Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 316(†) Konviktstraße 1 1582 / 20. Jh.

Beschreibung

Bauinschrift des Jesuitengymnasiums. Über der Eingangstür. Querrechteckige Tafel mit Inschrift in sechs Zeilen. Die heutige moderne Tafel stellt einen Ersatz für die ursprüngliche Gründungsinschrift dar. Das heute darüber befindliche Medaillon mit dem Signet der Jesuiten gehört nicht zum ursprünglichen Ensemble, ebenso wenig die beiden anderen Wappen. Sie gehörten zum Mittelportal.

Text der ursprünglichen Tafel nach Mederer, Annales.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) GVILELM(VS) V. ALB(ERTI) V. F(ILIVS) GVIL(LELMI) IV. N(EPOS) PIETATIS OMNIVMQVE HEROICARVM VIRTVTVM HAERES, PALATINVS RHE=/NI COMES, VTR(IVSQVE) BOIOARIAEa) DVX, MAJORVM SVORVM SEMPITERNAE MEMORIAE PRINCIPVM IMITATOR MAXIMO / PROVINCIAE COMMODO, CATHOLICAE RELIGIONIS AMPLIFICANDAE STVDIO GYMNASIVM HOC ATQVE COLLE=/GIVM SOCIETATI JESV AD IVVENTVTEM, BONARVM ARTIVM DISCIPLINIS INSTITVENDAM AC REGENDAM, / EXIMIA LIBERALITATE A FVNDAMENTIS EXAEDIFICANDVM CVRAVIT, ANNO CHRISTI M. Db). XXCII. GREGORII XIII. PONTIFICAT(IS) XI. RVDOLFI II. ROM(ANORVM) IMP(ERATORIS) VII.

Übersetzung:

Gott dem Allmächtigen und Allgütigen. Wilhelm V., Albrechts V. Sohn, Wilhelms IV. Enkel, der Frömmigkeit und aller heroischen Tugenden Erbe, Pfalzgraf bei Rhein, beider Bayern Herzog, Nachahmer seiner Vorfahren der Fürsten ewigen Angedenkens, zum größten Nutzen des Landes, aus Eifer für die katholische Religion, ließ er dieses Gymnasium und Kolleg für die Gesellschaft Jesu, um die Jugend in den Fächern der guten (freien) Künsten zu unterrichten und zu lenken, mit außerordentlicher Großzügigkeit von Grund auf erbauen. Im Jahre Christi 1582, im elften Jahr des Pontifikats Gregors XIII. und im siebenten Jahr des Römischen Kaisers Rudolfs II.

Kommentar

Die heute über dem Eingang der Konviktstr. 3 befindliche Inschrift ist eine Kopie des 20. Jahrhunderts. Denk gibt 1898 an, die Inschrift über der Tür sei kaum mehr zu entziffern1).

Wiedergegeben wird der Text, den Mederer, Gerstner und Ostermair überliefern.

Die Gründung eines Gymnasiums in Ingolstadt war Bestandteil des Vertrages vom 7. Dezember 1555 zwischen Herzog Albrecht V. und den Jesuiten, vertreten durch Petrus Canisius. Dieses Gymnasium wurde am 23. Oktober 1556 eröffnet. Es trat rasch in Konkurrenz zu dem 1526 begründeten, der Artistenfakultät unterstellten Paedagogium2). 1571 wurde dieses Paedagogium zur Beendigung des Streites ebenfalls den Jesuiten unterstellt und 1572 mit ihrem Gymnasium vereinigt. Der Streit verschärfte sich jedoch und so verlegten die Jesuiten den Gymnasialkurs 1573 nach München. Mit der Gründung des endgültigen Jesuitenkollegs 1576 wurde die Schule in Ingolstadt wieder eröffnet. 1582 wurde mit dem Neubau begonnen, dem die obige Gründungsinschrift galt. 1584 wurde der Neubau bezogen3).

Textkritischer Apparat

  1. Bavariae Ostermair, Führer und Verdière.
  2. M. D., bei Mederer im Druck neulateinische Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Denk, Beiträge 7, Anm. 3.
  2. Vgl. Denk, Beiträge 2f.
  3. Vgl. zur Geschichte des Gymnasiums Denk, Beiträge.

Nachweise

  1. Mederer, Annales II, 96; Mederer, Ingoldestat 221; Gerstner, Ingolstadt 208; Ostermair, Beiträge I, 210; Ostermair, Wittelsbacher 111; Ostermair, Führer 38; Verdière, Université II, 63; Denk, Beiträge 7; DiB I.1 (Ingolstadt) 227.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 316(†) (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0031604.