Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 304 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1579

Beschreibung

Grabinschrift auf dem Grabplättchen des Laurentius Sifanus. Innen, Westseite, im Boden, in der dritten Plattenreihe von der Wand, die sechste Platte von Süden. Ehemals an der Südseite vor der ersten (Gerstner) oder zweiten (Clm 2105 fol. 55) Langhauskapelle von Westen1). Fast quadratische Platte. Inschrift in neun Zeilen, an der linken Seite behauen, um sie der Größe der Bodenplatten anzupassen, in der rechten oberen Ecke ein Stück ausgebrochen. Kalkstein.

Maße: H. 44 cm, B. 44 cm, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. EXVVIAEa) VIRI CL(ARISSIMI) LAVRENT(I)b) / SIFANI . PRVNSFELDY I(VRIS) V(TRIVSQVE) / DOCT(ORIS) LINGVAE / GRAECAE INGOLSTADII / PROFESSORIS CELEBERRI/MI SVB HOC SAXO / RECONDITAE SVNT / CVIVS SPIRITVS DEO / VIVAT IV M(ENSIS)c) MAY A(NNO) 1 . 5 . 79

Übersetzung:

Die fleischlichen Überreste des sehr herausragenden Mannes, Laurentius Sifanus aus Bronsfeld, Doktors beider Rechte, des sehr berühmten Professors der griechischen Sprache zu Ingolstadt sind unter diesem Stein verborgen. Sein Geist lebe bei Gott! Vierter Tag des Monats Mai 1579.

Kommentar

Laurentius (Hubert) Sifanus wurde um 1510 in Bronsfeld2) geboren. Seine frühen Studienjahre liegen im Dunkeln. Er dürfte auf Vermittlung seines mutmaßlichen Cousins Johann Sturm in Paris studiert haben. Dort erwarb er wohl die für seine weitere Laufbahn entscheidenden Griechischkenntnisse. Um 1540 trat er in die Dienste der Fugger als Praeceptor der Söhne Anton Fuggers, die er 1542 zu einem Studienaufenthalt nach Italien (Padua), dann 1546 nach Löwen und anschließend nach Frankreich begleitete. 1549 ermöglichten ihm die Fugger einen weiteren Studienaufenthalt in Italien. 1550 findet sich Sifanus in Padua, 1552 wird er in Ferrara zum Doctor beider Rechte promoviert. 1556 findet er sich in Köln wieder, in dieser Zeit entstand auch seine Übersetzung der Werke Gregors von Nyssas ins Lateinische. 1558 wird Sifanus zum Lehrer des Griechischen am Tricoronatum. 1564 wird er zum Geschichtsprofessor dort ernannt. Nach dem Ausbruch der Pest in Köln geht er 1568 auf Empfehlung Sturms nach Straßburg, kann sich dort aber auf Grund seines katholischen Bekenntnisses nicht halten und erhält 1569 auf Empfehlung der Fugger eine rhetorische Einführungsprofessur in Ingolstadt. Hier wird er wiederum religiös auffällig. Er leistet den Eid auf das Tridentinum nur mit Einschränkung, daher gelingt es ihm nicht, in das Leitungsgremium der Artistenfakultät aufzusteigen. Er kann sich nur durch die Unterstützung der Fugger in Ingolstadt halten. In Ingolstadt lehrte er bis zu seinem Tod Griechisch3). Sifanus war verheiratet, Ostermair nennt als Ehefrau Anna Schrad aus Donauwörth4).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstaben der tragenden Worte vergrößert.
  2. Hier Ausbruch, aber Buchstabenreste noch erkennbar.
  3. Auf dem Stein ist nur noch eine Haste des M sichtbar.

Anmerkungen

  1. Gerstner, Frauenkirche 73. In Clm 2105, das die Inschrift zweimal überliefert, wird bei der ersten Abschrift (fol. 32v) der Standort als ante Sacellum Sti. Floriani angegeben, bei der zweiten Abschrift findet sich eine ausführlichere, der ersten widersprechende Standortangabe: antequam Conscenditur gradus primus ad Veterem Capellam Divi Sebastiani in pavimento invenitur Sequens Epitaphium, die zweite Angabe würde auf die zweite südliche Langhauskapelle von Westen verweisen, der Name Florianskapelle ist für eine der Seitenkapellen des Münsters ansonsten nicht belegt.
  2. Bronsfeld, Stadt Schleiden, Lkr. Euskirchen/NRW.
  3. Vgl. Biographisches Lexikon 399f. (dort erst Angaben ab 1564); Schmitt, Ein großer Sohn, ders., Die Grabschrift.
  4. Ostermair, Bürgerbuch I, 62.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 32v, Nr. 128, fol. 55; Oefeleana 300 p. 76; Cgm 3017 fol. 12v; Götz, Ostermair, Stadtpfarrkirche 35, 39; Götz, ULF 130; Götz, Grabsteinbuch 49; Kuhn, Nachlese 18; Schmitt, Die Grabschrift.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 304 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0030408.