Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 181† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1546

Beschreibung

Sterbeinschrift des Johann Jakob Prosinger von Sternenberg. Ehemals an einer Säule im Westen der Kirche (Mederer); bei Gerstner nicht mehr aufgenommen, vermutlich bereits verloren.

Text nach Mederer.

  1. Caesareasa) acies dum fulmina bellicab) terrentHessiaci e castris plurima missa ducis,occidit hic miles primo sub flore iuuentae,sulphureus fregit fortia membra globus.Nunc quamvis doleant crudelia fata parentes,solatur luctus unica caussa graues,quod magni auspicio et quod Caesaris arma secutus,vulnere non turpi fortiter occubuit.Obiit Calendis Septembris 1546c)

Übersetzung:

Als die Blitze des Krieges das kaiserliche Heer erschreckten, die vom Lager des Hessenführers überaus zahlreich gesandt wurden, ist auch dieser Soldat in der ersten Blüte der Jugend gefallen. Eine schwefelige Kugel brach die kräftigen Glieder. Wie sehr auch das grausame Schicksal die Eltern nun betrauern, so tröstet über die schwere Trauer ein einziger Grund, nämlich dass er mit großen Aussichten und weil er dem Kaiserlichen Heer folgte, tapfer durch eine nicht schändliche Wunde gefallen ist. Er ist an den Kalenden des September 1546 gestorben.

Versmaß: Distichen.

Datum: 1546 September 1.

Kommentar

Johann Jakob Prosinger von Sternenberg gehört zu den vor Ingolstadt gefallenen Soldaten des kaiserlichen Heeres im Schmalkaldischen Krieg (vgl. auch Nr. 182†-186†). In der ersten Phase des Krieges, dem sog. Donaufeldzug, lag in der Stadt Ingolstadt eine offiziell neutrale, bayerische Besatzung. Teile der kaiserlichen Truppen lagerten ab Anfang August 1546 vor der Stadt. Das Hauptheer kam Mitte August nach. Am 24. August schlugen die Truppen des Schmalkaldischen Bundes ihr Heerlager bei Nassenfels an der Schutter auf. Bei dem in der Inschrift erwähnten Hessenführer handelt es sich um Landgraf Philipp von Hessen, einen der führenden Köpfe des Schmalkaldischen Bundes. Am 31. August begann die sog. Ingolstädter Kanonade, in der die Schmalkaldischen Truppen das kaiserliche Lager beschossen. Die Scharmützel dauerten bis zum 4. September an. Da sie den Kaiser nicht veranlassen konnten, sich einer Feldschlacht zu stellen, zogen die Truppen des Bundes dann Richtung Nördlingen ab. Die kaiserlichen Truppen lagerten noch bis Mitte September vor Ingolstadt1).

Die Soldaten, die Grabdenkmäler bzw. Gedenkinschriften in Ingolstadt bekamen, waren also Opfer der Ingolstädter Kanonade. Da sie keine Verbindung zu Ingolstadt hatten und ihre Herkunft meist nur schwer einzuordnen ist – zumal wenn es sich um jung verstorbene, nachgeborene Söhne handelte –, ist eine Identifizierung der Toten nur schwer möglich, obwohl davon ausgegangen werden muss, dass es sich um die Söhne adeliger oder zumindest vermögender Familien handelte. Nur solche hatten die finanziellen Mittel und die Möglichkeit, ihren Angehörigen in der Ferne ein Grabdenkmal oder zumindest eine Gedenkinschrift zu setzen.

Ein Jacob Prosinger ist von 1534 bis 1545 als Amtmann in Ettenheim2) belegt. 1545 wurde er in den rittermäßigen Adelsstand, wohl mit dem Prädikat Sternenberg, erhoben3). Bei diesem Jacob könnte es sich um den Vater des Verstorbenen gehandelt haben. Erstaunlich ist, dass als Todestag Jakobs, ebenso wie Simons von Schönberg (vgl. die folgende Nummer) der 1. September angegeben wird, ein Tag, den alle Quellen übereinstimmend als ruhig bezeichnen. Vermutlich kam man erst an diesem Tag dazu, die Gefallenen zu bergen.

Textkritischer Apparat

  1. Joanni Jacobo prosyngero á Sternenberg maesti parentes poni curarunt davor Cgm 5068.
  2. bellica fulmina Cgm 5068.
  3. Fehlt Rotmar; Anno Sal(utis) M.D.XLVI. Kal(endis) Sept(embris) (etcetera) Cgm 5068.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 1002f. mit weiterer Literatur; vgl. auch Schüz, Donaufeldzug 34-45.
  2. Ortenaukreis/Baden-Württemberg.
  3. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch I, 162.

Nachweise

  1. Cgm 5068 p. 1; Rotmar, Annales fol. 112; Mederer, Annales I, 201; Ostermair, Stadtpfarrkirche 53; Ostermair, Militärische Verhältnisse 127f. (nach Mederer); Götz, ULF 201.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 181† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0018101.