Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 207 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1553

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Wappengrabtafel der Anna Maria Riederer. Chor, Nordwand, westlich des Eingangs zur Sakristei. Hochrechteckige Platte, unten Schrifttafel mit Inschrift in sechs Zeilen, darüber, zwischen zwei Säulen mit Kompositkapitellen, ein Putto im Harnisch der zwei Wappenschilde hält. Kalkstein.

Maße: H. 70 cm, B. 57 cm, Bu. 2,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. A(n)no d(omi)ni · 1 · 5 · 53 · den · 14 · Augusti starb de(s) Edln vnd vest=a)/ Veit Riedrer zu parr F(ürstlicher) Rat · vnd Ober Richter zu Ingl/stat · vnd Sabinae geborne vo(n) Mugkenthal · seiner / eheliche(n) Hausfraue(n) · Ain dochter Anna · Maria · All/hie begraben · Derea) Gott genedig sein wolle / Amenb) ·

Wappen:
Riederer zu Paar1), Muggenthal2).

Kommentar

Die Schriftformen dieser Platte, eine Gotische Minuskel mit einigen Sonderformen, genannt sei hier als Beispiel e in einer Form mit oben an einem Schaft ansetzenden zu einem Bogen umgewandelten Bogenabschnitt und Schaft und auch mit einem zu einem nach innen durchgebogenen senkrechten Zierstrich umgewandelten Schaft, ähnelt sehr den Schriftformen auf der Platte für Georg Weber und seine Ehefrauen (Nr. 212), so dass hier ein Werkstattzusammenhang vermutet werden darf.

Ein Veit Riederer zu Paar3) hatte sich am 10. Mai 1538 an der Hohen Schule immatrikuliert4). 1546 heiratete er Sabina von Muggenthal. Sie hatten zwei Söhne, Hans Werner und Hans Georg. Daneben weist Lieb noch eine Tochter nach; es ist nicht klar, ob es sich um die hier genannte frühverstorbene Tochter Anna Maria handelte oder eine weitere, die das Erwachsenenalter erreichte; jedenfalls ist bei Bucelin keine Tochter genannt5). Veit Riederer war 1553 bis 1560 Oberrichter in Ingolstadt. Er starb 15616). Seine Witwe heiratete daraufhin Wolfgang Dietrich von Seiboldsdorf. Sie starb 1604, für sie hat sich ebenfalls ein Denkmal in der Franziskanerklosterkirche erhalten (vgl. Nr. 407)7).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. In der Mitte der Zeile, gefolgt von Abschlussornament.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 53.
  2. Siebmacher Bay 48.
  3. (Unter-)baar, Hofmark, heute Baar, Lkr. Aichach-Friedberg/Schw., vgl. HAB Schwaben 2 (Rain) 31f.
  4. Pölnitz, Matrikel 1538, 346,21.
  5. Vgl. Bucelin Germania III,2 134.
  6. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 100. Veit Riederer musste sein Amt aufgeben, da die Stadt mit seiner Amtsführung nicht zufrieden war.
  7. Zu den genealogischen Fragen vgl. Hundt/Libius Stammenbuch III, 584f.; Cgm 2290/23 fol.13r und Bucelin, Germania III, 2 154.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 375; Clm 2105 fol. 202r-v, Nr. 441; Cgm 3017 fol. 54v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 11, Nr. 11; Kdm OBB I (Ingolstadt) 48; Kögerl, Garnisonskirche 75.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 207 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0020708.