Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 230† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1560/(1562)

Beschreibung

Sterbeinschrift des Lorenz Gryll. Ehemals in der zweiten südlichen Langhauskapelle von Westen auf der Epistelseite. Ein Denkmal, das ein Portrait des Gryll zeigte.

Wappen und Text nach Clm 2105.

  1. Laurentius Gryllus medicinae doctor et professora) vixit annos XXXVI menses VII et dies VII mortuus anno MDLX. die IIII marty cuius anima vivat Deob).

Übersetzung:

Laurentius Gryllus, Doktor und Professor der Medizin, lebte 36 Jahre, sieben Monate und sieben Tage. Verstorben im Jahre 1560, am 4. März. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
Gryll1).

Kommentar

Laut Clm 2105 wurde die Inschrift 1562 angefertigt. In einem Brief vollzieht der Bruder des Laurenz Gryll, der Advocat und Landshuter Ratsbürger Hans Gryll, den letzten Willen seines Bruders. Das Consilium der Universität genehmigte die Errichtung des von den Verwandten bezahlten Denkmals. Das eigentliche Grab befand sich demnach auf dem Friedhof, in der Mauer; dort muss sich ein weiteres Denkmal für Gryll (der Bruder spricht von einem Stein) befunden haben. Bei der hier überlieferten Inschrift handelte es sich aber wohl um die gemalte Tafel, die in der Kirche aufgestellt worden war2).

Laurenz Gryll (Grill) stammte aus Altheim bei Landshut. Ab 1540 studierte er in Wien und kam 1542 nach Ingolstadt3), 1545 wechselte er nach Tübingen. Mit einem Stipendium der Familie Fugger reiste er sodann sechs Jahre durch Europa4). Ab 1554 ist er als Arzt in Augsburg belegt. Ab 1555 lehrte er an der Hohen Schule. 1557 erhielt er einen kaiserlichen Wappenbrief1). Er hatte sich kurz vor seiner Berufung an die Universität den Oberschenkel gebrochen, sodass er bis zu seinem Tod kaum mehr in Erscheinung trat. Er stiftete ein Stipendium für Mediziner und vermachte seine Bibliothek den Stipendiaten5).

Textkritischer Apparat

  1. medicus, statt medicinae… professor, UAM I-III- 19,1.
  2. Deo vivat Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA2 55, dort auch zum Wappenbrief.
  2. Vgl. UAM I-III-19,1 fol. 19r-v.
  3. Pölnitz, Matrikel 1542, 580,4. Die Matrikel enthält die Beifügung pauper.
  4. Belegt u. a. durch die Pisaner Matrikel von 1551, vgl. Weigle, Deutsche Studenten Pisa 205, Nr. 165. Gryll beschrieb die Reise ausführlich in seiner Antrittsvorlesung.
  5. Biographisches Lexikon 158. Zur Stiftung vgl. Real, Stipendienstiftungen 62-66. Vgl. auch Mößmer, Ärzte, Bürger, Herzöge 189-195.

Nachweise

  1. UAM I-III-19,1 fol. 19r-v; Clm 2105 fol. 46v, Nr. 180; Oefeleana 300 p. 105; Cgm 3017 fol. 16r; Mederer, Annales I, 262f.; Götz, ULF 192.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 230† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0023009.