Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 409 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt vor 1605

Beschreibung

Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Hanns Schiesel und seiner Ehefrau Barbara. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, zweiter Pfeiler von Westen, Südseite. Vierteiliger Aufbau. Unten Schrifttafel in einfacher mit Voluten verzierter Rahmenleiste, unten halbrund abgeschlossen, darüber in einem schmalen, querrechteckigen Feld eine dreibogige Arkade, links und rechts der Verstorbene in Hose Wams und Radmantel und seine Gattin in Kleid Haube und Mantel kniend, mit Rosenkränzen in den Händen. Darüber in einfachem Rahmen, Relief Kruzifix: in der Mitte Kreuz mit Corpus und Titulus (II), im Hintergrund Stadtlandschaft, rechts und links des Gekreuzigten Sonne und Mond. Oben Dreiecksgiebel, im Giebelfeld zwei Wappenschilde, der linke mit erhabenen Initialen (III). Kalkstein.

Maße: H. 143 cm, B. 54,5 cm, Bu. 1,5 cm (I, II), 2,8 cm (III).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     An(n)o 16<12>a) den <18 // Januarija)> starb der Erbar / Hans Schiesel Peck vnd Pürger alhieb) / An(n)o 16<05> den <28 Februarij> starb die Erbar / Frau Barbara Schieselin sein eheliche Haus=/frau deren beder seelen gott genedig vndc) / Barmhertzig sein wolle Amend)

  2. II.

     I N R I

  3. III.

     H(ans) // S(chiesel)e)

Wappen:
Schiesel1), unbekannt2).

Kommentar

Die Ausgestaltung der Frakturinschrift zeigt die Hand eines nicht sehr geübten Steinmetzen. Die Zahl der Einzelformen ist vielfältig, Grund dafür ist aber weniger der Gestaltungswille des Künstlers, denn die Formen geraten ihm jedes Mal anders, besonders gut sichtbar wird dies bei d/D. Unklar ist, ob auch das Datum der Ehefrau nachgetragen ist, die gedrängte Schreibung des Monatsnamens Februarij könnte darauf hinweisen.

Ein Hans Schiesel ist im Brunnenbuch der Stadt Ingolstadt von 1590 als Einwohner des ersten Viertels der oberen Stadt genannt, abgabepflichtig für das Brunnengeld war 1590 jedoch bereits Thomas Schiesel, Bäcker, vermutlich ein Sohn des Hans3).

Textkritischer Apparat

  1. Der weniger tief ausgeschlagene Nachtrag ist kaum mehr leserlich, ergänzt nach Kögerl.
  2. Es folgt Schlussornament aus zwei Punkten und Schrägstrich in etwa unserem % Zeichen entsprechend.
  3. vnd kleiner, der Randleiste ausweichend
  4. Als Abschluss paragraphenförmiges Ornament.
  5. Links und rechts der Pflugschar.

Anmerkungen

  1. Im Herz ein Wecken, darüber vorne eine Doppelsemmel, hinten eine Breze, darunter eine Pflugschar, begleitet von den Initialen H S.
  2. Schrägbalken mit drei Wecken.
  3. Vgl. Ostermair, Brunnenbuch 2.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 375; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 16r-v; Clm 2105 fol. 195v, Nr. 423; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 21, Nr. 36; Kögerl, Garnisonskirche 23f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 409 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0040907.