Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 236 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1563

Beschreibung

Grabinschrift auf der Wappengrabtafel des Rudolfo Zoanetti. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, sechster Pfeiler von Westen, Südseite. Hochrechteckige Platte. Unten in eingetieftem Feld zwei Wappen, darüber Inschrift.

Maße: H. 47 cm, B. 35 cm, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. RVDOLPHVS D(OMI)N(I)a) FRAN=/CISCI ZOANETTI BO=/NONENSIS FILIVS ADMO=/DVM INFANS HIC DEO / VIVIT · ANNO M · D · LXIII ·

Übersetzung:

Rudolfo, der Sohn des Herrn Francesco Zoanetti aus Bologna, ein kleines Kind noch, lebt hier bei Gott. Im Jahre 1563.

Wappen:
Zoanetti1), Stauding2).

Kommentar

Die Inschrift wurde über einer noch sichtbaren Vorlinierung und wohl auch Vorritzung ausgeführt, wie aus dem korrigierten Fehler zu schließen ist (vgl. Anm. a). Die Kapitalis zeigt zwar Elemente der klassischen Schriftausprägung wie die Linksschrägenverstärkung bei A und N und die fast das Quadratschema ausfüllende Gestaltung zahlreicher Buchstaben wie N, O, D. Dennoch wirkt die Inschrift unklassisch und fast ein wenig ungelenk. Verantwortlich dafür ist neben der unklassischen Setzung von I-Punkten und Trennstrichen die sehr stark schwankende Strichstärke, so z. B. die überbreiten I und die Umgestaltung ganzer Buchstabenteile zu dreieckigen Serifen, so beim Deckbalken des T, beim Balken des L und den F-Balken.

Rudolfo Zoanetti war der Sohn des Professors der Rechte Francesco Zoanetti (Gioanetti, Giovanetti). Zoanetti hatte in Bologna studiert und dort den Doktorgrad in kanonischem und weltlichem Recht erworben. 1547 wurde er durch Wilhelm V. angeworben und 1548 zum Professor an die Universität Ingolstadt berufen. Er heiratete 1561 Maria, geb. von Stauding. Er war Rat des bayerischen Herzogs und ab 1559 kaiserlicher Rat. Er erhielt von Ferdinand I. eine Wappenbesserung. Er lehrte in Ingolstadt bis 1564. Danach kehrte er in seine Heimat zurück und lehrte an der Rechtsschule von Bologna Kanonisches Recht. Er war ein Studienkollege des späteren Papstes Gregor XIII., der ihn in Bologna förderte. Zoanetti war Mitglied des Magistrato degli Anziani und Richter am Foro dei Mercanti3).

Textkritischer Apparat

  1. In Vorritzung ursprünglich RVDOLFVS DNI, zum heutigen Textbefund verbessert, daher die ungewöhnliche DN-Kürzung für D(OMI)N(I).

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Unter Capo d'Angiò ein Balken, belegt mit fünf Rauten; Helmzier: über einer Helmkrone ein Delphinkopf. Vgl. Brizzi, Imago Universitatis I. Nr. 648 zum vermehrten Wappen.
  2. Siebmacher BayA1 109.
  3. Zur Person vgl. Fantuzzi, Notizie 165-172, Biographisches Lexikon 502 (mit Abweichungen). Zur Ehe mit Maria von Stauding vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 662.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 377; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 28v; Clm 2105 fol. 201r, Nr. 437; Cgm 3017 fol. 54r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 19, Nr. 32; Kdm OBB I (Ingolstadt) 45; Kögerl, Garnisonskirche 32f.; Götz, Grabsteinbuch 105.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 236 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0023603.