Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 206† Hohe Schule 1552

Beschreibung

Gedenkinschrift für Claudius Iaius (Le Jay). Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?). Laut Rader verbunden mit einer Darstellung des Namens Jesu an Stelle eines Wappens, also vermutlich dem Jesuitischen IHS-Monogramm. Holztafel (?).

Text nach Rader.

  1. Claudius Iaius Sabaudus, theologus, doctor et professora) Societatis, virb) placidissimorum morum et qui doctrinam cum pietate perpetuo coniunxit. Hic, si quispiamc) alius, in hac schola sanctitatis opinionemd) apud summos, mediose), infimos sibi comparauit: cunctis aequè carus et salutaris; qui etiam ex prima decade fuitf) eorum, qui sanctaeg) Societatis Iesu autores et fundatores extiterunt. Hinch) euocatus Viennam Austriaei) ad ea, quae semper in pectore tenuit et ob oculos habuit, aeterna migrauit gaudia, anno millesimo quingentesimo quinquagesimo secundo.

Übersetzung:

Claude Le Jay aus Savoyen, Theologe, Doktor und Professor der Gesellschaft, ein Mann von sehr großer Sanftmut und zugleich ein Mensch, der Gelehrsamkeit stets mit Frömmigkeit zu verbinden verstand. Dieser hat sich, wenn überhaupt jemand, an dieser Hohen Schule bei den Höchsten, den Mittleren und den Niedrigsten gleichermaßen den Ruf der Heiligmäßigkeit erworben: Allen war er gleich lieb und hilfreich. Auch war er einer jener ersten zehn Männer, die Väter und Gründer der heiligen Gesellschaft Jesu waren. Nach Wien in Österreich berufen, zog er im Jahre 1552 in die ewigen Freuden ein, die er immer im Herzen getragen und vor Augen hatte.

Kommentar

Claudius Iaius (Claude Le Jay) stammte aus Vers les Jays in Savoyen. Er schloss sich 1534 in Paris dem Hl. Ignatius von Loyola an, gehörte also zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft Jesu. Er war auch unter den ersten von Ignatius und Papst Paul III. nach Deutschland gesandten Jesuiten. Bereits 1542 wirkte er in Regensburg. Im März 1543 wurde er vom Magistrat aus Regensburg ausgewiesen und kam zum ersten Mal nach Ingolstadt, wo er predigte, Exerzitien abhielt und von den Professoren der Universität eingeladen wurde, Vorlesungen zu halten. 1544 wurde er zu Otto Truchsess von Waldburg, Bischof von Augsburg, gesandt und wirkte auf mehreren Synoden, unter anderem als Bischof Ottos Prokurator auf dem Konzil von Trient und auf dem Wormser Reichstag (1545). Auf Bestreben König Ferdinands sollte er Bischof von Triest werden, verweigerte jedoch die Annahme des Bischofsstuhles. Als Herzog Wilhelm IV. von Bayern um die Entsendung von Lehrern an die Hohe Schule bat, wurde Le Jay 1549 vom Hl. Ignatius für diese Aufgabe ausgewählt. Auf seinen Wunsch wurden ihm zwei weitere Jesuiten, der Hl. Petrus Canisius, den er in Worms kennengelernt hatte, und Alfons Salmeròn, beigegeben. Le Jay kam Anfang 1550 nach Ingolstadt, wurde jedoch bereits im Sommer 1550 von Papst Julius III. aus Ingolstadt nach Augsburg abberufen und durch einen anderen Pater, Peter Schorich oder Nikolaus Gaudanus (Nr. 227†), ersetzt, 1551 ging Le Jay nach Wien, dort erkrankte er 1552 und verstarb am 6. August1).

Textkritischer Apparat

  1. sacrosanctae folgt zusätzlich in den Handschriften.
  2. Dei folgt zusätzlich in den Handschriften und bei Alegambe.
  3. quis die Handschriften.
  4. opiniorum die Handschriften.
  5. et folgt zusätzlich in den Handschriften.
  6. fuit decade die Handschriften.
  7. S.S. die Handschriften.
  8. hic vermutlich Verschreibung oder übersehene n-Kürzung, die Handschriften.
  9. Hier wohl zur Unterscheidung von Vienne, Dep. Isère/F.

Anmerkungen

  1. Zu Le Jay vgl. Biographisches Lexikon 204-206 unter Jaius; Duhr, Geschichte I, 15-24; Kausch, Geschichte 34f.; zum Todesdatum Fejer, Defuncti 126, Bangert, Claude Jay Part I, passim.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 194v; Clm 2105 fol. 302r; Clm 1381 fol. 107r; Rader, Bavaria pia 129f.; Alegambe, Bibliotheca 82; Verdière, Histoire 276 (nach Rader in französischer Übersetzung).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 206† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0020609.