Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 222† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau (1557)

Beschreibung

Grabinschrift des Johann Baptist Lochner. Ehemals in der dritten südlichen Langhauskapelle von Westen. Das Epitaph trug vermutlich eine Darstellung der Auferstehung des Fleisches nach Ez 37, auf diese Bibelstelle bezieht sich der zweite Teil der überlieferten Inschrift.

Text nach Ostermair.

  1. I.

    Terram terra petit, nos, qui sub sole creati,terra sumus, terram mox subiisse decet.En igitur solo repetamus corpore terram,mentem, quam finxit, servet ab orbe Deus.Sic erit impuro contenta cadavere terra,sic Deus et partem possidet ipse suam.

  2. II.

    Vos super inducam carnes nervosque cutemque et vivetis, ait Deus ossibus, atque super vos spiritus exibit, quo me dominum esse sciatis. Sic quoque surgemus, suprema ubi venerit hora iudicii, qua nos Christi tuba sacra vocabit.

Übersetzung:

Erde strebt nach Erde. Wir, die wir unter der Sonne geschaffen sind, sind Erde, so ist es nur recht und billig, dass wir unter die Erde gekommen sind. Aber halt: Lasset uns nur mit dem Leibe nach der Erde streben – den Geist möge Gott, der ihn gebildet hat, vom Erdenrund erretten. Dann wird sich die Erde mit dem unreinen Leichnam zufriedengeben, so besitzt aber auch Gott seinen Teil selbst. (I) „Fleisch, Sehnen und Haut werde ich über euch breiten, und ihr werdet leben“, sprach Gott zu den Knochen, „und der Geist, durch den ihr erkennen könnt, dass ich der Herr bin, wird sich über euch ergießen.“ So werden auch wir uns erheben, sobald die letzte Stunde des Gerichts, zu der uns die heilige Posaune Christi rufen wird, gekommen ist. (II)

Versmaß: Distichen. (I)

Kommentar

Die bildliche Darstellung des Epitaphs zeigte - nach dem Text zu schließen – die Ezechielvision von der Auferweckung Israels (vgl. Ez 37, vgl. zur Darstellung z. B. Nr. 439).

Die Zuweisung dieser Inschrift zum Grabdenkmal des Johann Baptist Lochner erfolgt nach den Angaben von Mederer und Ostermair, ebenso die Datierung. Über Johann Baptist Lochner ist nur bekannt, dass er aus Augsburg stammte. Eine Verbindung zur Universität lässt sich nicht herstellen. Laut Mederer verstarb er am 20. August 1557, auch Mederer konnte keine Verbindung Lochners zur Universität herstellen.

Nachweise

  1. Cgm 5068 p. 3 (nur I.); Mederer, Annales I, 250f.; Ostermair, Stadtpfarrkirche 41f.; Götz, ULF 194.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 222† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0022209.