Bierbrauerin genannt, der Bestattete könnte der Ehemann dieser Anna gewesen sein1). Ein anderer Andreas Flenderle aus Ingolstadt immatrikulierte sich am 15. Mai 1562 an der Hohen Schule als Famulus2). Ein Johann, vermutlich der in der Inschrift genannte Sohn, immatrikulierte sich 1604 an der Artistenfakultät und wurde 1620 zum Doktor beider Rechte promoviert3). Johann ist in der Inschrift als utriusque iuris c… genannt. Löst man das c mit Götz als c(andidatus) auf, so ergibt sich die Schwierigkeit, dass Fländerl, obwohl er noch keinen Universitätsabschluss im Recht hatte, bereits in sehr jungen Jahren Boii ducis advocatus gewesen sein soll. Löst man die Kürzung mit c(onsultus) auf, muss man davon ausgehen, dass die Grabinschrift erst später (nach 1620?) gesetzt worden ist4). Am Münster befand sich noch eine weitere Grabschrift für Mitglieder der Familie Flenderl vgl. Nr. 235†.

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerte Anfangsbuchstaben bei tragenden Wörtern.
  2. Punkte über A auf dem Photo nicht eindeutig identifizierbar.
  3. Accentus gravis über dem zweiten E.
  4. Buchstaben größer.
  5. Accentus gravis über EI.
  6. E unter dem Balken des T.
  7. Götz löst hier candidatus auf.
  8. S verdoppelt zur Kennzeichnung des Plurals, von Götz als Besonderheit gekennzeichnet.
  9. Sic!
  10. Neulateinische Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Klinger, Braugewerbe 78.
  2. Pölnitz, Matrikel 1562, 827,32.
  3. Mederer, Annales II, 226; Wolff, Juristenfakultät 315.
  4. Für Johann Fländerl, Advokat und Dr. u. i. sind über die Matrikel des Wilhelmsgymnasiums zwei Söhne Martin (1634) und Dominik (1640) nachweisbar, vgl. Leitschuh, Matrikeln 69 Nr. 21 und 83 Nr. 21. Er selbst ist vermutlich ab 1646 Hofmarksherr in Obereglfing, Lkr. Weilheim-Schongau. Vgl. HAB Altbayern I, 4 (Weilheim) 24.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 10r; Cgm 3017 fol. 27v; Ostermair, Stadtpfarrkirche 60; Kdm OBB I (Ingolstadt) 39; Götz, ULF 70f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 425† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0042500.