Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 205† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau (1552)

Beschreibung

Grabinschrift des Kaspar Hermann bzw. Stifterinschrift seiner Ehefrau Margarethe, geb. Pemfelder auf einem Epitaph. Genauer Standort unbekannt. Das von Ostermair herangezogene Verzeichnis von 1634 gibt als bildliche Darstellung einen Gnadenstuhl an1).

Text nach Mederer.

  1. Hanc prope, quam cernis, lector moriture tabellam,Gasparis Hermanni mortua membra iacent.vir pius et doctus, pulchrae virtutis amator,hoc dum fastoso vixit in orbe, fuit:impiger ad summi titulum properabat honoris,cum venit in media mors odiosa via.et bene propositi retrahit vestigia cursus,vta) bona non apto tempore multa rapit.Hoc illi coniunx posuit gemebunda sepulchrumfecitb) et officii pro ratione sui.

Übersetzung:

Nahe bei der Platte, die du siehst, todgeweihter Leser, liegen die toten Glieder des Kaspar Hermann. Er war ein frommer und gelehrter Mann, ein Liebhaber der schönen Tugend, solange er auf dieser eitlen Erde lebte. Voller Eifer eilte er zum Titel der höchsten Ehre, als ihm mitten auf dem Weg der verhasste Tod entgegentrat und die Schritte seines gut geplanten Lebenslaufes anhielt, wie er denn (überhaupt) zur Unzeit viele Güter raubt. Dies Grab hat ihm seine Ehefrau unter Seufzern setzen lassen, und dies hat sie nach Maßgabe ihrer Pflicht getan.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Ein Kaspar Hermann aus Aibling2) immatrikulierte sich am 9. Oktober 1542 an der Hohen Schule3). Er hatte vorher in Tübingen studiert. 1544 ließ er sich in das Gremium der Artistenfakultät aufnehmen und heiratete die Ingolstädterin Margarethe Pemfelder, mit der er drei Töchter hatte. Da er auf Grund seiner Studien in Tübingen im Verdacht stand, ein versteckter Lutheraner zu sein, erreichte er trotz mehrerer Bewerbungen keine Lektur an der Artistenfakultät. Es steht zu vermuten, dass er an einer der höheren Fakultäten weiter studierte (vgl. auch die Grabinschrift); Schöner in Biographisches Lexikon vermutet, er habe Medizin studiert. Schöner gibt den 21. September 1552 als Hermanns Todesdatum an4).

Textkritischer Apparat

  1. et Götz.
  2. flevit Götz.

Anmerkungen

  1. Vgl. (Ostermair), Geschichte Stadtpfarrkirche 294, Nr. 2.
  2. Bad Aibling, Lkr. Rosenheim.
  3. Pölnitz, Matrikel 1542, 587,23.
  4. Biographisches Lexikon 180f.

Nachweise

  1. Cgm 5068 p. 3; Rotmar, Annales fol. 119v-120r; Mederer, Annales I, 231; Ostermair, Unterhaltungsblatt (1895) 84; Götz, ULF 192f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 205† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0020500.