Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 397 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1600–1602

Beschreibung

Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Hans Adam von Muggenthal, seiner Ehefrau Euphrosina, geb. vom Stain, und ihrer Söhne Hans Jakob und Hans Friedrich. Nordseite, östlich des nördlichen Seitenaltars. Dreiteiliger Aufbau. Unten Inschriftenplatte (I) zwischen zwei Vollwappen auf vorspringenden Basen der rahmenden Pilaster, auf den Pilastern 16-teilige Ahnenprobe mit Beischriften (II). In der Mitte Relief Krönung Mariens: Maria zwischen Christus und Gottvater auf Wolken kniend, über ihr eine Krone, darüber die Heiliggeisttaube, darunter die Stifterfamilie kniend, im Vordergrund Vater im Harnisch, Helm, Handschuhe, Streitkolben zu seinen Füßen, Mutter in Haube und Mantel mit Rosenkranz, dahinter links vier Knaben, rechts sechs Mädchen, eines davon in Nonnentracht. Über der Relieftafel Gebälk. Im von Volutengiebel bekrönten Auszug, zwischen zwei Sockeln mit Masken, Relief Auferstehung: in der Mitte Christus mit der Siegesfahne im Segensgestus auf dem leeren Grab stehend, rechts und links je ein schlafender und ein wachender Soldat, der linke wachende erschreckt fliehend, der rechte wachende mit abwehrendem Gestus. Die Platte weist zahlreiche Beschädigungen auf, vor allem weggebrochene Gliedmaßen bei den Figuren des Reliefs, die unteren beiden Wappen der Ahnenprobe sind schwer beschädigt. Kalkstein.

Maße: H. 197 cm, B. 108 cm, Bu. 1,5 cm (I), 1,3 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

     An(n)o d(omi)ni ·16<..> den <---> Ist in Christo seeligelich verschiden der / Edl vnd Vest Hannß Adam von Muggenthal zu Parr vnd Riethaim f(ürstlicher) D(urc)h(laucht) / In Bayrn Ratha). An(n)o · d(omi)ni · 16<..> den <---> starb in Christo seeligelich sein / hausfrau die Edl Frau Eufrasina von Muggenthal geborne vom staina) . An(n)o 16<..> / den <...> starb sein sohn Hanns Jacob von Muggenthala). Anno . 16<..> den <---> starb sein Sohn Hannß Friderich von Muggenthala). Disen vnd allen / Christglaubige(n) seelen der Allmechtig Gott am Jüngsten tag ein fröliche Aufferstehung verleihen / Wolle Amenb) ·

  2. II. Wappenbeischriften:

     

    Knöbel1) · die graffen v(on) Otting2) · 
    Pfaltzbrunn3) · Pirckhaw4) · 
    Wernsdorff5) · Klingenberg6) . 
    schenk v(on) sche(n)ke(n)ste[i(n)]7) Hoffwart8) · 
    von der Rosen9) die grafen von[Zimmern]10) 
    Schönbuell11) Swab[sberg]12) 
    [dichtel von dutz]ing13) weyttin14) 
    [mug]g[enthal]15) [stain]16) 

Wappen:
Muggenthal15), Stain16).

Kommentar

Hofmann will das Epitaph demselben Meister zuweisen wie das Weißenhornepitaph im Münster17). Die Fertigung des Denkmals ist in die zwei Jahre zwischen dem Jahrhundertwechsel (festgelegt durch die Angabe 16<..>) und Hans Adams Tod (April bis Juni 1602) zu datieren.

Hans Adam von Muggenthal war der Sohn des Werner von Muggenthal auf Sanderstorff und der Monika, geb. Dichtl von Dutzing. Er immatrikulierte sich im Wintersemester 1547 an der Universität Ingolstadt18). 1563 erwarb Hanns Adam von den Riederern die Hofmark Unterbaar und von den Erben des Paulus Viereck Riedheim19). Er ist von 1574 bis 1589 als Pfleger in Rain am Lech nachweisbar. Laut Ferchl starb er im zweiten Quartal 160220). Hans Adams Ehefrau Euphrosina war die Tochter des Hans Adam von Stain und der Anna, geb. von Weitingen. Neben den beiden auf dem Grabdenkmal genannten Söhnen hatten sie noch weitere Kinder, darunter einen Sohn Werner (verstorben 1608), der Domkapitular in Eichstätt war, einen Sohn Hans Jakob, der als Pfarrer in Schrobenhausen starb, und einen Sohn Hans Adam, der im Jahre 1585 als Student in Siena starb, sowie die Töchter Monica, die ins Kloster ging, und Anna Maria, die 1597 Johann Albrecht von Seyboltsdorf ehelichte21). Euphrosina stiftete 1606 einen mit 600 fl. dotierten Jahrtag an das Münster. Ihr Sohn Hans Friedrich und seine Frau Katharina, geb. Freiin von Alten- und Neuenfrauenhofen, setzten die Stiftung 1610 in Vollzug22), sodass damit zu rechnen ist, dass Euphrosina um diese Zeit starb.

Textkritischer Apparat

  1. Als Abschluss eine Zierschleife mit Punkt.
  2. Die letzten beiden Worte auf der unteren Abschlussleiste rechts.

Anmerkungen

  1. Ein Knebel.
  2. Siebmacher FstM 5ff.
  3. Pfalzpeunt, Siebmacher BayA1 170.
  4. Zwei gekreuzte Hellebarden.
  5. Siebmacher BayA3 136.
  6. Siebmacher WüA 12.
  7. Siebmacher WüA 24.
  8. Siebmacher Si1 110.
  9. Eine Rose.
  10. Beischrift erschlossen nach dem Wappenbild. Siebmacher WüA 112.
  11. Siebmacher BayA1 6.
  12. Siebmacher WüA 63.
  13. Beischrift erschlossen nach der Genealogie. Wappenbild erloschen. Dichtl von Dutzing: Siebmacher BayA1 10.
  14. Weitingen: Siebmacher WüA 146.
  15. Siebmacher Bay 48.
  16. Siebmacher Bay 58.
  17. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 953.
  18. Pölnitz, Matrikel 1547, 635,1.
  19. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 490. Unterbaar, Hofmark, heute Gde. Baar, Lkr. Aichach-Friedberg/Schw.; Riedheim, Edelmannssitz, heute Gde. Holzheim, Lkr. Donau-Ries/Schw.
  20. Ferchl, Behörden 783.
  21. Vgl. Braun, Domkapitel 364f. (zu Werner), Krick, Stammtafeln Nr. 112B zu (Hans Jakob), Luschin von Ebengreuth, Grabstätten XV (zu Hans Adam) und Cgm 2290/18 fol. 244v-245 zu den übrigen Kindern.
  22. Vgl. StadtA Ingolstadt Urkunde A 316 vom 22. Januar 1606 und So Bl 16 vom 18. April 1869, 64.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 375, 392f.; Cgm 2267/1 p. 32; Clm 2105 fol. 205v-206r, Nr. 447; Cgm 3017 fol. 55r-v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 10, Nr. 10; Kdm OBB I (Ingolstadt) 48; Kögerl, Garnisonskirche 73f.; Götz, Grabsteinbuch 95f.; Koller, Grabsteine 110-113 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 397 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0039707.