Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 211† Pfk. St. Moritz 1553

Beschreibung

Grabinschrift auf der Grabplatte des Erasmus Wolf. Laut Popp unter den Platten, die im Hof zwischen der Moritzkirche und dem Pfarrhof als Bodenpflaster benutzt worden waren, unter diesen Platten die Nr. 141): Laut Popp Platte mit Wappenschild in der Mitte, darüber Inschrift I, zu Popps Zeiten noch gut leserlich, darunter die von Rotmar überlieferte Inschrift II, zu Popps Zeiten bereits gänzlich unleserlich, von ihm aber als diese Inschrift identifiziert.

Beschreibung, Wappen und Text mit Zeilenumbrüchen nach Popp (I). Text nach Rotmar (II).

  1. I. Über dem Wappen:


    Magister Erasmus / Wolfius, Landsbergensisa) / Canonicus ad Sanctum / . Mauricium Augustae et / pastor divi Mauricii in / Ingolstat cumb) biennium Praefuisset ecclesiae / suae vita functus est / XVIII Januarii anno MDLIII.

  2. II. Unter dem Wappen:


    Sub hac humo pius iacetEt doctus et vir candidus, Mystes Erasmus Wolfius;Mens huius, ut viuat DeoMoriture Lector dic precesc).

Übersetzung:

Magister Erasmus Wolf aus Landsberg, Vizekanzler, Kanoniker an Sankt Moritz in Augsburg und bei demselben (d. h. dem Hl. Moritz) in Ingolstadt Pfarrer für zwei Jahre. Er starb im Jahre 1553. (I)

Unter dieser Erde ruht fromm der sowohl gelehrte als auch aufrichtige Mann, der Priester Erasmus Wolf. Damit sein Geist bei Gott lebe, sprich ein Gebet, todgeweihter Leser. (II)

Versmaß: Jambischer Dimeter. (II)

Wappen:
Wolf2).

Kommentar

Für Erasmus Wolf sind vier inschriftliche Denkmäler überliefert (die drei vorhergehenden und diese Nummer), von einer Gedenktafel in der Hohen Schule berichtet Mederer, ohne allerdings den Text zu bieten. Diese Häufung an Totengedächtnismalen für eine Person ist in Ingolstadt nicht ungewöhnlich (vgl. z. B. die Memoria für Johann Eck (Nr. 166-168)). Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass die sehr kursorischen Angaben, die einige Überlieferungen machen (vgl. Nr. 209†, 210†) nur die Zusammenfassung bzw. Inhaltsangabe einer Inschrift darstellen und daher nicht alle überlieferten Texte tatsächlich als Denkmäler ausgeführt waren.

Erasmus Wolf immatrikulierte sich am 11. April 1535 an der Hohen Schule3). Er stammte aus Landsberg am Lech, war Kanoniker von St. Moritz in Augsburg4), Professor der Philosophie, 1543 Rektor der Universität. 1544-52 war er außerdem Regens des Georgianums, ohne jedoch bis 1549 die für dieses Amt vorgeschriebene Priesterweihe empfangen zu haben. Er stiftete ein Stipendium am Georgianum für einen Studenten aus seiner Familie oder seiner Heimatstadt Landsberg5). Er war einer der ersten Förderer der Jesuiten. Unter ihrem Einfluss änderte er sein Leben, empfing die Priesterweihe und folgte 1552 Petrus Canisius als Vizekanzler der Universität und Pfarrer von St. Moritz nach6). Laut Mederer und der Universitätsmatrikel verstarb er am 18. Januar 1553.

Textkritischer Apparat

  1. Vicecancellarius zusätzlich Mederer.
  2. parochus ad eundem Ingolstadii per biennium obiit MDCLIII abweichend bei Mederer.
  3. Bei Rotmar und Mederer nur die Verse überliefert.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Einleitung 28.
  2. Aus einer Schildteilung wachsender Wolf.
  3. Pölnitz, Matrikel 1535, 526,3.
  4. Vgl. Haemmerle, Canoniker Chorherrnstifte 135, Nr. 575.
  5. Vgl. Schmid, Georgianum 38, Real Stipendienstiftungen 54-56.
  6. Vgl. Buxbaum, Petrus Canisius 109-111.

Nachweise

  1. DAEI, Pfarrarchiv St. Moritz Akt. V 272, Beilage Popp p. 2, 3; Rotmar, Annales fol. 120v; Mederer, Annales I, 235; Mederer, St. Moritz, in: Unterhaltungsblatt (1873) 143; Götz, Moritzkirche 94f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 211† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0021102.