Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 272 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1570

Beschreibung

Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Wolfhainrich von Muggenthal und seiner Ehefrau Susanna, geb. von Weichs, innen, Nordwand, erste Platte von Westen. Ehemals an der Wand an der Evangelienseite des Katharinenaltars (Clm 2105). Dreiteiliger Aufbau, unten auf Sockel, an den beiden Schmalseiten geschwungene Schriftplatte mit Inschrift in sechs Zeilen (II), darüber, zwischen zwei Leisten mit achtteiliger Ahnenprobe, Relief Auferstehung mit Stifterfamilie: Christus steigt mit der Siegesfahne in der Linken, mit der Rechten segnend mit Wolken und Engeln aus dem Grab empor, die Wächter schlafen teils, teils fliehen sie; darunter kniend links der Verstorbene in Harnisch und Waffenrock, zu seinen Füßen der Helm, mit drei Söhnen in Wams und Hosen, rechts die Verstorbene in Kleid und Haube (ohne Übergewand) mit einer Tochter, Rosenkränze in Händen. Auf dem Gebälk darüber Inschrift (I). Im Auszug in halbkreisförmigem Feld, von der Heiliggeisttaube bekrönt, Gottvater mit Weltkugel, segnend, rechts und links je ein liegender Putto ein Vollwappen haltend. Kalkstein.

Maße: H. 259 cm, B. 143 cm, Bu. 4,5 cm (I), 4 cm (II), 2,3 cm (III).

Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II, III).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

     TV . NOSTRA . CHRISTE . SALVS .

  2. II.

     A(nn)oa) D(omi)ni · 15 < · a dieb) ·> den < · 15 · Februari · an(no) · 72b) · > starb der Edel vnd vest wolffhainerich / von Muckental zu pondorff · F(ürstlich) Bay(erischer) Ratt zu Ingolstatt · A(nn)oa) D(omi)nj · 1570 / den · 27 · Noue(m)be(r) starb die Edel vnd Tugethafftc) Fraw Susanna · v(on) Mucken=/=tal ain Geborne von und zu weix sein Eliche Hausfraw welicher beden / Vnd aller Cristglabigen selen Gott der almechtig genedig vnd Barmhertzig / Sein welle Amen ·

  3. III. Wappenbeischriften:

     

    Mugental1) Weix2) 
    Pentzena3) Eberen4) 
    Schenpuchel5) Marschalck v(on) Stuntzperg6) 
    Schönstet7) Seyverstorff8) 
    Schenck v(on) Schenckstai(n)9) Danberg10) 
    Wallenfels11) Pentzena3) 
    Pfalspain12) Preising13) 
    Adelhausen14) Hackh15) 

Übersetzung:

Du, o Christus, unser Heil. (I)

Wappen:
Muggenthal1), Weichs2).

Kommentar

Die Schriftausprägung auf dem Muggenthaldenkmal zeigt eine in sehr konservativem Duktus gestaltete Frakturinschrift, die bewusst Gestaltungsmerkmale der Gotischen Minuskel aufnimmt. Kennzeichnend sind neben den gebrochen auf der Zeile endenden Buchstabenfüßen einige extrem stilisierte Einzelformen, so die fast einem Kapitalis-D gleichende, aber sicher aus dem runden d entwickelte d-Form mit geradem linken, oben schräg abgeschnittenen Längsschaft und fast mandelförmig ausgeführtem, weit in die Oberlänge gezogenen Bogen. Ähnlich geformte Buchstabenkörper zeigen auch b und v. o ist spitzoval gebildet und leicht nach links aus der Achse gekippt. a tritt meist in einer zweistöckigen Form auf, der untere a-Bogen ist dabei zu einem linken Schaft reduziert, an den der haarstrichartig ausgeführte linke obere Bogenabschnitt unmittelbar anschließt. Der linke Bogenabschnitt und der den Buchstabenkörper bildende rechte Schaftteil des g sind meist nach innen durchgebogen. Besonders auffällig ist die große Zahl von Buchstabenverbindungen mit e (be, de, ge, he), bei denen rundes e nur durch den oberen Bogen und einen kleinen Teil des unteren Bogens gebildet wird, der Rest der Bogenlinie aber durch den vorausgehenden Buchstaben repräsentiert wird.

Wolfheinrich von Muggenthal war der dritte Sohn des Erhard und der Katharina, geb. von Pienzenau. Er war Oberlandschreiber in Hirschberg und ist auch als Rat in Ingolstadt nachweisbar16). Das in der Inschrift genannte Pondorf war Teil der Muggenthaler Besitzungen im Schambachtal17). Seine Ehefrau Susanna war eine Tochter des Joachim von Weichs. Sie hatten drei Söhne Wolf Carl, Kanoniker in Freising, Wolf Erhardt, Deutschordensritter, und Heinrich Hannibal, Vizedom zu Landshut, und eine Tochter Catharina, die Ernst Raming heiratete18). Sein Bruder Wolf Dietrich war ebenfalls in der Franziskanerklosterkirche bestattet (vgl. Nr. 289†).

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. Der die Daten Nachtragende folgt nicht dem vorgegebenen Formular.
  3. Sic!

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 48
  2. Siebmacher Bay 62.
  3. Pienzenau: Siebmacher BayA1 23.
  4. Ebran von Wildenberg: Siebmacher BayA1 33.
  5. Siebmacher BayA1 6.
  6. Siebmacher Si2 62.
  7. Siebmacher BayA1 108.
  8. Seiboldsdorf: Siebmacher Bay 22.
  9. Siebmacher WüA 24.
  10. Tannberg: Siebmacher BayA1 110.
  11. Siebmacher Si1 104
  12. Pfalzpeunt: Siebmacher BayA1 170.
  13. Siebmacher Bay 19.
  14. Siebmacher BayA1 7.
  15. Siebmacher BayA1 41.
  16. Ferchl, Behörden 324, vgl. auch Lanzinner, Fürst 161.
  17. Pondorf, Gde. Altmannstein, Lkr. Eichstätt.
  18. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 489 und Cgm 2290/18 fol. 237.

Nachweise

  1. Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 10r-v, Nr. 401; Clm 1533 p. 373. 392f.; Cgm 2267/1 p. 32; Clm 2105 fol. 186v-187r, Nr. 401; Cgm 3017 fol. 50v; Cgm 3368 fol. 88r; StA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 7 Nr. 1; Kdm OBB I (Ingolstadt) 49; Kögerl, Garnisonskirche 63f.; Götz, Grabsteinbuch 96; Koller, Grabsteine 110-112 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 272 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0027209.