Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 223† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1558

Beschreibung

Stifterinschrift der Neffen des Jakob Jonas mit Sterbevermerk für ihn. Ehemals Wappengrabtafel an der Wand (Mederer); Chor, Südseite (Gerstner); an einer Säule im Chor (Bergmann), Läutturm (Ostermair). Metall (Mederer/Gerstner) mit erhabenen Buchstaben, oben zunächst durchgehende Zeilen, dann ab obiit, zwei vom Wappen geteilte Kolonnen1). Jakob Jonas war vor dem Hochaltar bestattet.

Beschreibung und Text nach Bergmann, Wappen nach Oefeleana 300.

  1. magnifico nobilitate et eruditione eminentissimoa) viro,domino Jacobo Jonae jure consultob), trium linguarumperitissimo, Ferdinandi caesaris augusti a consiliis secretis et procancellario aulico multisque aliisdignitatibus perfuncto, de republica christiana optimemerito, tristes nepotes gratitudinis ergo statuere.obiitc) pié in Chri//sto Abenspergae die / XXVIIId) mensis de//cembr(is) dum caesarem / licet afflicta // valetudine pro solitae) fide ad comitia / Augustae in//dicta sequere/tur anno // do(mi)nif) M.D.LVIII.d) / anima vivat // Christog).

Übersetzung:

Dem großartigen, durch Edelmut und Gelehrsamkeit überaus herausragenden Mann, Herrn Jakob Jonas, Rechtsberater, in drei Sprachen sehr kundig, Mitglied des Geheimen Rats des erhabenen Kaisers Ferdinand und sein Hofvizekanzler, der viele andere Würden ausfüllte, dem um die Christenheit sehr Verdienten, haben die traurigen Neffen aus Dankbarkeit (dieses Denkmal) gesetzt. Er ist fromm in Christus gestorben, zu Abensberg am 28. Dezember, als er, trotz angegriffener Gesundheit, seiner gewohnten Treue gemäß, dem Kaiser zu der in Augsburg angesagten Reichsversammlung folgte. Im Jahre des Herrn 1558, seine Seele lebe bei Christus.

Wappen:
Jonas2).

Kommentar

Bergmann hatte seine Lesung des Denkmals vom Stadtpfarrer von St. Moritz, Maximilian Freiherrn von Gravenreuth.

Jakob Jonas war Rat und Vizekanzler Kaiser Ferdinands I. Er wurde um 1500 in Götzis bei Feldkirch in Vorarlberg geboren. Er hatte an den Universitäten Wittenberg und Leipzig unter anderem bei Philipp Melanchthon Theologie studiert, trat jedoch bereits 1526 als vehementer Verfechter des Katholizismus auf. Er sollte daraufhin Anwalt des geistlichen Rechts werden und studierte in Tübingen, wo er auf Empfehlung Kaiser Ferdinands I. einen Lehrauftrag für Hebräisch erhielt. Um 1530 heiratete er Anna Elisabeth Eisengrein, sie hatten mindestens vier Söhne. 1532 wurde er zum Doktor der Rechte promoviert. 1533 ist er als Kanzler des Bischofs von Konstanz nachweisbar. Seit 1538 war er Assessor des Fränkischen Kreises beim Reichskammergericht. 1543 wurde er Hofvizekanzler Kaiser Ferdinand I. Er wurde Mitglied der Juristischen Fakultät der Wiener Universität. Er galt als großer Förderer der Jesuiten. Verstorben ist er auf der Reise zum Reichstag in Augsburg 1558 in Abensberg und wurde in der Universitätskirche in Ingolstadt bestattet3). Die Neffen, die das Grabmal setzten, waren vermutlich Balthasar und Martin Eisengrein (vgl. Nr. 296), die Söhne des Bruders seiner Ehefrau, Martin Eisengrein, Bürgermeister von Stuttgart.

Textkritischer Apparat

  1. Bergmann führt den Text bis hier in Großbuchstaben an.
  2. Jure Consulto fehlt Cgm 3368.
  3. Ab hier bei Bergmann in Kolonnen, die durch das Wappen geteilt werden. Teilung durch das Wappen und Zeileneinteilung durch Bergmann durch // (Wappen) bzw. / Zeilentrennung wiedergegeben.
  4. Arabische Zahlzeichen in den Handschriften.
  5. solida zu solita verbessert, Clm 2105; solida Cgm 3368.
  6. Fehlt Cgm 3368.
  7. anima vivat Deo Oefeleana 300 anima Deo vivat, Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Vgl. Mederer, Annales I, 255; Gerstner, Frauenkirche 54. Bergmann, Verzeichnis 230. Bergmann scheint zunächst Fließtext ohne Rücksicht auf den Zeilenumbruch zu bieten, erst ab der Schreibweise in Kolonnen gibt er die Textdisposition wieder. Für den Hinweis auf den Abdruck bei Bergmann sei Frau Mag. Gertrude Mras, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsstelle Inschriften, ÖAW, herzlich gedankt.
  2. Siebmacher Bg1 26.
  3. Zur Vita vgl. NDB 10, 593.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 14v, Nr. 48; Oefeleana 300 p. 35f.; Cgm 3368 fol. 9r; Cgm 3017 fol. 4v; Bergmann, Verzeichnis 230; Götz, ULF 208; Götz, Grabsteinbuch 39.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 223† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0022308.