Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 197† Pfk. St. Moritz 1548

Beschreibung

Stifterinschrift des verlorenen Grabdenkmals des Wolfgang Koesinger (Kesinger). Über einem Beichtstuhl. Marmor (Clm 2105). Laut Hieronymus Fröschl (vgl. Anm. 3) in einem Kirchlein, vermutlich dem Angstkirchlein, auf dem Moritzfriedhof.

Text nach Clm 2105.

Schriftart(en): Kapitalis (?)1).

  1. Guolphgango Koesingero, patria Wemdingensi, sacrae Romanae caesareae maiestatis a secretis ac ilustrissimi Guilielmo utriusque Bavariae principis à consiliis, qui, cum annos aetatis LXXV. magna cum integritate vitae variaque rerum maximarum experientia foelicitera) superasset, piè defuncto. uxor et haeredes moesti pietatis ergo monumentum fieri curaverunt. Exemptusb) est rebus humanis annoc) salute mundi MDXXXXVIII pridie idus novembrisd).

Übersetzung:

Dem Wolfgang Koesinger aus Wemding2), der Heiligen Römischen kaiserlichen Majestät Sekretär und des durchlauchtigsten Wilhelms, Fürst beider Bayern, Rat. Nachdem er das 75. Lebensjahr durch einen überaus unbescholtenen Lebenswandel und durch die mannigfache Erfahrung größter Ereignisse glücklich hinter sich gebracht hatte, nach seinem Hinscheiden, haben seine Frau und die Erben traurig dieses Monument des Gedenkens gesetzt. Er wurde von den menschlichen Leiden am Vortag der Iden des Novembers im Jahre des Heils der Welt 1548 befreit.

Datum: 1548 November 12.

Kommentar

Wolfgang Koesinger (Kesinger) war Sekretär der Kaiser Maximilian I. und Karl V.3). Seine Ehefrau war Margareta, eine Tochter des Ingolstädter Bürgermeisters Georg Schober d. Ä. (vgl. Nr. 187). Deshalb wählte er Ingolstadt vermutlich zu seinem Altersruhesitz. Sie hatten eine Tochter Margareta, die den Juristen Albrecht Reiffenstein ehelichte, aber keine männlichen Nachkommen. Laut Hieronymus Fröschl lag Wolfgang „begraben in dem kleinen Kirchlein, so auf sant Moritzen Kirchhof stehet, dahin seine Hausfrau einen schönen Stein in die Mauer setzen lassen. Die Literas romanas hab ich dem Steinmetzten darauf entworfen und sein Wappen unter sich gekehrt, dieweil er der letzt seines Namens gewest…“4). Der Augsburger Jurist und Sohn Annas, der Schwester der Ehefrau Wolfgang Koesingers, ist demnach als Autor der Grabinschrift und Entwerfer des Grabdenkmals belegt. Vermutlich gehörte er zu den im Grabdenkmal genannten Erben.

Textkritischer Apparat

  1. foeliciter mit oe-Enklave, so gezeichnet in Clm 2105.
  2. mortuus Cgm 3017 und Cgm 3368; mortuus zu exemptus verbessert Clm 2105.
  3. a zusätzlich Cgm 3368.
  4. aetat(is) LXI zusätzlich Cgm 3368.

Anmerkungen

  1. Laut Fröschl (vgl. Anm. 4) Literas romanas.
  2. Wemding, Lkr. Donau-Ries/Schw.
  3. So war er z. B. an den Verhandlungen mit den Kurfürsten um die Wahl Karls V. beteiligt. Vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Karl V. Bd. I, 162-164.
  4. Vgl. Roth, Augsburger Jurist 76 (zu 11. Margareta).

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 180v; Cgm 3017 fol. 45v; Cgm 3368 fol. 65r; Götz, Grabsteinbuch 77.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 197† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0019703.