Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 262† Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1569

Beschreibung

Grabinschrift der Anna Maria Ebran von Wildenberg, geb. von Fraunberg.

Text nach Cgm 3368, Wappenbeischriften nach Cgm 3368.

  1. I.

     Meditatio MortisMors tua mors Christi, lux ultimaa) gloria coeliet dolor inferni sunt meditanda tibi.Vive diu, sed vive Deo, nam vivere mundomortis opus, vivo est vivere vita Deo.Quidquid erit tandem, mea spes est unica Christus.huic vivo, huic moriar, coetera curab) nihil.Quid valet hic mundus, quid gloria quidve triumphus,post - miserum - humusc) pulvis et umbra sumus1).

  2. II.

     Anno Domini M.D.LXIX. den 16. September starb die edl und tugendhaft Frau Anna Maria Ebranin, ein gebohrne von Fraunberg zu Nidern Ernbach. so des edlen und vösten Christoffen Ebran von und zu Wildenberg und Scherneckh derzeit fürstlicher land richter zu Ingolstadt hauss frau gewest. der seelen woll Gott gnädig sein Amen.

  3. III.

     

    Fraunberg Seiboltstorff 
    die von Roeff Waldeckh 

Übersetzung:

Betrachtung des Todes. Deinen Tod, den Tod Christi, das letzte Licht, die Herrlichkeit des Himmels und den Schmerz der Hölle sollst Du betrachten. Lebe lange, doch lebe für Gott, denn für die Welt zu leben ist ein Werk des Todes, nur für den lebendigen Gott zu leben ist (wahres) Leben. Was auch immer am Ende sein wird, Christus ist meine einzige Hoffnung. Für diesen lebe ich, für diesen will ich sterben, eine Sorge um andere Dinge kenne ich nicht. Was gilt diese Welt, was Ehre und was Sieg? Danach – wie traurig - sind wir Erde, Staub und Schatten. (I)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Horaz, Oden 4,7,16. (I, letzter Vers)

Versmaß: Distichen. (I)

Kommentar

Anna Maria Ebran von Wildenberg war die Tochter des Anton von Fraunberg zu Niederarnbach2) und der Anna von Seiboltstorff, einer Tochter des Hieronymus von Seiboltstorff und der Erntraut von Waldeck. Nach Hundt war die Mutter des Anton von Fraunberg Anna, die Tochter des Anton von Ross, demnach hätte Cgm 3368 die Wappenbeischrift Roeff statt Ross gelesen. Laut Hundt hatte Anna Maria Ebran von Wildenberg mit Christoff Ebran von Wildenberg auf Scherneck3) fünf Söhne und eine Tochter. Hundt gibt an, Christoff Ebran von Wildenberg sei wegen der Erziehung und Ausbildung seiner Söhne nach Ingolstadt gekommen und von Herzog Albrecht V. im Ratsdienst eingesetzt worden4).

Textkritischer Apparat

  1. fraus terrae statt lux ultima Cgm 5068.
  2. vero statt cura Cgm 5068.
  3. funus statt humus Cgm 5068.

Anmerkungen

  1. Diese Meditatio Mortis geht in Cgm 3368 unmittelbar der Grabinschrift für Anna Maria Ebran von Wildenberg voraus. Es ist nicht klar, ob sie sich auf ihrem Grabdenkmal oder auf einem eigenen Denkmal befand.
  2. Hofmark Niederarnbach, heute Niederarnbach, Gde. Brunnen, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen. Vgl. HAB I,14 (Pfaffenhofen) 123.
  3. Hofmark Scherneck, heute Scherneck, Gde. Rehling, Lkr. Aichach-Friedberg/Schw., Vgl. HAB Altbayern I,2 (Aichach) 30.
  4. Hundt, Stammenbuch II, 69; vgl. auch Cgm 2290/6 fol. 80ff.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 75v-76r; Cgm 5068 p. 1 (nur I.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 262† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0026201.