Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 213 Oberhaunstadt, Pfk. St. Willibald 1554

Beschreibung

Gießerinschrift und Bibelzitat auf einer Glocke. Bibelzitat (I) zwischen einem Zopfsteg und einem Kordelsteg. Direkt darunter zwischen Festons Abdruck einer Medaille mit Fürstenbild, einer Medaille mit Doppeladler, Abdruck eines Wallfahrtszeichens (?) und Engelskopf. Am Wolm Gießerinschrift (II).

Maße: Dm. 69 cm, H. 52 cm, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I. Inschrift an der Schulter:


    PINa) . DER . BEG . DIE . BARHEID . VND . DAS . LEBEN . NIEMANT. KVMT . ZV . DEM . VATER . DANDVRCHb) . // MICH .

  2. II. Inschrift am Wolm:


    IN GOTDES NAMENa) . FLOSICHc) . KASPER DIEDERICH GOS MICH ZV INGOLSTAT . ZV DER ZEIT WART GERANIMVS AVFFGHRECH . KHASTNER VECZ . AMAN . WOLFF . SCHNELd) . ỊṆ DER KIRCHENPROSTe) . M . D . LIIIId) .

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Joh 14, 6. (I)

Kommentar

Die Kapitalis zeigt eine teilweise sehr unregelmäßige Ausprägung, einige Buchstaben sind aus der Achse gekippt, wohl eine Folge des Gießvorgangs. Die Buchstaben wirken sehr linear ohne große Abweichungen in der Strichstärke z. B. bei Bögen. A hat als einziger Buchstabe eine verstärkte Linksschräge. Einige Buchstaben wie V oder I zeigen Serifen. Mit den Schriften auf den anderen in Ingolstadt erhaltenen Werken Dietrichs ist die Schrift wegen des Größenunterschieds (vgl. Nr. 226) und den abweichenden technischen Anforderungen an Stück- bzw. Glockenguss (Nr. 246) kaum vergleichbar.

Die auf der Glocke genannten Kirchenpröpste, Vecz (vielleicht für Wenzel?) Aman und Wolf Schnell, dürften wohl die zu dieser Zeit in Oberhaunstadt tätigen Kirchenpfleger gewesen sein. Der Kastner Geranimus (Hieronymus) Auffgrech (Aufrecht) ist jedenfalls nicht der auch für Oberhaunstatt zuständige Verwalter des Ingolstädter Kastenamtes1), auch sonst ist kein herzoglicher Kastner dieses Namens zu dieser Zeit nachweisbar, so dass es sich wohl um einen anderen Vermögensverwalter gehandelt haben muss.

Noch 1552 war Caspar Dietrich als Geschützgießer in München eingetragen. Die Kirchenglocke in Oberhaunstadt dürfte zusammen mit der in Pförring2) einen seiner ersten Glockengüsse darstellen. Bereits hier zeigt Dietrich seine Vorliebe für das Auflegen von Gegenständen als Zierrat.

Zu Caspar Dietrich in Ingolstadt Nr. 356.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner Doppelpunkte.
  2. Sic, ohne Wortabstand, der folgende Worttrenner ein Glöckchen, das letzte Wort darunter in einer zweiten Zeile.
  3. Sic, ohne Wortabstand.
  4. Folgender Worttrenner Glöckchen.
  5. Sic!

Anmerkungen

  1. Von 1552 bis 1573 war Michael Glück Kastner in Ingolstadt Vgl. Nr. 253.
  2. Pförring, Lkr. Eichstätt, Pfk. St. Leonhard. Vgl. dazu Wolfsfellner, Die Chronik des Marktes Pförring 14 (www.pfoerring.de, aufgesucht 30. Juni 2014). Als Text der Glockeninschrift am Wolm wird angegeben: „Compana Loquitur Vox mea Sublimi Depellit nubella Hoc michi Naturae Visgenuina Dedit“ und „In Gottes Nahmen goss mich Caspar Dietrich zu Ingolstadt“, an der Flanke ein Kruzifix mit Maria und Johannes und an der Schulter die Inschrift: „ecce Crucem Domini vugite partes adversae. Vincit Leo de Tribu Juda. Aleluja“.

Nachweise

  1. Ernst, Heimatbuch Oberhaunstadt 194f.; DiB I.1 (Ingolstadt) 586 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 213 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0021300.