Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 232† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1562

Beschreibung

Sterbeinschriften des Michael Schiestel und seiner Ehefrau Richilla, geb. Grueber bzw. Stifterinschrift ihrer Kinder wohl auf einem Epitaph. Ehemals in der ersten südlichen Langhauskapelle an der Wand (Gerstner), so auch Clm 2105 und Oefeleana 300, dort präzisiert an der Epistelseite, Fischer wusste noch davon1). Oefeleana 300 gibt an: ein Steindenkmal mit einer Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit und den Eheleuten mit zwei Söhnen und einer Tochter kniend. Das Denkmal hatte wohl einen halbkreisförmigen Aufsatz mit Profilrahmen mit dem Allianzwappen Schiestel-Gruber; auf dem als Gebälk ausgeprägten, unteren Abschluss dieses Aufsatzes Hl. Geist Taube, wohl von der Dreifaltigkeitsdarstellung. Dieser Aufsatz befand sich noch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, verbunden mit dem Grabdenkmal für Simon von Schönburg (vgl. Nr. 182†), im Laubengang, der das Rathaus mit St. Moritz verbindet.

Beschreibung, Wappen und Text nach Clm 2105.

  1. Anno MDLXII decembrisa) obyt in Christo Michael Schiesteliusb) Potmensis utriusque medicinae doctorc). Anno MDLXI. VII. octobris obyt Richilla Grueberin Ingolstadiensisd) eiusdem uxor. Filij parentibus optimè meritis fieri fecerunt.

Übersetzung:

Im Jahre 1562 am .. Dezember starb in Christus Michael Schiestel aus Pöttmess2), beider Medizinen Doktor. Im Jahre 1561, am 7. Oktober, starb Richilla Gruber aus Ingolstadt, seine Ehefrau. Die Kinder haben den sehr verdienstvollen Eltern (dieses Denkmal) setzen lassen.

Wappen:
Schiessel3), Grueber4).

Kommentar

Michael Schiestel immatrikulierte sich am 19. Oktober 1543 an der Hohen Schule5).

Die Angabe utriusque medicinae Doctor findet sich in allen Überlieferungen, kann also auch auf dem Original gestanden haben, möglich ist auch, dass die eher seltene Abkürzung u. m. d.6) dem geläufigeren u. i. d. entsprechend aufgelöst wurde. Nach Mederer wurde Schiestel jedenfalls 1559 in Ingolstadt zum Doctor medicinae promoviert7). Wenn das von Clm 2105 überlieferte Wappen tatsächlich das des Grabdenkmals war, könnte Michael Schiestel der Stammvater der gleichnamigen Ingolstädter Familie gewesen sein, die im 17. Jahrhundert Ratsmitglieder und Bürgermeister stellte.

Textkritischer Apparat

  1. Tagesdatum fehlt in allen Abschriften.
  2. Schießel Gerstner
  3. Sic! Die Bezeichnung utriusque medicinae Doctor ist ungewöhnlich, sie ist jedoch in wenigen Fällen belegbar für Ärzte, die neben dem klassischen Medizinstudium auch eine besondere Ausbildung als Chirurgen absolviert hatten, neben dieser Interpretation muss aber, da die Bezeichnung in Ingolstadt sonst nicht belegt ist, auch u(niversae) m(edicinae) D(octor) in Betracht gezogen werden.
  4. Ingolstadiana Cgm 3368 und Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Gerstner, Frauenkirche 73, Fischer, Stadtpfarrkirche 28 Anm. 43 II.
  2. Pöttmes, Lkr. Aichach-Friedberg/Schw.
  3. Siebmacher Bg3 53, jedoch mit Pfeil über der Schulter statt in den Händen.
  4. Siebmacher Bg1 36 für Richilla. Richilla stammte wohl nicht aus der von Ostermair, Ostermair, Abb. 5, mit Wappen belegten Ingolstädter Familie gleichen Namens, die einen laufenden schwarzen Hund auf goldenem Grund im Wappen führte, vgl. auch Siebmacher Bg3 46.
  5. Pölnitz, Matrikel 1543, 599,28.
  6. Vgl. dazu z. B. Grun, Schlüssel 110.
  7. Mederer, Annales I, 256. Vgl. auch Liess, Geschichte 175.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 48r-v, Nr. 185; Oefeleana 300 p. 108f.; Cgm 3017 fol. 16v; Götz, ULF 212; Götz, Grabsteinbuch 56f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 232† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0023207.