Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 212 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1554

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Epitaph des Georg Weber, seiner Ehefrauen Barbara, geb. Braun (Bräun), und Barbara, geb. Schellnecker, sowie seines Sohnes Johann. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, fünfter Pfeiler von Westen, Westseite. Ehemals im äußeren Kreuzgang (Clm 2105). Hochrechteckige Platte mit halbrundem Aufsatz. Unten zwischen zwei Palmettenornamenten in schlichter Rahmenleiste Inschrift in zehn Zeilen (I), darüber in einer Rundbogennische Engel mit Wappen, in den Bogenzwickeln links ein Männerkopf im Profil, rechts ein Totenkopf, dazwischen Inschrift (II) auf Spruchband. Im mit Profil abgeschlossenen Auszug über zwei Bändern mit Blattornamenten Haupt Christi mit Dornenkrone. Kalkstein.

Maße: H. 131 cm, B. 81 cm, Bu. 3 cm (I), 2,4 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Anno d(omi)nia) · 1554 · den · 28 · Januarij · starb de(r) / Erber vnd wolgeacht · Georg weber · vischer / Dem got genedig seijb) · Im 1532 · / Jar · an sant Gallen tag · starb die Erberrc) frau / Barbara Praeunind) · sein eliche hausfr(au) de(r) got gnade) / Darnach Im 15<74 Jar 16 tag> / starb die Erber fraw Barbara Schellnegkerinf) sein eliche hausfrau · der gott genedig seij · / Anno · 15<72 jar Johannes weber> / starb derg)

  2. II.

    MEMENTOh) // MORIi) .

Datum: 1532 Oktober 16.

Wappen:
Weber1).

Kommentar

Die Gotische Minuskel zeigt einen teils sehr bewussten Einsatz von Einzelformen, so ist das g für gewöhnlich mit einem nach links abgeknickten unteren Bogen versehen, der in einer nach rechts umgebogenen Zierlinie endet. Bei got und dem zweiten g von Georg wird bewusst eine andere, vermutlich als auszeichnend begriffene Form mit weitem unteren Bogen, der am Ansatz zum Schaft durch einen Sporn betont wird, gewählt. Ähnliches gilt vielleicht für das einzige einstöckige a im Text beim Heiligennamen Gallen. e kommt sowohl in einer Form mit oben an einem Schaft ansetzenden, zu einem Bogen umgewandelten Bogenabschnitt und Schaft vor als auch mit einem zu einem nach innen durchgebogenen senkrechten Zierstrich umgewandelten Schaft. Alle h tragen einen ebenfalls nach links durchgebogenen, unter die Linie reichenden Zierstrich am Bogen. r kommt sowohl als Schaft-r als auch als Bogen-r vor. Zahlreiche Versalien zeigen einen Zieranstrich, der meist nach links umgebogen ist. Ganz ähnliche Formen zeigt das Denkmal für Anna Maria Riederer (Nr. 207), so dass hier ein Werkstattzusammenhang zu vermuten ist.

Das Denkmal trägt eine Vielzahl von Studentengrafitti.

Ein Fischer namens Georg Weber ist 1544 bei der Verlesung einer neuen Fischereiordnung als Vertreter der Fischer belegt2). Barbara Weber, die Witwe des Georg (also wohl Barbara, geb. Schellnegker), ist 1561 durch einen Zinsverkauf nachweisbar3).

Textkritischer Apparat

  1. Paragraphenförmige Worttrenner.
  2. Als Abschluss paragraphenförmiger Worttrenner mit Zierschleife nach rechts.
  3. Schaft-r gefolgt von Bogen-r.
  4. e über a übergeschrieben.
  5. Einstöckiges a, gefolgt von rundem d auf der Randleiste, unter dem d ein Punkt.
  6. Der Bogen des n schließt direkt an das l an, sein erster Schaft fehlt.
  7. Der Nachtrag folgt nicht dem vorgegebenen Formular.
  8. Text durch Zierschleife unterbrochen.
  9. O von MEMENTO und M von MORI nur teilweise ausgeführt, von Randleiste abgeschnitten.

Anmerkungen

  1. Geschrägte Ruder mit darüber gelegtem Weberschiffchen.
  2. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 323.
  3. Vgl. StadtA Ingolstadt Urkunde A 179 vom 1. November 1561.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 386; Clm 2105 fol. 216, Nr. 470; Cgm 3017 fol. 59v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 32, Nr. 68 (Erwähnung); Kdm OBB I (Ingolstadt) 44; Kögerl, Garnisonskirche 103; Götz, Grabsteinbuch 30f.; Koller, Grabsteine 92, 93 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 212 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0021201.