Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 267† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1570

Beschreibung

Stifterinschrift auf der Grabplatte des Nikolaus Everhard. Ehemals im äußeren Pflaster des östlichen Nordportals auf der Westseite (Götz). Davor im Chor nahe dem Choraltar (Gerstner)1). Kalksteinplatte, oben Inschrift in elf Zeilen, bereits zu Götzens Zeit unterer Teil abgeschlagen, oberer sehr abgetreten. Textverlust. Kalkstein.

Beschreibung und Wappen nach Götz, Text nach Clm 2105.

Maße: H. 116 cm, B. 73 cm (nach Abschlagen des unteren Teils).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. NICOLAO EVERHARDO IVRIS CONSVLtoa) / CLARISSIMO ET IN ACADEMIA ING/OLSTADIENSI LEGVM ET CANO/NVM PROFESSORIb) PER XXXV / TVM QVOQVEc) IN IVDICIO CAMERAEd) IMPERIALIS AMPLISSIMOe) ASSESSORIAf) / DIGNITATE PER VI. ANNOS / FVNCTO VIRO OPTIMOg) AC PARENTI PIENTISSIMO MOESTISSIMI / FILII POSVERVNT OBIIT XXVIIh) DIE JULII / MDLXXi)

Übersetzung:

Dem Nikolaus Everhard, dem hochberühmten Rechtsgelehrten, der 35 Jahre lang an der Akademie Ingolstadt Professor des weltlichen und des kanonischen Rechts war, dann auch am sehr angesehenen Kaiserlichen Kammergericht für sechs Jahre die Würde eines Assessors bekleidete, dem ausgezeichneten Mann und überaus gütigen Vater, haben die tief trauernden Kinder (dieses Denkmal) gesetzt. Er ist am 27. Juli 1570 gestorben.

Wappen:
Everhard2).

Kommentar

Der Text wird nach der Überlieferung der Handschriften, die in der Lesung kaum voneinander abweichen, wiedergegeben, die Wiedergabe erfolgt in Großbuchstaben, da Götz den Text zwar verderbt vorfand, seine Angabe, der Text sei in Großbuchstaben gesetzt gewesen, aber vertrauenswürdig erscheint.

Nikolaus (II) Everhard wurde 1495 in Amsterdam geboren. Er war der Sohn des berühmten niederländischen Rechtsgelehrten Nikolaus (I) Everardi3). Er studierte vermutlich in Italien, und wurde 1528 in Bologna zum Doktor beider Rechte promoviert. Er immatrikulierte sich am 13. Juli 1529 bereits als Doktor an der Hohen Schule und trat eine Lektur für kanonisches Recht an4). 1535 wurde er zum Assessor am Reichskammergericht in Speyer bestellt. Im April 1542 kehrte er nach Ingolstadt zurück und erhielt eine Professur für kanonisches Recht, die er bis zu seinem Lebensende innehatte. Er vertrat am bayerischen Herzogshof in der Auseinandersetzung der Hohen Schule mit den Jesuiten mehrfach den Standpunkt der Universität. In erster Ehe heiratete er 1536 die Ingolstädter Bürgerstochter Katharina Schober (vgl. Nr. 179†), die 1546 verstarb. Mit ihr hatte er mehrere Kinder, darunter die Söhne Nicolaus, Caspar und Georg (vgl. Nr. 332†), die ebenfalls an der Hohen Schule lehrten. Nach ihrem Tod ehelichte er Katharina Voit aus Augsburg (verstorben 1557)5).

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich hochgestellte Kleinbuchstaben, so jedenfalls Götz.
  2. PROFESSIONE Götz.
  3. ANNOS statt tum quoque Götz.
  4. CAMERA Götz.
  5. SPIRENS[IS] Götz.
  6. assessori Cgm 3017.
  7. ORDARIO PRIMIO deutet Götz Buchstabenreste am Zeilenende, wohl statt optimo ac parenti.
  8. XVII Oefeleana 300.
  9. 1579 Gerstner.

Anmerkungen

  1. Gerstner, Stadtpfarrkirche 55.
  2. Siebmacher Bg3 43 (Eberhart).
  3. Vgl. Rivier, "Everardi, Nicolaus" in: ADB 6 (1877) 433-434.
  4. Pölnitz, Matrikel 1529, 495,13.
  5. Zur Person des Nikolaus Everhard vgl. Biographisches Lexikon 105.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 10r-v Nr. 39; Oefeleana 300 p. 25f.; Cgm 3017 fol. 3r; Götz, ULF 64-66; Götz, Grabsteinbuch 28.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 267† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0026706.