Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 261† Hohe Schule 1568

Beschreibung

Gedenkinschrift für Oswald Fischer, genannt Arnsperger. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Rotmar, Almae.

  1. Osualdus Arnsperger, Nariscusa), artium etb) theologiae doctor etc) professor, pastor ad divam Virginem, qui summisd) in academiae) Ingolstadiana rectoris, decani et procancellarii honoribus functus est idquef) dignitatisg) strepente etiam belli Schmalcaldici tumultu, obtinuit, in quo tantum abest patientissimum virum, qui praesidarios in domo Parochiali alebat, frangi aut terreri, vt perpetuo ardentissimis precibus pro pietate, aris et focis vota faceret. Tunch) eius fama ad alios perlata deincepsi) commerciumj) nobis inuidit. Frisingae igitur suffraganeus optimi exemplik), plenus dierum, vitam cum morte commutauit, Anno M.D.LXVIII.

Übersetzung:

Oswald Arnsperger, ein Oberpfälzer, Doktor und Professor der (freien) Künste und der Theologie, Pfarrer bei der Heiligen Jungfrau, der in der Ingolstädter Akademie die höchsten Ämter des Rektors, des Dekans und des Prokanzlers ausübte und diese Würde selbst im Lärm des Tumultes des Schmalkaldischen Krieges behauptete, indem weit gefehlt, dass der überaus langmütige Mann, der im Pfarrhaus die Schutzbedürftigen versorgte, gebrochen oder erschreckt wurde, fortwährend unter überaus heftigen Gebeten um Gelübde für die Altäre und die Herdfeuer abzulegen. Darauf, als sein Ruhm zu anderen gelangt war, beneidete uns jeder um diesen Umgang. Zu Freising schließlich, als Weihbischof und sehr gutes Beispiel vertauschte er, als seine Tage erfüllt waren, das Leben mit dem Tod. Im Jahre 1568.

Kommentar

Oswald Fischer stammte aus einem Ort namens Arnsberg. Es handelt sich wohl nicht um die heutige Stadt Arnsberg (Hochsauerlandkreis/NRW)1). Kobolt vermutet als Geburtsort einen Ort Arnsberg im Vogtland2), dort ist jedoch kein Ort dieses Namens nachweisbar. Vermutlich schloss bereits Kobolt aus dem Zusatz Variscus, einem Hinweis auf den alten Germanenstamm der Varisker, fälschlich auf das Vogtland, das gelegentlich als Variscia bezeichnet wird3). Am wahrscheinlichsten erscheint, dass Fischer aus dem Dorf Arnsberg, heute Markt Kipfenberg, Lkr. Eichstätt, stammte. Dafür spricht auch, dass er sich als einfacher Student, noch ohne akademischen Grad, am 1. Oktober 1512 an der Hohen Schule immatrikulierte4). Er lehrte zunächst Philosophie. 1531-1539 war er Regens des Georgianums5). Von 1536 an war er Lektor der Sentenzen an der Theologischen Fakultät. 1543 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und erhielt die Münsterpfarrei, die er bis 1548 innehatte. Er war mehrfach Rektor und auch Vizekanzler der Universität. Er wurde 1547 zum Weihbischof von Freising berufen, wo er 1568 starb. Er liegt in der Gottesackerkirche Mariae Himmelfahrt in Freising begraben6).

Textkritischer Apparat

  1. (alibi Variscus) fügt Mederer ein.
  2. sacrosanctae folgt in den Handschriften und Mederer.
  3. atque die Handschriften und Mederer.
  4. summi Clm 2105 und Clm 1381.
  5. schola Mederer.
  6. usque Clm 1381.
  7. fastigium folgt zusätzlich in den Handschriften und Mederer.
  8. hinc die Handschriften und Mederer.
  9. illius Mederer statt deinceps; zusätzlich AHG III, 11,1.
  10. Fehlt Clm 2105; postea folgt zusätzlich Mederer.
  11. Episcopi Clm 2105 und Mederer.

Anmerkungen

  1. Für Hinweise sei Herr Stadtarchivar Michael Gosmann, Arnsberg, gedankt.
  2. Kobolt, Bayerisches-Gelehrtenlexikon 225.
  3. Die Narisker/auch Varisker sind jedoch auch ein bereits in Tacitus, Germania 42,1 genannter Volksstamm, dessen Sitz in der Oberpfalz vermutet werden darf. Vgl. dazu u. a. Schwarz, Nariskerfrage, passim.
  4. Pölnitz, Matrikel 1512, 355,18.
  5. Vgl. Schmid, Georgianum 92f.
  6. Vgl. DI 69 (Freising) Nr. 278.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 196r; Clm 2105 fol. 303v; Clm 1381 fol. 96r-v; Rotmar, Almae fol. 105v-106r; Mederer, Annales I, 315; Ostermair, II. Stadtviertel 15.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 261† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0026102.