Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 227† Hohe Schule 1560

Beschreibung

Gedenkinschrift für Nicolaus Gaudanus. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Rotmar, Almae.

  1. Nicolavs Gaudanus, doctor, theologus reuerendae Societatis Iesu; vir fuit summae moderationisa), et qui caeteris viuendi norma rectissima praeluxit. Hic, vt consuleret profectui iuuenum, ethica theologicis iunxit et fontes actionum moralium etb) politicarumb) ex sacris literis deprompsit. In quibus omnibus cum fructus auditoribus ter maximos attulisset et innumeros humanitate et dexteritate docendi inuitasset, Viennam Austriae subc) obedientia concessit, atque inde legatus imperatorius Wormatiam ad comitia cum se contulisset, ibid) precibus Louaniensium theologorum euictus consensu superiorise) Louanium abiit, vbi posteaquamf) annos aliquotg) auctamh) religionem strenue propugnasset, e viuisi) omnibus ecclesiae sacramentis rite susceptis excessit, anno M. D. LX.

Übersetzung:

Nikolaus Gaudanus Doktor, Theologe von der hochwürdigen Gesellschaft Jesu. Er war ein Mann von größter Mäßigung, der seinen Mitmenschen mit seiner ganz geradlinigen Lebensweise ein leuchtendes Beispiel gab. Um den Fortschritt der jungen Menschen zu fördern, verknüpfte er die Ethik mit der Theologie und leitete die Ursprünge ethischen und politischen Verhaltens aus der Heiligen Schrift her. Nachdem er in allen diesen (Vorlesungen) seinen Hörern ungeheuren Nutzen gebracht und mit seiner hohen Bildung und Gewandtheit im Lehren unzählige (weitere Personen zur Teilnahme daran) eingeladen hatte, begab er sich unter der Verpflichtung zum Gehorsam nach Wien in Österreich; und als er sich von dort als Kaiserlicher Gesandter zur Versammlung nach Worms begeben hatte, ließ er sich dort von den Bitten Löwener Theologen erweichen, und ging mit der Einwilligung seiner Oberen, nach Löwen. Nachdem er dort einige Jahre lang die (inzwischen wieder) fest gegründete (katholische) Religion eifrig verteidigt hatte, schied er, nach dem gehörigen Empfang aller (dafür vorgesehenen) Sakramente der Kirche, im Jahre 1560 aus dem Leben.

Kommentar

Über Kindheit und Jugend des Nicolaus Floris, genannt Gaudanus, ist nichts bekannt. 1545 tritt er in die Gesellschaft Jesu ein und kam 1550 als Nachfolger des Alfons Salmeròn nach Ingolstadt. Er immatrikulierte sich am 16. Oktober 1550 an der Hohen Schule1). 1552 ging er nach dem Abzug der Jesuiten mit Petrus Canisius nach Wien. 1557 nahm er am Wormser Religionsgespräch teil. Daran anschließend kam er an das Jesuitenkolleg nach Löwen. Entweder war das Todesdatum auf der Ingolstädter Gedenktafel unrichtig oder die Abschrift ist fehlerhaft, denn Gaudanus ging 1562 nachweislich als päpstlicher Legat heimlich nach Schottland, um Maria Stuart aufzusuchen. Er verstarb am 10. November 1565 in Löwen2).

Textkritischer Apparat

  1. considerationis Clm 1381.
  2. Fehlt den Handschriften.
  3. debita folgt zusätzlich in den Handschriften.
  4. Fehlt Clm 1381 und AHG III, 11,1.
  5. superiorum Clm 2105, Clm 1381 und Mederer, offensichtlich richtig.
  6. postquam Clm 2105 und AHG III, 11,1; fehlt Clm 1381.
  7. aliquos alle Handschriften.
  8. avitam AHG III, 11,1.
  9. omnibus ... susceptis fehlt in den Handschriften.

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel 1550, 666,13. Hier wird Nikolaus Gaudanus fälschlich als der erste Jesuit an der Hohen Schule bezeichnet.
  2. Biographisches Lexikon 125.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 195r; Clm 2105 fol. 302v; Clm 1381 fol. 96r; Rotmar, Almae fol. 110v; Mederer, Annales I, 229; Ostermair, II. Stadtviertel 14; Verdière, Université 232f. (in französischer Übersetzung).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 227† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0022704.