Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 271† Hohe Schule 1570

Beschreibung

Gedenkinschrift für Georg Theander (Gottsmann). Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Rotmar.

  1. Georgius Theander vulgoa) Gotzmana), Aubingensis Vindelicus, artium et theologiae doctor, vicecancellarius et canonicus Aichstadianusb), sua eademquea) tenui sortec) contentus vixit, cuia) cumd) optio benignioris fortunae ete) conditionis lautioris saepe offerretur, maluit frugalis vir in schola cum literatis modico contentus degere, quam inuita Mineruad) aliena sectari studia. Claruit hisf) eximiis dotibusg), nam praeterquam theologus acutus, ita ingenium habuit in numerato, vt quacunque de re ex tempore ferea) diserte verba faceret, memoriter cuncta ad admirationem vsque pandendo: quae quidem dona multisa) negataa), viro infinitae lectionis decus perenneh) et nomen immortale pepererunti), ex hac schola ad caelestem translatus est, anno M. D. LXX. die XIX. ianuarii.

Übersetzung:

Georg Theander, im Volke Gotzmann genannt, aus Aubing, ein Vindelizier, der (freien) Künste und der Theologie Doktor, Vizekanzler und Kanoniker zu Eichstätt. Mit seinem Los, einem recht bescheidenen, lebte er zufrieden, obwohl sich ihm oft die Möglichkeit auf ein gütigeres Geschick und eine angesehenere Stellung bot, zog er es vor, als biederer Mann, mit mäßigen (Einkünften) zufrieden seine Zeit an der (Hohen) Schule mit Gebildeten zu verbringen, als gegen Minervas Willen Ziele zu verfolgen, die ihm nicht lagen. Er glänzte mit diesen außerordentlichen Gaben, denn abgesehen davon, dass der ein scharfsinniger Theologe war, verfügte er über Begabung ohne Zahl, so dass er über jeden beliebigen Gegenstand nahezu aus dem Stegreif eine wohlgesetzte Rede halten konnte, wobei er alles aus dem Gedächtnis ununterbrochen ausführte, zur Bewunderung (der Zuhörer). – Gaben, die vielen versagt geblieben sind, ihm aber als einem Mann von unendlicher Belesenheit dauerhaften Ruhm und einen unsterblichen Namen verschafft haben. Am 19. Januar 1570 ist er aus der hiesigen (Hohen) Schule in die himmlische versetzt worden.

Kommentar

Die übereinstimmenden Abweichungen der Überlieferungen des 18. Jahrhunderts sind vermutlich ein Hinweis auf eine spätere Renovierung der Tafel, bei der der Text überarbeitet wurde (vgl. Einleitungskapitel 20).

Der Text lebt von seinen ironischen Spitzen gegen die nichtakademische Welt und von seiner Vertrautheit mit der klassischen Prosa1).

Zu Georg Theander vgl. die vorhergehende Nummer.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 1381, AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  2. Aichstettensis AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  3. tenui sua sorte AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  4. ei folgt zusätzlich Clm 1381 AHG III, 1,1 und Clm 2105 . Ursprünglich vermutlich qui, cum ei.
  5. et ... lautioris fehlt Clm 1381 und Clm 2105.
  6. Fehlt zu Recht Clm 1381, AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  7. Statt nam... numerato: ita promptus ingenio Clm 1381, AHG III, 11 und Clm 2105.
  8. Fehlt AHG III, 11,1 und Clm 2105.
  9. Statt dem Folgenden: vixit anno 1570: 19: Jan(uarii) Clm 1381, AHG III, 11,1 und Clm 2105.

Anmerkungen

  1. Z. B. Zeile 7 invita Minerva vgl. Cicero De officiis 1, 110, Zeile 9- 10 Anlehnung an Quintilian, Institutiones oratoriae 6, 3, 111. Für die Hinweise sei Uwe Dubielzig, München, herzlich gedankt.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 196v; Clm 2105 fol. 304; Clm 1381 fol. 96v; Rotmar, Almae fol. 111v; Mederer, Annales I, 322; Ostermair, II. Stadtviertel 15.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 271† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0027100.