Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 400† Hohe Schule 1603

Beschreibung

Gedenkinschrift für Gregor de Valencia. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Mederer.

  1. Gregorius de Valentia ea) Societate Jesu, Methymnensis, Hispanus, sacrae theologiae doctorb), inter theologos sui temporis nulli secundus, Parisiis vehementer expetitusc), a Stephano rege Poloniae diu postulatus, praeclarumd) academiae decus, in qua annos viginti quatuor commoratus. Cum sacrame) theologiam sedecim annisf) magno auditorum plausu et fructu faecundissimae eruditionis propagationeg) docuisset atque interima) in omni controversiarumh) genere contra hereticos, quam multos compluribusi) libris editis, nunquam non victor egregiea) dimicasset universamquej) theologiam scholasticam 4 commentariorum tomis, commemorabilia) operea), illustrasset, immortalem nominis gloriam adeptus, anno 1598 superiorum suoruma) voluntate Romam aduocatus est cumque illick) partim sacrae theologiae professor, partim supremus in collegio Societatis studiorum moderator, aliquamdiu clarissimus vixissetl), demum assiduis laboribus fractus et inueterata consumtus aegritudine Neapoli, quo valetudinis causa aeger concesserat, e vivis semper victurus excessitm), 25. Aprilis anno 1603 aetatis 54.

Übersetzung:

Gregor de Valencia, von der Gesellschaft Jesu, aus Medina (del Campo), Spanier, Doktor der heiligen Theologie. Unter den Theologen seiner Zeit von keinem übertroffen, von Paris mit Nachdruck erbeten, von König Stephan von Polen lange Zeit angefordert, war er eine leuchtende Zierde der Akademie, an der er 24 Jahre lang blieb. Nachdem er 16 Jahre lang unter großem Beifall und zum großen Nutzen seiner Hörer auf seine höchst gelehrte Weise ohne Unterbrechung die heilige Theologie gelehrt, während dieser Zeit möglichst viele Bücher herausgegeben, und darin in jeder Art von theologischer Auseinandersetzung, niemals nicht siegreich, in herausragender Weise mit den Häretikern gestritten sowie die gesamte scholastische Theologie in vier Bänden der Commentarii, einem denkwürdigen Werk, dargestellt hatte, wurde er - der inzwischen unsterblichen Ruhm erlangt hatte - im Jahre 1598 auf Wunsch seiner Oberen nach Rom berufen; und nachdem er dort, teils als Professor der heiligen Theologie, teils im Studien-Kolleg der Gesellschaft als oberster Leiter, eine Zeitlang in höchstem Ansehen gelebt hatte, schied er schließlich, von den unaufhörlichen Anstrengungen erschöpft und von einer lange verschleppten Krankheit geschwächt, in Neapel, wohin er sich, schon krank, aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, aus dem Kreise der Lebendigen, um das ewige Leben zu erlangen, am 25. April des Jahres 1603, im 54. Lebensjahr.

Kommentar

Gregor de Valencia wurde im März 1541 oder 1548 in Medina del Campo in Kastilien geboren. Er studierte in Salamanca und Valladolid Philosophie, Rechte und Theologie. 1565 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. 1571 wurde er als Professor der Philosophie nach Rom berufen. Im Oktober 1573 kam er zunächst nach Dillingen, 1575 als Nachfolger des Hieronymus Torres (vgl. Nr. 436†) nach Ingolstadt1), wo er bis 1592 Theologie lehrte. 1592-1598 arbeitete er an seinem theologischen Hauptwerk, den Commentarii theologici, einem Kommentar zur Summa Theologica des Hl. Thomas von Aquin, einer vollständigen systematischen Theologie. Er war der Erzieher und Beichtvater Maximilians I. von Bayern während dessen Ingolstädter Studienzeit. 1598 berief man ihn an das römische Kolleg zurück, dort lehrte er erneut Theologie. Er verstarb 1603 in Neapel, wohin man ihn zur Erholung geschickt hatte. Im deutschsprachigen Bereich war Gregor de Valencia der bedeutendste Jesuitentheologe seiner Zeit2). In Ingolstadt bildete er eine ganze Generation von Theologen aus, darunter seinen Nachfolger und Biographen Jakob Gretser.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt den Handschriften.
  2. Sacrae ... Doctor fehlt den Handschriften.
  3. expeditus Clm 1381.
  4. huius folgt richtig zusätzlich AHG III, 11,1 und Clm 1381.
  5. S(acro)S(anctam) die Handschriften.
  6. continuis folgt richtig zusätzlich AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  7. erudissime Clm 2105; eruditissime statt faecundissime ... propagnatione AHG III, 11,1 und Clm 1381.
  8. religionis folgt zusätzlich in den Handschriften.
  9. pluribus statt multos compluribus besser die Handschriften.
  10. totamque AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  11. partim ... moderator fehlt den Handschriften.
  12. demum ... aegritudine fehlt AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  13. mortuus est statt e ... excessit AHG III, 11,1 und Clm 2105.

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel 1575, 1011,22.
  2. Zu Gregor de Valencia vgl. Duhr, Geschichte I, 665-668; Biographisches Lexikon 449f.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 201r; Clm 2105 fol. 308v; Clm 1381 fol. 98v; Mederer, Annales II, 154f.; Ostermair, II. Stadtviertel 16.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 400† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0040009.